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Zum Gebet gefaltete Hände auf einer Bibel Zum Gebet gefaltete Hände auf einer Bibel 

Gletscher-Requiem gerät in theologische Kritik

Nachdem in der vergangenen Woche auf der Zugspitze ein ökumenisches Gletscherrequiem stattgefunden hat, mit dem die beiden großen Kirchen auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen wollten, kommt nun Kritik auf. So hat der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück die Trauerfeiern für Gletscher als „theologisch abenteuerlich“ bezeichnet.

Die Begräbnisliturgie werde in der Kirche traditionell gefeiert, um die Toten „der ewigen Ruhe und dem Gedächtnis Gottes“ zu empfehlen. In einem Gastbeitrag für die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ am Dienstag schrieb Tück: „Wie will man das auf sterbende Gletscher beziehen? Soll etwa das, was im Diesseits wegschmilzt, im Jenseits einen neuen Ort bekommen?"

„Trauerfeiern“ für Gletscher laden das Thema Klimawandel aus seiner Sicht emotional auf und würden „den apokalyptisch gefärbten Klimaaktivismus theologisch“ unterfüttern, so der Theologe laut katholisch.de.

Dabei äußerte er den Verdacht, „dass der Relevanzverlust, den die Kirchen in ihrem Kernbereich, der Rede von Gott und Jesus Christus, von Sünde und Erlösung, von Gericht und Vollendung hinnehmen müssen, durch geschmeidige Anpassung an ökologische Imperative kompensiert werden soll".

Wie die Kirche stattdessen handeln sollte

Der Ambo der Kirche solle laut Tück nicht zum politischen Rednerpult werden. Stattedessen sieht er es als Aufgabe der Kirche, „die Frage nach der Schöpfungsverantwortung des Menschen zu stellen und zu einer kritischen Selbstrevision – nicht vor dem Klima, sondern vor Gott – einzuladen“.

Im christlichen Gottesdienst gehe es darum, dem Schöpfer für die vielfältigen Gaben der Erde zu danken und den Menschen zu einem verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung anzuleiten. Das kirchliche Gebet erinnere an die Differenz zwischen Gott und Mensch und könne Anstoß zur Selbstbegrenzung im Umgang mit der Natur sein.

Ein positives Beispiel stellt für Tück in diesem Zusammenhang die Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus dar. Darin habe der Pontifex der Sorge um das gemeinsame Haus der Erde Ausdruck verliehen und eine ökologieverträgliche Politik angemahnt. Außerdem seien „strategische Allianzen mit Umweltschutzvereinen" zu  begrüßen, so Jan-Heiner Tück. Diese führten der Gesellschaft die Dringlichkeit des Problems vor Augen.

(katholisch.de – md)

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02. August 2023, 13:28