D: EKD-Friedensbeauftragter stellt sich gegen Denkschrift
Mario Galgano - Vatikanstadt
Während es in dem neuen Grundsatzpapier heißt, „Der Besitz von Nuklearwaffen kann aber angesichts der weltpolitischen Verteilung dieser Waffen trotzdem politisch notwendig sein, weil der Verzicht eine schwerwiegende Bedrohungslage für einzelne Staaten bedeuten könnte“, bezog Bischof Kramer klar Stellung dagegen.
Vor den Synodalen forderte er: „Ich bin der Meinung, wir sollten bei einem klaren Nein ohne jedes Ja bleiben.“ Zudem müssten alternative Instrumente zur Friedensschaffung – wie zivile Friedensarbeit und „klare Grenzen militärischer Mittel zum Schutz vor Gewalt“ – weiterhin im Fokus bleiben.
Scharfe Kritik von Friedensgruppen
Auch kirchliche Friedensgruppen äußerten sich kritisch zur Denkschrift. Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) monierte, der Text setze eine neue Priorität beim Schutz vor Gewalt, unterstreiche dabei eine Notwendigkeit militärischen Handelns und unterschätze Möglichkeiten ziviler Konfliktbearbeitung.
Der Rat der EKD folge damit „der Logik der Zeitenwende“ und räume dem Schutz vor Gewalt Vorrang vor dem Primat der Gewaltfreiheit ein, so die AGDF. „Damit tritt die Bestimmung des gerechten Friedens als Doppelbewegung der Abnahme von Gewalt und der Zunahme von Gerechtigkeit in den Hintergrund, die den Horizont der evangelischen Friedensethik in Richtung globaler Fragen und der Ökumene geweitet hatte.“
Die AGDF sieht in der Denkschrift eine Verkennung der Tatsache, dass militärisches Handeln schnell an Grenzen stoße, sobald ein Krieg ausgebrochen sei. Man befürchte, dass der Text das Militär im Blick auf den Schutz vor Gewalt überschätze und darauf fokussiert sei, „militärisches Handeln friedensethisch zu rehabilitieren.“ Die EKD fordere eine Politik, die auf militärische Stärke baue, obwohl Analysen zeigten, dass dies nur eingeschränkt zu globaler Gerechtigkeit, Demokratie oder Sicherheit beitragen könne – und die Probleme im Gegenteil oft verschärfe.
Ökumene in Ostdeutschland im Fokus
Am Samstag, 9. November, sprach Bischof Heinrich Timmerevers von Dresden-Meißen in Vertretung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auf der sechsten Tagung der 13. Synode der EKD und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Dresden.
Er betonte die langjährige, positive Zusammenarbeit der Kirchen in Deutschland: „Die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD stehen im Kontaktgesprächskreis in einem beständigen und förderlichen Austausch über die Themen, die sie gemeinsam betreffen.“
Besonders hob Bischof Timmerevers die ökumenische Zusammenarbeit in Ostdeutschland hervor: „Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass gerade in den ostdeutschen Gebieten, wo das Christentum in einer mehr oder weniger ausgeprägten Minderheitensituation ist, Christsein ohne die Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern in anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften nicht denkbar und nicht lebbar wäre.“ Diese Tradition des gemeinsamen Zeugnisses habe sich bereits zu Zeiten der DDR gefestigt.
Für die Zukunft kündigte Bischof Timmerevers eine Initiative an: Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und das Bistum Dresden-Meißen prüfen die Gründung einer „Gemeinsamen Akademie der Kirchen in Sachsen“. Ziel sei es, eine gemeinsame Bildungs- und Begegnungsstätte zu etablieren. „Diese Akademie soll mehr sein als eine Institution – sie soll ein lebendiger Ort werden, an dem Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen zusammenkommen, voneinander lernen und sich gemeinsam auf Verantwortung in Kirche und Gesellschaft vorbereiten,“ sagte er. Er sieht darin eine „große Chance“ und ein „sichtbares Zeichen dafür, dass Kirche – ausdrücklich in der Ökumene verbunden – zukunftsorientiert, gestaltungsfähig und relevant für die Menschen unserer Region ist.“
(ekd/dbk)
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