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Kardinal Arborelius Kardinal Arborelius 

„Nichts unversucht lassen, die Migranten zu integrieren“

Kardinal Anders Arborelius, Bischof von Stockholm und erster Kardinal Schwedens, hat sich im Interview mit dem „bonifatiusblatt“ zur Situation der katholischen Kirche in Schweden, seiner persönlichen Zukunft und Papst Leo XIV. geäußert. Der 75-Jährige, der sein Rücktrittsgesuch eingereicht hat, sieht in der Einwanderung eine wesentliche Triebkraft für das Wachstum der Kirche in seinem Land.

Auf die Frage, wie er seine Einordnung als „besonnener Mensch“ und als gleichermaßen beliebt bei „Konservativen wie Progressiven“ beurteile, sagte der Kardinal, er sei dagegen, Kardinäle in solche Gruppen einzuteilen. „Denn in manchen Fragen sind wir ja als Christen sehr traditionell, sehr konservativ vielleicht, und in anderen Fragen nicht“, so Arborelius. Er versuche, sich nicht in „politische Terminologien“ einordnen zu lassen, da deren allzu sorglose Verwendung letztlich auch die Kirche selbst prägen könnte.

Der Kardinal beschrieb seine Teilnahme am Konklave, bei dem Papst Leo XIV. gewählt wurde, als ein „einmaliges Privileg und eine Gnade“. Die Atmosphäre in der Sixtinischen Kapelle sei sehr feierlich gewesen, und alle hätten gespürt, dass dies „das Arbeitsfeld des Heiligen Geistes“ sei. Es sei Gott, der durch den Heiligen Geist helfe, denjenigen zu wählen, der „zuvor schon von Gott erwählt worden war“.

Papst als tiefgläubigen und demütige Person beschrieben

Arborelius kannte Robert Francis Prevost, den späteren Papst, bereits aus seiner Zeit als Präfekt des Bischofs-Dikasteriums. Er beschrieb ihn als eine tiefgläubige und demütige Person, die gleichzeitig über große Fähigkeiten verfüge. Er habe „allen zugehört“ und seine Ansichten nie in den Vordergrund gestellt. Nach seiner Wahl sei der Papst noch einmal ins Dikasterium gekommen, um sich zu bedanken.

Offen und dialogfähig... Kardinal Arborelius beim Konsistorium zu seiner Kardinalskreierung
Offen und dialogfähig... Kardinal Arborelius beim Konsistorium zu seiner Kardinalskreierung

Mit Blick auf das Pontifikat von Papst Leo XIV. verband Kardinal Arborelius die Hoffnung, dass dieser die Einheit in der Kirche und in der Welt fördern werde. Er bezeichnete den neuen Papst als „einen Mann des Dialogs“ und betonte dessen Bemühungen, gute Beziehungen zum Judentum zu stärken und den Vatikan als Ort für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine anzubieten. Arborelius sieht in ihm viele Gaben, die ihm helfen werden, sich für Frieden und Gespräch einzusetzen.

Konversion zum Katholizismus

Der Kardinal sprach auch über seine Konversion zum katholischen Glauben im Alter von 20 Jahren, die durch seine Freundschaft mit den Birgittinnen-Schwestern in Lugano geprägt wurde. Er habe verstanden, dass die katholische Kirche „die Kirche ist, die Christus gegründet hat und zu der ich gehöre“. Er sehe sich nicht als von der lutherischen Kirche weg-, sondern zur katholischen Kirche hin-konvertiert. Seine Biografie habe seine positive Einstellung zur Ökumene geprägt. Er freue sich über das, was die Kirchen gemeinsam hätten, auch wenn es dogmatische und ethische Unterschiede gebe. Er betonte, es sei wichtig, dass die christlichen Kirchen „zusammen als christliche Kirchen den Menschen helfen, Jesus kennenzulernen“.

Großer Wachstum

Ein wesentlicher Teil des Interviews befasste sich mit der katholischen Kirche in Schweden, die in den letzten 15 Jahren von 40.000 auf 131.000 Gläubige gewachsen ist. Das Wachstum sei nicht auf Konvertierungen zurückzuführen, die sich auf etwa 100 pro Jahr beschränkten, sondern auf die Einwanderung. Für die Kirche sei es wichtig, Migranten in die Gemeinschaft aufzunehmen und zu integrieren. „Denn meistens, wenn man als Migrant kommt, fühlt man sich ein bisschen zweitrangig, zweitklassig. Und darum dürfen wir nichts unversucht lassen, um die Migrantinnen und Migranten in den Gemeinden zu integrieren, damit sie auch uns helfen können, unseren Glauben zu leben“, so der Kardinal.

Arborelius verwies auf Herausforderungen, darunter die geringe Anzahl an Gotteshäusern in Schweden. Er betonte die Wichtigkeit der Unterstützung durch das Bonifatiuswerk und das Diaspora-Kommissariat der deutschen Bischöfe, nicht nur für den Bau neuer Kirchen, sondern auch für pastorale Einsätze und die Bezahlung der Priester. Er hob auch den Wert der persönlichen Beziehungen hervor, die durch diese Unterstützung entstünden.

Zu seinen Zukunftsplänen erklärte der 75-jährige Kardinal, dass sein Rücktrittsgesuch zwar angenommen worden sei, er aber noch im Amt bleibe, bis der Papst einen Nachfolger gefunden habe. Er hoffe, danach ins Karmeliterkloster in Norraby zurückkehren zu können, wo er früher schon gelebt hatte.

(pm - mg)

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06. August 2025, 11:48