Suche

Otfried Höffe: Die hohe Kunst der Weisheit: Kleine Philosophie der Lebensklugheit. C.H.Beck, 2025. 248 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-95976-196-3. Otfried Höffe: Die hohe Kunst der Weisheit: Kleine Philosophie der Lebensklugheit. C.H.Beck, 2025. 248 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-95976-196-3. 

Buchtipp: Die hohe Kunst der Weisheit

In einer Zeit, die von exponentiellem Wissen und digitaler Unübersichtlichkeit geprägt ist, erscheint die Weisheit als rare, fast altmodische Währung. Genau hier setzt Otfried Höffe, einer der prominentesten Moralphilosophen des deutschsprachigen Raumes, mit seinem jüngsten Werk an.

Die hohe Kunst der Weisheit: Kleine Philosophie der Lebensklugheit ist keine klassische Abhandlung, sondern eine elegante Gebrauchsanweisung, die den Schatz antiker Philosophie für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts hebt.

Höffe nimmt den Leser mit auf eine Reise, die bei den griechischen Ursprüngen – den Sieben Weisen und Sokrates – beginnt und sich über die aristotelische Phronesis (praktische Klugheit) bis zu Denkern wie La Rochefoucauld und Schopenhauer erstreckt. Sein zentrales Anliegen ist die Wiederbelebung der Unterscheidung zwischen bloßem Fachwissen und der „hohen Kunst der Weisheit“. Während Wissen technologisch vervielfältigbar ist, erfordert Weisheit eine existenzielle Kompetenz: die Fähigkeit, im Angesicht des Unwägbaren und der eigenen Grenzen das Gute zu erkennen und es in die Tat umzusetzen.

Von der Theorie zur Praxis

Höffe kritisiert die moderne Philosophie dafür, dass sie die praktische Lebensklugheit zugunsten der bloßen theoretischen Erkenntnis vernachlässigt hat. Er definiert Weisheit als die „Kunst, sich im Leben zurechtzufinden und es auf vernünftige Weise zu gestalten“. Diese Klugheit impliziert nach Höffe stets eine moralische Dimension: Klug ist nur, wer das eigene Glück nicht auf Kosten anderer verfolgt.

Das Buch überzeugt durch seine klare Struktur und Höffes unverkennbar elegante, zugängliche Sprache. Er schreckt nicht vor komplexen historischen Querverweisen zurück, serviert diese jedoch so präzise, dass sie stets der praktischen Frage dienen. Dabei beleuchtet er auch die „dunklen Seiten“ der Klugheit – etwa, wie Vorsicht in Ängstlichkeit oder diplomatisches Geschick in Zynismus umschlagen kann.

„Wahre Lebensklugheit beginnt dort, wo man die eigenen Grenzen erkennt und nicht nur nach dem Was des Lebens, sondern auch nach dem Wie fragt.“

Besonders lesenswert sind die Passagen, in denen Höffe auf die Rolle der belehrten Unwissenheit (nach Nikolaus von Kues) eingeht: Wahre Klugheit manifestiere sich nicht im Besitz letzter Antworten, sondern in der ständigen Bereitschaft zur Korrektur des eigenen Wissens. An den deutschen Kardinal und Denker Kues erinnerte der Papst übrigens jüngst in einer Ansprache

Fazit: Ein notwendiger Kompass

Die hohe Kunst der Weisheit ist ein überfälliger Kompass für jeden, der inmitten von Informationsüberfluss nach Orientierung sucht. Höffe liefert eine philosophisch fundierte und dennoch handhabbare Anleitung, die weder zum esoterischen Selbstoptimierungswahn noch zum akademischen Elfenbeinturm führt. Es ist ein Plädoyer dafür, dass die Philosophie ihre ureigenste Aufgabe wiederentdeckt: die Menschen in der Kunst des guten, klugen und verantwortungsvollen Lebens zu unterweisen. Ein Meisterstück der praktischen Philosophie.

Zum Mitschreiben

Otfried Höffe: Die hohe Kunst der Weisheit, Kleine Philosophie der Lebensklugheit. Erschienen im Verlag C.H.Beck 2025. ISBN: 978 3 406 83102 7

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

27. Oktober 2025, 08:56