Unser Sonntag: Gott nimmt mich trotzdem an!
Kurat Guido Funke
Lk 18, 9-14
Was ist gerecht? Wer kann überhaupt gerecht sein vor Gott? Das ist die zentrale Frage des heutigen Evangeliums.
Wir erleben auf der einen Seite den Pharisäer, der sich vor Gott stellt und all das Gute aufzählt, das er tut oder auch getan hat, und auf der anderen Seite der Zöllner, welcher auf Grund seiner Arbeit im Volk verrufen ist, denn er kümmert sich um das Geld.
Er ist Geldeintreiber für den Kaiser. Der Pharisäer ist der Schriftgelehrte und zählt Gott seine guten Taten vor. Und der Zöllner? Was macht er im Gotteshaus? Er bittet um Vergebung. Er ist sich seiner Grenzen, seiner Begrenztheit bewusst. Wenn Jesus dann sagt der Zöllner, geht gerechtfertigt, dann macht er deutlich, worauf es ankommt für das christliche Leben.
Gott nimmt uns trotz Begrenztheiten an
Das Leben des Christen vor Gott spielt nicht darin perfekt sein zu wollen, sondern sich auch mit seinen Begrenzungen anzuerkennen.
Ich bin nicht perfekt. Ich trage in mir meine Begrenztheiten, meine Grenzen. Im Guten wie im schlechten.
Und das macht mich demütig vor Gott, weil ich weiß, er nimmt mich trotzdem an!
Er trägt mich.
Ich brauche vor Gott meine guten Taten gar nicht aufzählen, so wie es der Pharisäer macht, der es mit Sicherheit auch nicht aus einem bösen Gedanken heraus macht, sondern Gott weiß schon, was ich Gutes leiste.
Er weiß auch zu welchem Guten ich imstande bin. Ich brauche es selbst nicht aufzählen.
Alles Gute, was ich tue, ist ein Gottesdienst. Es ist ein Dienst an Gott und an dem Nächsten.
Mission beginnt bei mir
Wir feiern heute dem Weltmissionssonntag, dieser steht in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Missionare der Hoffnung unter den Völkern“.
Für mich hat das Evangelium auch etwas mit Mission zu tun.
Denn die Haltung ist dabei entscheidend die demütige Haltung, die Haltung, Geschenk Gottes zu sein und das annehmen zu dürfen, dies auch leben zu dürfen, bedeutet für mich Mission. Wir blicken heute bewusst auf die Völker, auf das große Ganze. Für mich beginnt Mission aber erst mal bei mir.
Wie und wo ist mein Leben mit Christus? Wo gelingt es? Wo sind auch Dinge, die ich selber noch korrigieren muss an mir und an meinem Leben mit Gott und dort, wo ich daran arbeite wo dann auch meine Liebe zu Jesus Christus immer größer wird, strahlt sie aus.
Dann bin ich Missionar, da wo ich lebe. Weil das, was mich begeistert, davon, wo ich überzeugt bin, das dringt nach außen.
Dabei möchte ich Ihnen ein kleines Beispiel geben. In meinem Freundeskreis gibt es eine Frau, die keine Christin ist, die sich aber sehr mit dem Christentum beschäftigt. Und ich glaube, vor ungefähr einem Jahr hat sie zu mir gesagt: Guido, ich würde gern katholisch werden.
Aber ich bin ganz ehrlich, wenn ich so zwei, drei Personen sehe aus meinem Umfeld, die von sich sagen, dass sie doch so gute Christen wären und wie ich sehe, wie sie leben, das hält mich fern.
Zeigt unser Auftreten: Der da, die da beschäftigt sich mit Gott?
Die Art und Weise des übereinander Sprechens und des Sich Darstellens. Ich habe zu ihr gesagt: Das kann ich verstehen.
Sie fragte mich dann: Warum stört dich das nicht?
Und ich sagte zu ihr: Natürlich stört es mich, aber letztendlich müssen sie es hinterher mit Gott und vor Gott rechtfertigen und ihm erklären.
Ich habe zu ihr gesagt: Gott liebt dich und wenn du so weit bist und dies annimmst, dann ist es so weit für die Taufe. Ich kann dich zu nichts drängen, ich will dich zu nichts drängen. Ich kann aber auch nur von dem Erzählen und das Leben, von dem ich überzeugt bin. Ja, sie ist noch nicht getauft, aber sie lebt mit Gott und wer weiß wie es weitergeht.
