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Isabel Vasquez, Nationaldirektorin Migratio Schweiz Isabel Vasquez, Nationaldirektorin Migratio Schweiz 

Migratio-Schweiz Direktorin: „Wir sind alle Pilger“

Die Schweiz ist ein Land der Migration – und das gilt auch innerhalb der katholischen Kirche. Rund 40 Prozent der Katholiken haben einen Migrationshintergrund, in manchen Bistümern liegt der Anteil sogar bei 60 Prozent. „Unsere Kirche ist ohne Migration gar nicht vorstellbar“, sagt uns Isabel Vasquez, seit drei Jahren Nationaldirektorin von Migratio, der Dienststelle der Schweizer Bischofskonferenz für Migrantenpastoral.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Am Wochenende nahm sie mit ihrem Team in Rom am Jubiläum der Migranten im Rahmen des Heiligen Jahres teil – zusammen mit Papst Leo XIV. „Wir haben uns schon am Samstagmorgen wie Pilger gefühlt“, erzählt Vasquez. Besonders bewegend sei für sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die Begegnung mit dem Papst gewesen: „Er hat gesagt, wir können nur Dinge ändern, wenn wir uns selbst verändern. Das war für uns wie ein Vitamin – ein Ansporn, neue Wege zu suchen für eine Pastoral, die ständig im Wandel ist.“

Hier hören Sie das Interview mit Isabel Vasquez von Mario Galgano

Das Jubiläum brachte Menschen aus aller Welt zusammen. „Sehr berührend war der gemeinsame Kreuzweg vom Petersplatz bis zum Heiligen Vater“, berichtet Vasquez. Gemeinsam mit einer Gruppe aus der Diözese Ibiza habe ihr Team gebetet, Erfahrungen ausgetauscht und den Weg geteilt. „Es war eine Art Befreiung, das Kreuz zu tragen. Wir haben uns als Teil einer großen Gemeinschaft gefühlt. Diese Erfahrung hat uns als Team noch enger zusammengeschweißt.“

Für Migranten da sein

Auch die Messe mit Papst Leo XIV. am Sonntag sei trotz Regen ein Höhepunkt gewesen: „Seine Predigt hat uns tief berührt. Er sprach über die Würde jedes Menschen und erinnerte daran, dass viele Migranten einen langen, schmerzvollen Weg hinter sich haben, oft mit Zweifeln und Fragen an Gott. Für sie da zu sein, ist auch eine Mission.“

„Die Schweiz ist ein vielfältiges Land.“

Die Arbeit von Migratio in der Schweiz ist vielfältig: Sie umfasst die Begleitung von Sprachgemeinschaften und orientalischen Kirchen, die Zirkus- und Fahrendenpastoral sowie die Arbeit im Asylbereich. Seit fünf Jahren gibt es ein Gesamtkonzept für Migrantenpastoral. „Die Schweiz ist ein vielfältiges Land. Was in einem Bistum funktioniert, lässt sich nicht eins zu eins auf ein anderes übertragen“, erklärt Vasquez. „Doch überall spüren wir: Es braucht eine Willkommenskultur von beiden Seiten. Integration gelingt nur im gegenseitigen Respekt.“

Besondere Verantwortung

Zugleich sieht sie die katholische Kirche in einer besonderen Verantwortung: „Wir sind alle getauft, und wir sind eine universale Kirche. Es geht nicht darum, ob jemand Schweizer ist oder nicht. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind.“

„Und dieser gemeinsame Weg ist ein Geschenk.“

Für die Zukunft wünscht sich Vasquez eine Kirche, die kulturelle Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung versteht. „Unser Leitbild lautet: Miteinander und wertschätzend nebeneinander. Das bedeutet: nicht übereinander bestimmen, sondern gemeinsam gestalten. Die Kirche hat ein großes Potenzial, Integration zu fördern und Begegnungen zu ermöglichen. Unsere Aufgabe ist es, Ängste abzubauen und Wege zu eröffnen.“

Die Feier des Heiligen Jahres in Rom sei für sie eine Bestätigung dieser Hoffnung gewesen: „Wir haben gespürt: Wir sind alle Pilger. Und dieser gemeinsame Weg ist ein Geschenk.“

(vatican news)

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06. Oktober 2025, 13:34