Suche

Jesus erzählt das Gleichnis vom Richter, der Gott nicht fürchtete... Jesus erzählt das Gleichnis vom Richter, der Gott nicht fürchtete...  (https://christian.net/wp-content/uploads/2024/02/when-were-the-apostles-empowered-to-begin-the-mission-of-jesus-1708180246.jpg)

Unser Sonntag: Formalismus führt nicht zu Gott

Kurat Guido Funke macht klar: es geht nicht darum, Dinge abzuarbeiten. Es geht um ein ständiges Sprechen mit Gott - beim Spazierengehen, bei der Arbeit und auch durch äußerliche Zeichen: Indem ich ein Kreuz trage oder es bei einem Essen im Restaurant oder an anderer Stelle mit einem Kreuzzeichen deutlich mache. Und: Beharrlichkeit ist gefragt.

Kurat Guido Funke

Lk 18,1-8

Wir hören im heutigen Evangelium, wie Jesus den Jüngern deutlich macht, was es heißt, Beziehung mit Gott zu haben. Beziehung mit Gott ist voraussetzungslos. Es ist das Gespräch mit ihm, das Gebet, und dies macht Jesus anhand eines Gleichnisses deutlich. Welches, wie es Jesus häufig macht, aus dem Blick des moralisch Verwerflichen kommt.

Hier zum Nachhören

Der Richter, der den Menschen nicht achtet, der Gott nicht achtet, der aber handelt, weil er eigentlich seine Ruhe haben möchte. Er macht das Gute, nicht weil es ihm ein inneres Anliegen ist, dass es gut ist, sondern weil er sich sagt: „Danach habe ich wieder meine Ruhe und kann mich um mich kümmern.“  Und hierin werden zwei Dinge deutlich, auf die wir als Christen achten sollten. Zum einen ist es, dass wir die Dinge, die wir tun, nicht tun, damit wir unsere Ruhe haben.

Es geht nicht ums "abarbeiten" von Gebeten

Das Leben mit Christus dient nicht dazu, uns irgendwann so gut zu fühlen, zu sagen, ja ich habe alles gemacht.
Ich habe heute, wie ich gesagt habe, dreimal den Rosenkranz gebetet.
Ich habe die Messe gefeiert, ich habe das und das und das gemacht.
Ich habe alles abgearbeitet, jetzt kann ich zufrieden sein.
Das ist nicht christlich, das ist ein Formalismus, dem wir nachhängen, der uns aber nicht zu Gott führt. Die Beziehung zu Gott ist aus Freiheit zur Freiheit hin.

Ständiges Sprechen mit Gott

Es ist ein quasi ständiges Gebet, ein ständiges Sprechen mit Gott. Weil ich es will und weil ich es gerne tue, nicht um eine Pflicht zu erfüllen.
Und das geht einfach im Spazierengehen. Das geht an der Arbeit, das geht überall, das geht schon, indem ich nach außen bekenne: „Ich bin Christ“. Indem ich ein Kreuz trage oder es bei einem Essen im Restaurant oder irgendwo mit einem Kreuzzeichen deutlich mache.
Es geht nicht darum, bestimmte Dinge abzuarbeiten. Es geht darum, es zu leben. Beharrlich darin zu sein, auch wenn es dem anderen nicht gefällt oder wenn wir vielleicht Anstoß erregen.

„Wenn der Richter, der in seinem Narzissmus und in seinem Egoismus so gefangen ist, schon so handelt, wie wird dann erst Gott uns gegenüber handeln, der uns aus Liebe geschaffen hat, der uns in diese Welt gerufen hat?“

Und das ist das andere, was eben in diesem Gleichnis deutlich wird. Die Frau, die beharrlich immer wiederkommt und das Gute einfordert. Sie lässt darin nicht nach. Deswegen handelt der Richter. Und wenn der Richter, der in seinem Narzissmus und in seinem Egoismus so gefangen ist, schon so handelt, wie wird dann erst Gott uns gegenüber handeln, der uns aus Liebe geschaffen hat, der uns in diese Welt gerufen hat? Wenn der ungerechte Richter schon gerecht handelt?

Beharrlich bleiben im Gebet

Wie sehr wird dann erst Gott an uns gerecht handeln, wenn wir beharrlich im Gespräch mit ihm bleiben, im Gebet?
Dafür braucht es aber eine Grundlegende Haltung, eine innere Haltung, ein Mitgehen wollen des Lebens mit Christus.
Und dafür braucht es die Schule des Gebetes. Wenn wir in den Evangelien hören, wie die Jünger zu Jesus Christus sagen Herr, lehre uns beten und Jesus Christus uns das Vaterunser mitgibt, dann wird in diesem Gebet auch deutlich, wie wir als Christen leben sollen.

