Bätzing bei Herbst-Vollversammlung: „Der Papst ist doch kein Zauberer“
„Wir sind sehr, sehr dankbar dafür, dass Papst Leo die Verantwortung für die Weltkirche übernommen hat“, sagte Bischof Bätzing vor den Medienleuten. Er habe vor einigen Wochen selbst die Gelegenheit gehabt, mit dem Papst zu sprechen. Dieser sei erstaunt gewesen, dass mit 20 Millionen Zuschauern ein Viertel der Deutschen seinen ersten Auftritt auf der Loggia des Petersdoms mitverfolgt habe: Ein Zeichen der Sympathie, so Bätzing. „Und ich konnte im Gespräch auch wirklich wahrnehmen, dass der Papst eine große Sympathie für unser Land hegt; möglich machen will, dass wir mit ihm einen guten Gesprächsfaden aufnehmen können.“
Auch der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Vatikan an diesem Montag habe deutlich gemacht, dass der Papst eine bedeutende Rolle als Vermittler in Konflikten und Krisensituationen in der Weltpolitik spielen könne: „Das ist eine Erwartung“, unterstrich Bätzing in Fulda.
Keine Kopie von Franziskus
Dabei sei Leo keine Kopie von Franziskus, doch stelle er sich in seine Kontinuität, was an wichtigen Punkten wie der Friedensbotschaft und seinem Eintreten für Synodalität deutlich werde, so Bätzing. Die Aufregung um das jüngste Interview des Papstes könne er nicht vollständig nachvollziehen, ließ der Limburger Bischof weiter durchblicken:
„Manchmal frage ich mich, was ist eigentlich die Erwartung, die Menschen haben an einen solchen neuen Papst, dass der jetzt wie ein Zauberer alle Dinge auf die eine Seite oder die andere Seite löst. Der Papst sieht, dass es Spannungen in der Kirche gibt, dass es Polaritäten gibt, und er will verbinden. Das ist die ganz klare Botschaft, die er setzt. Und das ist auch sein Auftrag, bei dem wir ihn unterstützen wollen.“ Der Papst müsse die Weltkirche im Blick behalten, erinnerte Bischof Bätzing.
Rom soll Positionen zusammenführen
Zwar habe das Kirchenoberhaupt bislang keine größeren Änderungen angestoßen, doch gelte dies beispielsweise auch für das Dokument „Fiducia Supplicans" von Franzikus - es ermöglicht katholischen Priestern, Paare zu segnen, die gemäß der kirchlichen Lehre nicht verheiratet sind, einschließlich gleichgeschlechtlicher Paare - das Papst Leo er unangetastet gelassen habe. Es gebe also keinen Grund, die in Deutschland erarbeitete Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft" zurückzunehmen, betonte der Limburger Bischof. Das Papier, das sich als Orientierungshilfe zu Segnungen unter anderem von gleichgeschlechtlichen Paaren versteht, sei in enger Abstimmung mit der vatikanischen Behörde für die Glaubenslehre erarbeitet worden: „Wir haben keine Rituale veröffentlicht für irgendwelche Segnungen, sondern legen die Verantwortung für die Gestalt eines solchen Segens in die Hand der Seelsorgerinnen und Seelsorger“, so der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz weiter. Rom habe die Aufgabe, bei auseinanderdriftenden Positionen in der Weltkirche Lösungen anzubahnen.
Die Wahrnehmung für verschiedene Geschwindigkeiten in der Weltkirche schlage sich jedenfalls auch im deutschen Diskurs nieder. So seien Erwartungshorizonte beispielsweise in der Frage nach einer Regelung für die Segnung homosexueller Paare zurechtgerückt worden, „mit Respekt vor der Weltkirche und dem Willen, auch die Einheit stark zu machen“, sagte die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, auf Nachfrage von Journalisten.
Pläne für Synodalkonferenz
Wie Bischof Bätzing in seinem Statement weiter betonte, halte man auch an den Plänen für eine künftige nationale Synodalkonferenz nach wie vor fest. Zunächst gelte es, eine Satzung für das Gremium zu erarbeiten, dessen Vorhaben „ganz in der Linie der Synode“ liege und auch in enger Abstimmung mit Rom erarbeitet werden solle. „Der Papst unterstützt das“, so Bätzing. Des Weiteren sei ein Dokument in Arbeit, mit dem synodale Entscheidungswege auch auf Ebene der einzelnen Diözesen und Pfarreien verankert werden könnten.
Katastrophale Situation in Gaza
Die Weltlage bereite den Bischöfen Sorgen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz insbesondere mit Blick auf die Konflikte in der Ukraine und in Gaza. Unter anderem wollen die Bischöfe im Rahmen ihrer Vollversammlung auch eine Erklärung zur Nahost-Krise vorlegen. In Gaza herrsche derzeit ein unendliches Elend: „Es ist menschenverachtend, was im Moment im Gazastreifen geschieht. Zehntausende Unschuldige haben ihr Leben gelassen. Viele erleiden Hunger. Jetzt sind Hunderttausende auf der Flucht und wissen nicht, wohin.”, unterstrich der Bischof. Die Zweistaatenlösung sei die einzige Lösung dafür, dem palästinensischen Volk eine Zukunft zu geben, plädierte Bätzing am Montag.
Demokratie in Deutschland wahren
Gleichzeitig mahnte er, sich dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland entgegenzustellen. In diesem Zusammenhang kritisierte er die AfD als „Spalter“ scharf und rief dazu auf, ihr keine Stimme zu geben. Zwar sei es wichtig, dass die Kirche mit potenziellen AfD-Wählern im Dialog bleibe, allerdings sei der völkische Nationalismus der AfD mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild nicht vereinbar.
„Es ist entscheidend, dass die demokratische Mitte zusammensteht und sich nicht auseinandertreiben lässt", betonte Bätzing. Die katholische Kirche wolle zur Stärkung von Dialog und Demokratie beitragen. Dies habe er zuletzt auch im Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zugesagt.
Unter den Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen es umzugehen gelte, zählte Bischof Bätzing auch die aktuelle wirtschaftliche Lage, die Zollpolitik und ihre Auswirkungen sowie die globalen Fragen um Sicherheit, Krieg und Frieden auf. Ebenso wollten die Bischöfe über einen Text zum Wehr- und Freiwilligendienst beraten: „Wir brauchen eine wehrhafte Demokratie und wir wollen einen Sozialstaat“, plädierte er. Dessen Last müsse jedoch gerecht unter den Generationen verteilt werden.
Viele Themen auf dem Tisch
Weitere Themen der Beratungen sollen unter anderem eine Auswertung von Seelsorge und kirchlichem Handeln in der Corona-Zeit sein, aber auch ein tiefergehender Austausch über die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt durch Priester und Kirchenmitarbeitende, der Umgang mit Migration und Überlegungen über die Sendung der Kirche inmitten einer säkularen Gesellschaft. Am Dienstag will die Konferenz über Konsequenzen einer Studie zu Religion und Kirche in Deutschland beraten, der zufolge es immer weniger Kirchenmitglieder geben wird. Außerdem berät die Vollversammlung eine Stellungnahme der deutschen Bischöfe zum Wehr- und Freiwilligendienst.
Offiziell eröffnet wurde die bis Donnerstag laufende Tagung der 58 Orts- und Weihbischöfe am Abend mit einem Festgottesdienst im Fuldaer Dom.
(vatican news/kna - cs)
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