Kardinal-Innitzer-Preis: Wissenschaft als Licht gegen Fake News
Kardinal Christoph Schönborn eröffnete die Verleihung des kirchlichen Wissenschaftspreises laut einem Bericht der Erzdiözese Wien mit den Worten, dass das „Licht der Wissenschaft“ in Zeiten von Fake News, alternativen Fakten und Wissenschaftsskepsis „von unschätzbarem Wert“ sei. Er vertrat den designierten Erzbischof Josef Grünwidl und überreichte den Preis bereits zum dreißigsten Mal.
Der Große Preis für das wissenschaftliche Lebenswerk ging an den 92-jährigen Rechtswissenschaftler Theodor Tomandl. Das Kuratorium des Studienfonds würdigte damit seine „Treue zur Sache und den langen Atem der Vernunft“. Tomandl hatte bereits 1964, ein Jahr vor seiner Habilitation, den Förderpreis des Fonds erhalten und kehrte nun 61 Jahre später als Doyen seines Fachs zurück.
Der gebürtige Wiener leitete von 1968 bis 2001 das Institut für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien. In seiner Dankesrede hob er die gesellschaftliche Dimension seiner Disziplin hervor und betonte, dass Wissenschaft von „Freundschaft und gegenseitiger Förderung“ lebe. Neben seiner Lehre unterstützte er regelmäßig junge Forschende. Auch nach seiner Emeritierung ist Tomandl wissenschaftlich aktiv und kommentiert aktuelle Fragen des Arbeits- und Sozialrechts. Zudem ist er als Autor historischer Kriminalromane tätig.
Schönborn griff in seinem Schlusswort Tomandls Gedanken auf. Wissenschaft sei zwar von Konkurrenz geprägt, doch unter heutigen Bedingungen nur als Gemeinschaftswerk denkbar, mit internationaler Vernetzung, kritischer Rezeption und Weiterentwicklung. Er erteilte Verschwörungsmythen eine Absage und würdigte die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die bereits selbst Wegbereiter für kommende Generationen seien.
Kriegsfolgen, Modellierung und Vermittlung
Neben dem Hauptpreis vergab der nach Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) benannte Studienfonds drei Würdigungspreise. Im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften wurde Prof. Barbara Stelzl-Marx aus Graz ausgezeichnet. Sie leitet das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und ist Professorin für europäische Zeitgeschichte an der Universität Graz. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf der sowjetischen Besatzung in Österreich 1945-1955, auf Besatzungskindern, Kriegsgefangenen, Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg sowie dem NS-Lager Liebenau. Stelzl-Marx war bereits 2019 „Wissenschafterin des Jahres“.
Im Bereich Naturwissenschaften erhielt Prof. Andreas Kugi von der TU Wien den Preis. Er ist Universitätsprofessor für komplexe dynamische Systeme und seit 2023 wissenschaftlicher Leiter des AIT Austrian Institute of Technology. Seine Arbeit konzentriert sich auf Modellierung, Regelung und Optimierung komplexer Systeme, Robotik und Prozessautomatisierung. Kugi hat über 350 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht und 149 Patente angemeldet.
Im Bereich Wissenschaftspublizistik wurde Marlene Nowotny vom ORF geehrt. Sie berichtet für Ö1 und science.orf.at über Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft und ist bekannt für die fundierte Vermittlung komplexer Forschungsthemen an ein breites Publikum.
Darüber hinaus wurden acht Förderpreise an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, darunter Ernst Karl Csencsics (TU Wien), Sebastian Patrick Schwaminger und David Zweiker (Med Uni Graz), Thomas Steinkellner (Med Uni Wien), Isabella Walser-Bürgler (Uni Innsbruck), Alexander Wilfinger (Uni Graz) sowie Piotr Kubasiak (Theologische Kurse Wien/Uni Regensburg).
Verliehen seit 53 Jahren
Der Kardinal-Innitzer-Studienfonds wurde 1962 zur Förderung der Wissenschaft in Österreich gegründet. Benannt nach Kardinal Theodor Innitzer, vergibt er jährlich Preise für herausragende Leistungen in Theologie, Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften sowie in der Publizistik. Die Auszeichnung gilt als eine der renommiertesten wissenschaftlichen Ehrungen des Landes. Ein Schwerpunkt liegt auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Preisverleihung findet traditionell im Erzbischöflichen Palais in Wien statt.
(kap - mg)
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