Das liegt in der Hand Gottes. Und es liegt in der Sendung seines Geistes. Den er in diese Welt gesandt hat. Der Heilige Geist wird die Herzen erhellen, welche sich für ihn öffnen und bereit sind Gott in ihr Leben lassen zu wollen.
Ich kann durch meine Art und Weise als Christ zu Leben etwas dazu tun, damit der andere angeregt wird danach zu fragen für sein Leben.
Ich kann den anderen, aber nicht katholisch machen oder Überzeugen. Das macht Christus, das ist der Heilige Geist, den er am Pfingstereignis über uns ausgegossen hat. In diesem Beispiel wird deutlich, dass wir auch in unserer Zeit nicht davor gefeit sind, hochmütig zu sein, zu denken, dass wir vielleicht die besseren Christen sind.
Gefahr von Egoismus und Narzissmus
Es gibt keine besseren und schlechteren Christen, so wie es keine besseren und schlechteren Menschen gibt. Es gibt aber die Gefahr, dass wir als Menschen und eben auch als Christen Egoismen oder dem Narzissmus verfallen. Dafür sollten wir uns hüten. Dafür braucht es immer wieder auch die Betrachtung, die Betrachtung der Evangelien, die Betrachtung der Heiligen Schrift, um uns selbst zu korrigieren, um wirklich Missionare der Hoffnung zu sein. Denn Missionar der Hoffnung sein heißt eben auch, ich will was mich erfüllt dem anderen weitergeben.
Hoffnung bedeutet nicht, dass es gelingt. Hoffnung bedeutet aber, dass das, was ich tue, Sinn macht. Und weil es Sinn macht, deshalb tue ich es.
Dies ist meine Hoffnung, dass der andere auch erkennt, dass es Sinn macht.
Deshalb kann ich durch meine Art und Weise zu Leben etwas dazu tun, dass der andere die Liebes Botschaft Gottes annehmen kann. Das heißt nicht, dass ich es relativieren muss. Es heißt auch nicht, dass ich es überhöhen muss. Ich muss die Botschaft Jesu nur in mein Leben integrieren. Und die Gnade Gottes wird die Werke beginnen lassen. Denn der Heilige Geist, der ist mitten unter uns. Er führt es dann auch durch unsere Begrenztheit hindurch. Das dürfen wir nicht zuletzt auch in besonderer Weise bei Paulus erleben oder bei Petrus, die durch ihre Begrenztheit hindurch zu den größten Missionaren des jungen Christentums geworden sind.
Wandel des Paulus
Paulus, der im europäischen Raum so viele Gemeinden gegründet hat wie kein anderer. Seine Theologie, die bis heute nachwirkt.
Er war ein Mensch, der einen Wandel erfahren hat. Ein Wandel hin vom Pharisäer zum Christen, zu einem Christus-Bekenner, der dann Eiferer war, für Christus, gleichzeitig aber auch erkennen musste, wie er in den Gemeinden teilweise zu weit gegangen ist. Nicht weil er es böse gemeint hätte, sondern weil so begeistert war von der Botschaft Jesu. Die Menschen in den Gemeinden konnten es in der Schnelle nicht alle verarbeiten bzw. noch nicht annehmen. So dass Paulus immer wieder neu über sein Missionarisches Handeln nachgedacht hat.
Und auch das erleben wir in den Briefen. Wenn wir sie lesen, dürfen wir lesen, wie er sich selbst korrigiert, wie er auch in gewisser Form um Entschuldigung bittet, weil ihm bewusst ist: wir sind gemeinsam auf dem Weg.
Ich kann nicht allein zu Christus kommen, nicht durch meine Werke, nicht durch mein Tun. Es braucht auch den anderen dafür. Das lässt uns, dass lässt auch mich demütig werden vor Christus und lässt mich immer wieder sagen: Herr nimm mich an, mich armen Sünder. Lass durch mich deine Liebe in diese Welt kommen.
Lass mich so auch ein Missionar der Hoffnung sein unter den Völkern.
Amen.
(Radio Vatikan - Redaktion Claudia Kaminski)
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