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Archivbild: Bischof Stephan Ackermann (rechts) Archivbild: Bischof Stephan Ackermann (rechts)  (AFP or licensors)

D: Bischof Ackermann bittet Betroffene um Verzeihung

Bischof Stephan Ackermann hat am Donnerstag eine tief bewegte Stellungnahme zum Zwischenbericht der historischen Studie über den sexuellen Missbrauch im Bistum Trier veröffentlicht. Die Studie, die die Amtszeiten seines Vorgängers, Reinhard Marx, und seine eigene bis 2021 untersucht, zeige erneut das immense Leid der Betroffenen und die Versäumnisse der kirchlichen Verantwortungsträger auf.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Dass es mich sehr bewegt hat, den 139 Seiten umfassenden Text zu lesen, können Sie sicher nachvollziehen“, erklärte Ackermann.

Er drückte seinen tiefen Respekt für die Betroffenen aus, die sich trotz der Sorge, ihnen werde nicht geglaubt, zur Anzeige und zum Gespräch bereit erklärt hätten. Zugleich äußerte er Traurigkeit über die Verbrechen und die „Grenzen, an die ich persönlich und diejenigen, die seit 2009 mit mir Verantwortung getragen haben, gestoßen sind.“

Zum Nachhören - was der Bischof sagt

 

„Grenzen, an die ich persönlich und diejenigen, die seit 2009 mit mir Verantwortung getragen haben, gestoßen sind“

Fehlende konsequente Betroffenenorientierung

Die Studie der Autoren Lutz Raphael und Lena Haase befasst sich detailliert mit dem Umgang des Bistums mit den Fällen sexualisierter Gewalt und konstatiert zwar einen Lernprozess, benennt aber auch klar gemachte Fehler. Ackermann räumte selbstkritisch ein, dass die nötige Perspektive der Betroffenenorientierung nicht immer konsequent eingehalten worden sei.

„Ich kann nur um Verzeihung bitten für das, was ich oder meine Mitarbeitenden Betroffenen sexualisierter Gewalt in unserem Bistum durch unser Handeln oder Nichthandeln an neuen Verletzungen zugefügt haben“

„Ich kann nur um Verzeihung bitten für das, was ich oder meine Mitarbeitenden Betroffenen sexualisierter Gewalt in unserem Bistum durch unser Handeln oder Nichthandeln an neuen Verletzungen zugefügt haben“, so der Bischof.

Die Schilderungen im Bericht schmerzten ihn zutiefst. Laut Studie sind allein in seiner Amtszeit (ab 2009) mindestens 24 Menschen Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Er appellierte eindringlich an alle Betroffenen, die sich bisher noch nicht gemeldet haben, diesen Schritt zu gehen.

Zwischen Amt des Missbrauchsbeauftragten und Ortsbischof

Ackermann reflektierte auch sein Dilemma zwischen seiner Rolle als Ortsbischof und seiner früheren Aufgabe als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Missbrauchsfragen. Diese Doppelfunktion habe zwar seinen Blick geschärft, ihn aber manchmal auch begrenzt:

„Mir war es wichtig, die Regeln und Vorgaben, die wir auf der Ebene der Bischofskonferenz […] vereinbarten, im eigenen Bistum getreu anzuwenden. Dadurch entstand mitunter der Eindruck, dass wir im Bistum zögerlich oder nicht proaktiv genug vorgehen.“

Er stimmte der Studie zu, die in der Phase von 2014 bis 2018 eine Verlagerung hin zu einer stärker „technisch-juristisch geprägten Sprache“ und weg von den Bedarfen der Betroffenen konstatierte. Er zeigte sich aber hoffnungsvoll, dass dies in den „Kurskorrekturen (2019-2021)“ wieder verbessert werden konnte.

Blick nach vorn: Erinnerungskultur und Rechenschaft

Trotz aller Anstrengungen und der Bereitstellung traumasensibler Seelsorge betonte Ackermann, dass die Komplexität der Fälle und die Grenzen des kirchlichen Rechts weiterhin Dilemmata darstellen. Er befürchtet, dass „eine Diskrepanz bleiben wird zwischen dem, was wir als Verantwortliche an Aufklärung und Aufarbeitung leisten können und was Betroffene sich erhoffen und erwarten.“

„Die zurückliegenden 15 Jahre haben uns die zerstörerische Dynamik des Missbrauchs sehen gelehrt. Deshalb will ich zusammen mit meinen Mitarbeitenden weiterhin alle notwendigen Kräfte dafür einzusetzen, um das Verbrechen des Missbrauchs in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen entschieden zu bekämpfen“

Die Aufarbeitung sei noch lange nicht abgeschlossen. Bis zum Ende der Arbeit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) in den Jahren 2026/2027 werde eine intensive Befassung mit dem Gesamtergebnis stattfinden. Ackermann versicherte, er werde weiterhin jährlich Rechenschaft über die Maßnahmen in den Bereichen Prävention, Intervention und Aufarbeitung ablegen.

„Die zurückliegenden 15 Jahre haben uns die zerstörerische Dynamik des Missbrauchs sehen gelehrt. Deshalb will ich zusammen mit meinen Mitarbeitenden weiterhin alle notwendigen Kräfte dafür einzusetzen, um das Verbrechen des Missbrauchs in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen entschieden zu bekämpfen.“

(pm)

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31. Oktober 2025, 11:38