Der Wille Gottes

Wir sollen in unserem Leben darum beten, dass das Reich Gottes komme und dass sein Wille geschehe. In allem, was wir tun, ist es nicht entscheidend, dass Mein Wille geschieht, sondern dass der Wille Gottes geschieht.
Und wenn Jesus Christus am Ende des Evangeliums sagt: wird Gott überhaupt noch Glauben finden, wenn er wiederkommt?
So ist das eine Anfrage an jeden, der dieses Evangelium hört. Auch an mich selbst.


Wie ist es um meinen Glauben bestellt?
Handle ich nach den Worten des Vaterunsers?
Versuche ich danach zu leben?
Will ich wirklich, dass das Reich Gottes kommt?
Will ich, dass sein Wille an mir geschieht?


Oder sage ich es nur Handle aber anders oder täusche mir vielleicht sogar die Dinge vor, male sie mir schön, erkläre sie mir schön.
Das können wir als Menschen gut. Das kann ich auch sehr gut. Aber letztendlich in der Betrachtung merke ich dann immer wieder, dass es ein selbst Belügen ist, dass es ein Ausweichen ist nach der wirklichen Suche des Willen Gottes in meinem Leben.

Den Weg mit Gott gehen

Wenn ich aber erkannt habe, wie ich den Weg mit Gott gehen kann, wie ich seinem Willen entsprechen kann, so ist das Reich Gottes auch ein Stück mehr in der Welt angekommen und entsprechend auch in mir. So wird die Schule des Gebetes eben für mich zu einem Lehrmeister, zu einem Lehrmeister im Gespräch mit Gott. Die Lehrer des Gebetes bedarf es aber auch für uns. Es sind zuerst die Eltern und Paten, die in der Taufe versprochen haben, den Glauben vorzuleben und den Kindern und Patenkindern zu vermitteln. Das bedeutet eben auch, dass sie sie beten lehren.

Pastoraler Alltag: Jugendliche könne das Kreuzzeichen nicht

Im pastoralen Alltag in Deutschland habe ich immer wieder erlebt, wie Jugendliche bei der Firmvorbereitung teilweise noch nicht mal das Kreuzzeichen konnten. Wo nehmen die Eltern und Paten dann ihre Verantwortung, die Sie in der Taufe übernommen haben, die sie versprochen haben vor Gott wahr. Wenn das 14-jährige Kind das Kreuzzeichen noch nicht kann, wo ist die Schule des Gebetes? Sie kann nicht von der Kirche, also von der institutionellen Kirche alleine geschafft werden.

Die Hauskirche ist gefragt

Es ist die Hauskirche, die Kirche der Eltern, das Gebetsleben der Eltern, das die Kinder formt und sie lernen lässt.
Es ist traurig zu erleben, dass von den vielen Firmbewerbern, die ich in den letzten Jahren begleiten durfte häufig nicht einmal die Hälfte das Vaterunser konnten. Und bei Kursen von 50 bis 70 Jugendlichen können sie sich ausrechnen, wie viele von den Jugendlichen in den letzten sechs Jahren, in dem ich Firmvorbereitung gebe, bis zum 14. Lebensjahr anscheinend das Vaterunser von ihren Eltern oder Paten nicht vorgelebt bekommen haben. Denn das ist für mich die Schlussfolgerung daraus.

„Vater unser: wenn du es nicht kannst, dann lerne ich es mit dir“

Und jetzt gilt es aber für uns Christen nicht zu sagen, das ist alles schlimm und das ist böse und das ist nicht richtig. Denn die Ignoranz der einen kann nicht meine Verurteilung des nicht wissenden gegenüber sein. Sondern es gilt, wenn ich das erkannt habe, entsprechend zu handeln und zu sagen, wenn du es nicht kannst, dann lerne ich es mit dir. Dann möchte ich dir zeigen, wie du dieses Gebet in dein Leben integrieren kannst und wie schön es ist, dieses Gebet zu sprechen und dass es gar keine lange Zeit dafür braucht, dass das Vaterunser ein Gebet von großer Tiefe ist und dass es ein Gebet ist, das uns Gott selbst geschenkt hat, um Halt im Leben zu finden und Halt in Gott.

Beziehung zu Gott vorleben

Und dass es eine schöne Form ist, durch dieses Gebet hindurch mit Gott selbst sprechen zu dürfen, mit ihm Kontakt aufzunehmen, ihn spüren zu dürfen im Leben.
So sind wir Schüler und Lehrer des Gebetes zugleich. So sind wir auch die, die den Schüler annehmen in Liebe und auch in der Achtung dessen, dass nicht alle auf dem Stand sind wie wir, aber dass wir gerufen sind, ebenfalls unsere Beziehung zu Gott, dem anderen vorzuleben, in Liebe ihm anzubieten, nicht zu sagen Ich mache das, damit ich meine Ruhe habe oder weil das meine Arbeit ist.
Nein, weil ich den Menschen zeigen will: Gott ist gütig, Gott liebt dich, er ist für dich da und er erhört dich auch. Aber du musst mit ihm sprechen. Du musst dich nur mit ihm unterhalten.
Dann wird er auch antworten.
Amen.

(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

18. Oktober 2025, 09:46