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Von Vulkanen und Werten: Katholische Kirche in Island wächst rasant

Die katholische Kirche in Island, einem der säkularsten Länder Europas, erlebt ein bemerkenswertes Wachstum und steht zugleich vor großen Herausforderungen. Das Bonifatiuswerk unterstützt die junge, wachsende und materiell arme Kirche maßgeblich. Dies berichtete Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des katholischen Hilfswerks, im Rahmen einer Projekt- und Pastoralreise in dem nordischen Land.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Monsignore Austen befindet sich derzeit in Selfoss, etwa anderthalb Stunden von Reykjavik entfernt, wo er mit Spendern des Bonifatiuswerks und Vertretern der Kirche vor Ort zusammentrifft. Ziel der Reise sei es, die Beziehungen zum Bischof David Tencer zu intensivieren und zu prüfen, wie die Unterstützung durch das Bonifatiuswerk und das Diasporakommissariat der deutschen Bischöfe am besten fortgesetzt werden kann.

Hier hören Sie das Interview mit Monsignore Georg Austen von Mario Galgano

Rasanter Zuwachs: Katholikenzahl verfünffacht

Die katholische Kirche lebt in Island in einer deutlichen Minderheitssituation. Dennoch sind die Zahlen beeindruckend: Im Jahr 2004 gab es etwa 3.400 registrierte Katholiken. Heute sind es über 16.000 registrierte Katholiken, wobei von einer doppelt so hohen Zahl ausgegangen wird. Das entspricht einem Zuwachs von rund 21 Prozent in 20 Jahren. Der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung liegt derzeit bei vier Prozent.

Die Kirche ist extrem international geprägt: „Etwa 172 Nationen gehören hier in Island zur katholischen Kirche“, so Austen. Die Gläubigen setzen sich mehrheitlich aus Migranten, Arbeitsmigranten und Geflüchteten (darunter viele Polen, Kroaten, Filipino, Vietnamesen und Ukrainer) zusammen.

Neun Pfarreien im weiten Land

Die Kirche hat kürzlich ihre neunte Gemeinde, die Heiligkreuzgemeinde in Selfoss, gegründet. Diese neue Pfarrei umfasst einen Durchmesser von fast 400 Kilometern und zählt etwa 1.000 registrierte Katholiken.

Das Bonifatiuswerk leistet konkrete Unterstützung in verschiedenen Bereichen. Es geht um Bauhilfe: In Selfoss entsteht nach jahrelanger Wartezeit ein dringend benötigtes neues Gemeindezentrum mit Kirche und Priesterwohnungen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,9 Millionen Euro. Das Bonifatiuswerk hat bisher über eine Million Euro zugesagt. Ein weiterer Bereich betrifft die Kloster-Sanierung: Das Karmelkloster in Hafnarfjördur, nahe Reykjavik, benötigt dringend eine Renovierung der Klosterzellen und den Bau von Krankenstationen für ältere Schwestern. Das Kloster, eine wachsende Gemeinschaft von 14 Karmelitinnen, wird vom Bonifatiuswerk bisher mit rund 600.000 Euro unterstützt (Gesamtkosten: 1,5 Mio. Euro). Das Hilfswerk kümmert sich auch um Mobilität und Personal: Das Bonifatiuswerk finanziert „Boni-Busse“ für die großen Entfernungen, unterstützt die evangelisierende Jugendarbeit und Personalstellen, etwa in Gäste- und Exerzitienhäusern wie in Tálknafjörður. Und schliesslich geht es auch Gehaltshilfe: Das Diasporakommissariat der deutschen Bischöfe unterstützt jeden Priester mit 700 Euro Gehaltshilfe für Versicherungen und Lebensunterhalt, da die materiellen Möglichkeiten der katholischen Kirche bei den hohen isländischen Lebenshaltungskosten sehr gering sind.

Glaubenszeugnis unter schwierigen Bedingungen

Monsignore Austen zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Ordensleute, etwa der philippinischen und argentinischen Schwestern, die ohne festes Gehalt weite Strecken zurücklegen, um die Menschen pastoral zu begleiten. „Die Schwestern müssen ihren Lebensunterhalt praktisch erbetteln“, schilderte er die schwierigen Bedingungen.

Im Hinblick auf die Integration betonte der Generalsekretär, dass das Ziel sei, in der isländischen Öffentlichkeit nicht nur als „Migrantenkirche“ wahrgenommen zu werden, sondern als eine große Vielfalt von Völkern in der Einheit. Das ökumenische Verhältnis zu den anderen christlichen Konfessionen sei generell „sehr gut und positiv“.

„Insgesamt kann man aus meinem Eindruck sagen, es ist eine junge, wachsende internationale Weltkirche, die wir hier erleben, mit vielen Herausforderungen und auch vielen Chancen“, so Austen abschließend.

(vatican news)

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18. Oktober 2025, 09:32