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Das Fraumünster in Zürich Das Fraumünster in Zürich 

Schweiz: Deutlich weniger Kirchenaustritte, Mitgliederzahlen sinken weiter

Die beiden großen Kirchen in der Schweiz haben 2024 deutlich weniger Austritte verzeichnet als im Vorjahr. Das zeigt die am Freitag veröffentlichte Kirchenstatistik des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI). Während die Austrittszahlen zurückgehen, setzt sich der langfristige Trend sinkender Mitgliederzahlen fort – bedingt durch weniger Taufen, weniger kirchliche Trauungen und eine schwächer werdende Bindung jüngerer Generationen.

Nach einem Austritts-Rekordjahr 2023, das von der Veröffentlichung der Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche geprägt war, brachen die Zahlen 2024 deutlich ein. Die katholische Kirche verzeichnete mit 36.782 Austritten einen Rückgang von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2023: 67.497). Auch in der evangelisch-reformierten Kirche gingen die Austritte zurück, um 18 Prozent auf 32.561 (2023: 39.517).

„Ungewöhnlich hohe Austrittswelle im Jahr 2023 war eine Ausnahme“

Beide Kirchen verlieren weiter Mitglieder

„Die ungewöhnlich hohe Austrittswelle im Jahr 2023 war eine Ausnahme“, erklärt SPI-Direktor Arnd Bünker. Dennoch bleibe der längerfristige Trend erkennbar: Sowohl die katholische als auch die reformierte Kirche verlieren weiterhin Mitglieder. 2024 zählte die katholische Kirche noch 2,73 Millionen Mitglieder (2023: 2,8 Millionen), die reformierte Kirche 1,78 Millionen (2023: 1,86 Millionen).

Arnd Bünker
Arnd Bünker
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Ein Grund für den Rückgang liegt neben den Austritten im demografischen Wandel: Mehr Sterbefälle als Taufen belasten die Statistik. Bei den Sakramenten setzt sich der Negativtrend fort: Die katholische Kirche meldete 13.548 Taufen (2023: 15.142) und 1.846 Trauungen (2023: 2.234). Bei den Reformierten waren es 7.111 Taufen (2023: 8.216) und 1.547 Trauungen (2023: 1.897). Damit können die jüngeren Jahrgänge die Verluste der älteren nicht mehr ausgleichen.

Hier hören Sie das Interview dazu mit Arnd Büncker von Mario Galgano

Stabile Entwicklung bei Katholiken

Trotz dieser Entwicklung bleibt der Anteil der Katholikinnen und Katholiken stabil, betonte das SPI. Das Wachstum verschiebe sich jedoch in jene Regionen, in denen die Bevölkerung stark zunimmt.

Reaktionen

Kirchenvertreter reagierten mit klaren Worten auf die Zahlen. Bischof Beat Grögli (St. Gallen), in der Schweizer Bischofskonferenz für pastorale Fragen zuständig, sagte: „Es hilft nichts, vor den langfristigen Trends, die von der Statistik klar belegt werden, die Augen zu verschließen. Fragen wir vielmehr: Wie wollen und wie können wir Kirche sein, wenn wir kleiner werden und weniger Geld haben?“ Man müsse sich dieser Herausforderung synodal stellen, „im aufmerksamen Hören – auch auf die Stimmen derer, die in der heutigen Kirche etwas vermissen“.

„Hören – auch auf die Stimmen derer, die in der heutigen Kirche etwas vermissen“

Urs Brosi, Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ), sprach von einer notwendigen „strukturellen Vorbereitung auf das Kleinerwerden“. Ziel müsse sein, „dass die Kirche geordnet schrumpft und dabei ihre Stabilität behalten kann“. Gerade katholische Migrantinnen und Migranten hätten hohe Erwartungen an die Kirche als lebendige Glaubensgemeinschaft. Deshalb brauche es klare Vorstellungen, wie kirchliches Leben in einigen Jahren gestaltet werden solle.

Auch die evangelisch-reformierte Kirche reagierte. Stephan Jütte, Leiter des Bereichs Theologie und Ethik, betonte: „Und auch wenn wir kleiner werden, bleibt unser Auftrag groß: Kirche für alle Menschen in dieser Gesellschaft zu sein – dort, wo Sinn, Gerechtigkeit und Hoffnung gefragt sind.“

„Auch wenn wir kleiner werden, bleibt unser Auftrag groß: Kirche für alle Menschen in dieser Gesellschaft zu sein – dort, wo Sinn, Gerechtigkeit und Hoffnung gefragt sind“

(pm - mg)

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26. September 2025, 12:17