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„Klimakrise verlangt nach neuer Schöpfungstheologie“

Die Klimakrise verlangt eine tiefe theologische Reflexion auf die Verantwortung christlicher Theologie an dieser Krise und auf mögliche theologische Ansätze, die einen Ausweg aus Resignation, Apathie und Zynismus weisen.

Das betonte die Dresdener Theologin Julia Enxing am Dienstagabend bei einem Vortrag an der Universität Wien. Es brauche eine neue Schöpfungstheologie, die sich nicht an den üblichen Paradigmen wie jener der Gottebenbildlichkeit des Menschen und dem göttlichen Herrschaftsauftrag über die Welt orientiert, sondern die diese übersteigt: „Es geht um eine Hoffnung, die Trauer, Wut und Zweifel nicht vergisst, aber nicht verzweifelt, sondern ins Handeln weist“, so Enxing. Solche Potenziale böten etwa die biblische Apokalyptik oder auch die Psalmen.

Viel wissen genügt nicht

Religion sollte eine Ressource der Schöpfungsbewahrung und der Einsicht in die „Mitgeschöpflichkeit“ - und nicht einer Zerstörung der Lebensgrundlagen Vorschub leisten, so die Theologin, die zugleich einen „Mangel an ökologischer Herzensbildung“ attestierte. Es genüge nicht, einfach nur viel über die Klimakrise und deren Zusammenhänge zu wissen - man müsse sich auch „berühren lassen vom Schicksal der Geschöpfe und der unbelebten Natur, von ihrem Leben, Leiden und Sterben“. Darin bestünde laut Enxing auch eine große Chance einer schöpfungstheologischen religiösen Bildung.

Erst unter Papst Franziskus und speziell mit seiner Enzyklika „Laudato si‘“ habe die Kirche auch lehramtlich jene wichtige Kehrtwende vollzogen, die den Blick von einem „starken Anthropozentrismus“ hin zu einem größeren Krisenbewusstsein, der Einsicht in die eigene Verantwortung an der Krise und auf eine neue Form des gleichrangigen Miteinanders von Mensch und Schöpfung gelenkt habe. Noch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) und lehramtliche Texte bis in die 1980er Jahre hinein hätten an einem schöpfungsblinden Anthropozentrismus festgehalten und den Mensch über die Natur erhoben.

„Schöpfungsblinder Anthropozentrismus“

Dagegen müsse eine zeitgemäße Schöpfungstheologie die Schöpfung selbst als Ort der Offenbarung Gottes verstehen lernen. „Das Auslöschen dieser Schöpfung bedeutet damit auch ein Auslöschen von Offenbarungsmöglichkeiten. Eine Theologie, die die Inkarnation nur als Menschwerdung begreift, ist verkürzt und trägt das Risiko in sich, die Vielfalt der Offenbarungsmöglichkeiten Gottes auf ein Minimum zu beschränken.“

Enxing äußerte sich im Rahmen der aktuell laufenden Ringvorlesung „Klimagerechtigkeit und Religion“ der Katholischen Fakultät.

(kap – sk)
 

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14. Dezember 2023, 10:12