Unser Sonntag: Gott ruft uns
Kurat Guido Funke
Lk 17,5-10
Ich glaube dir. Diese Worte hat bestimmt jeder von uns schon mal gehört.
Was heißt aber glauben? Was heißt ich glaube dir? Glauben ist etwas für wahr halten. Ich glaube dem anderen, dass er mich nicht anlügt.
Dass er es ernst mit mir meint. Glauben heißt Vertrauen.
Es heißt, darauf zu vertrauen, dass der andere mich nicht in die Irre führen will. Wenn die Jünger heute Jesus um die Stärkung ihres Glaubens bitten, heißt es eben nichts anderes, als dass sie Christus Vertrauen wollen und darum bitte dieses Vertrauen zu stärken.
Schenk uns das Vertrauen in dir. Zeig uns, dass du es ernst meinst mit uns, mit mir.
Deshalb habe ich heute auch eine kleine Geschichte mitgebracht, die das nochmal verdeutlichen soll.
Der eine oder andere kennt sie vielleicht auch schon.
Sich vertrauensvoll fallen lassen
„Eines Nachts bricht in einem Haus ein Brand aus, während die Flammen hervorschießen, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus.
Entsetzt sehen sie zu, wie das Feuer ihr Heim vernichtet. Plötzlich bemerken die Eltern, dass der Jüngste fehlt. Ein 5-jähriger Junge, der sich im Augenblick der Flucht vor Rauch und Flammen fürchtete und in den obersten Stock kletterte. Die Eltern schauten sich an, und der Vater sagte: „Es gibt keine Möglichkeit, zurück in das brennende Haus zu gelangen.“
Da öffnete sich oben ein Fenster. Der Junge ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und schreit ihm zu, zu springen.
Der Junge sieht nur Rauch und Flammen. Er hört aber die Stimme des Vaters und antwortet: „Ich sehe dich nicht.“ Der Vater ruft ihm zu: „Aber ich sehe dich, und das genügt. Spring!“ Das Kind springt: heil und gesund findet es sich in den Armen seines Vaters wieder, der es aufgefangen hat.“
Gott ruft uns
Ich finde, diese Geschichte macht den Inhalt des Evangeliums des heutigen Tages in besonderer Weise deutlich.
Gott ruft uns. Er ruft uns immer wieder, unaufhörlich. Und wir dürfen es auch spüren. Es ist aber die Anfrage an uns.
Lassen wir uns in diesen Ruf hineinfallen. Glauben wir Gott, dass er uns hält, dass er uns trägt, dass er uns führt. Als Menschen neigen wir immer wieder dazu, uns abzulenken. Dies sind bestimmte kleine Formen der Ablehnung, wo wir es nicht für wahr haben wollen, dass Gott wirklich bei uns ist oder es uns vielleicht sogar Angst macht, wie ernst er es mit uns meint.
Wir dürfen unseren Herrn im Alltag erleben. Wir dürfen erleben, dass Gott Ja zu uns sagt. Ja, wir dürfen mit ihm gehen und er nimmt sein Ja zu uns nicht zurück.
Wir fallen in die Liebe Gottes
Wenn wir das Glauben, können wir uns fallen lassen wie das Kind. Denn wir fallen nicht hin. Wir fallen nicht und verletzen uns, sondern wir fallen in die Liebe Gottes.
Dafür braucht es Vertrauen.
Dafür braucht es Zuversicht.
Dafür braucht es auch die Haltung, dass das, was passiert ist, wahr ist.
Dass es wahr ist, dass Jesus Christus in die Welt kam.
Nicht für sich, sondern für uns.
Dass es wahr ist, dass er den Weg mit uns gegangen ist, um uns zu zeigen, wie groß und gut Gott ist.
Dass es wahr ist, dass er für uns gelitten hat, dass er gestorben ist und auferstanden ist, dass er für uns den Tod besiegt hat.
Wenn wir das für Wahrhalten, dann Vertrauen wir in die Liebe Gottes, dann können wir uns fallen lassen und dürfen durch die Eucharistie hindurch auch immer wieder spüren, wie er uns stärkt im Zeichen des Brotes.
Dafür braucht es das Miteinander.
Es braucht das Miteinander unter uns, die wir in Gemeinschaft der Christen leben. Es braucht das Miteinander auch mit den anderen, die noch nicht an Gott glauben oder von ihm gehört haben. Nicht in der Auf- oder Abwertung des anderen, sondern in dem ernsten Mitgehen, in dem Begleiten, eben in dem Annehmen, so wie Gott uns annimmt. Denn auch das bedeutet Glauben, den anderen für ein Geschenk Gottes zu halten.
Und wenn Gott zu uns Ja sagt, dann dürfen wir auch zu dem anderen Ja sagen und aus unserem Glauben heraus und vertrauen den Weg mit ihm gehen und mit Gott.
Amen.
(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)
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