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Sr. Georgina und Sr. Flora erneuern ihre Gelübde in der Pfarrei Al Kashafa Sr. Georgina und Sr. Flora erneuern ihre Gelübde in der Pfarrei Al Kashafa
#SistersProject

Schwestern vom Heiligen Herzen: Ein Rettungsanker für südsudanesische Flüchtlinge

In den großen Flüchtlingslagern im Sudan, in denen Hunderttausende vor Krieg und Gewalt geflohene Südsudanesen Zuflucht fanden, leben die Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu Seite an Seite mit den Vertriebenen. Sie bieten ihnen nicht nur spirituellen Beistand, sondern schenken ihnen auch menschliche Nähe und neue Hoffnung.

Sr. Paola Moggi, CMS – Südsudan

In den überfüllten Flüchtlingslagern im Sudan, wo Gewalt an der Tagesordnung ist und es auch am Lebensnotwendigsten fehlt, helfen die Schwestern vom Heiligen Herzen Jesu (SHS) Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Die südsudanesische Ordensgemeinschaft, die in Lagern wie Al Kashafa tätigt ist, bietet Tausenden von Vertriebenen, die durch jahrzehntelange Konflikte ihr Zuhause verloren haben, spirituelle Unterstützung, Traumabegleitung und praktische Hilfe an.

Spirituelle und praktische Hilfe

Die Präsenz der Schwestern ist im Bundesstaat An-Nil al-abyad (Weißer Nil) von großer Bedeutung. Sie unterstützen Geflüchtete in Al Kashafa und in benachbarten Lagern wie Gemeyia und Jorry. Dort leiten sie Katechese-Programme, besuchen Kranke und spenden all jenen Trost, die unter Hunger, Missbrauch und der emotionalen Last der Vertreibung leiden. „Unser Hauptdienst besteht darin, diesen Menschen zuzuhören, die wirklich leiden“, sagt Schwester Georgina Victor Nyarat, die seit Dezember 2023 in Al Kashafa tätig ist.

Sr. Georgina legt den Weg in ein anderes Flüchtlingslager auf einem Karren zurück, der von einem Esel gezogen wird
Sr. Georgina legt den Weg in ein anderes Flüchtlingslager auf einem Karren zurück, der von einem Esel gezogen wird

Von der Vertreibung zum Dienst

Die 1954 von Bischof Sixtus Mazzoldi im Südsudan gegründete Ordensgemeinschaft hat Krieg und Vertreibung am eigenen Leib erlebt. Nachdem die Schwestern 1964 vor dem ersten Bürgerkrieg im Sudan geflohen waren, suchten sie Zuflucht in Uganda, bevor sie in den Südsudan zurückkehrten – nur um bei Ausbruch des zweiten Bürgerkriegs im Sudan 1983 erneut fliehen zu müssen. Seitdem sind sie bei ihrem Volk geblieben und haben im wahrsten Sinn des Wortes Grenzen überschritten, um ihre Mission fortzusetzen.

Nach der Eskalation der Gewalt im Südsudan im Jahr 2016 hat Bischof Daniel Adwok Kur aus Khartum die Schwestern gebeten, sich um die Flüchtlinge in der Region des Weißen Nils im Sudan zu kümmern. Sie ließen sich in Al Kashafa nieder, einem Lager, in dem über 150.000 Südsudanesen leben. Dort sind die Schwestern in behelfsmäßigen Unterkünften aus Plastikplanen untergebracht. Doch so provisorisch die Unterkunft auch sein mag: die Anwesenheit der Schwestern ist für die Vertriebenen ein wahrer Rettungsanker.

Diskriminierung bekämpfen und unmittelbare Bedürfnisse stillen

Die Schwestern leisten dort nicht nur Betreuungsdiesnte – sie sind auch Vermittlerinnen in einem angespannten Umfeld, in dem die Flüchtlinge von den Gemeinden, die sie aufnehmen, oft misshandelt werden. Schwester Mary Achwany George, die seit 2016 in Al Kashafa arbeitet, hat beobachtet, dass südsudanesische Flüchtlinge Diskriminierungen ausgesetzt sind, beispielsweise Beschränkungen beim Sammeln von Brennholz und Wasser. „Viele werden mit Vergewaltigung und Missbrauch bedroht, sollten sie das Lager verlassen wollen“, erzählt sie. Trotz dieser Herausforderungen bieten die Schwestern diesen leidgeprüften Menschen durch Gebet und Solidarität Zuflucht und Hoffnung.

Die Schwestern helfen auch dort, wo die Lebensmittelrationen knapp sind. Das Welternährungsprogramm (WFP) bietet etwas Linderung, aber die Engpässe halten an und zwingen die Flüchtlinge, als Tagelöhner für wenig Geld zu arbeiten. „Der Stress und die Frustration können vor allem für junge Menschen oft so unerträglich werden, dass sie krank werden“, sagt Sr. Mary.

Sr. Maria und eine Frau beten vor einer Hochzeit. in der Barmherzigkeitskapelle  im Lager Jorry.
Sr. Maria und eine Frau beten vor einer Hochzeit. in der Barmherzigkeitskapelle im Lager Jorry.

Glauben und Hoffnung teilen

Inmitten dieser Schwierigkeiten hilft die Anwesenheit der Ordensfrauen den Flüchtlingen, aus ihrem Glauben die nötige Kraft zu schöpfen, um durchzuhalten. „Anfangs standen diese Menschen der Kirche nicht nahe“, erinnert sich Sr. Georgina. „Aber jetzt beten sie gerne mit uns.“ Jedes Jahr besucht Bischof Daniel Adwok die Lager, um das Sakrament der Firmung zu spenden und den Menschen als Seelsorger zur Seite zu stehen.

Wie Schwester Mary betont, sind die Flüchtlinge oft bereit, das Wenige, das sie haben, mit den Neuankömmlingen aus dem Sudan teilen: „Mit dem Wenigen, das sie haben, helfen die südsudanesischen Flüchtlinge auch den sudanesischen Vertriebenen, die in die Lager kommen. Sie sagen uns: ‚Gott ist hier, und eines Tages werden wir nach Hause zurückkehren.‘“

(vaticannews - skr)
 

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09. Mai 2025, 08:00