Eine Marien-Ikone Eine Marien-Ikone 

Maria-Dokument: „Wichtige Klärungen auch für Ökumene“

Die am Dienstag veröffentlichte „Lehrmäßige Note“ aus dem Vatikan über die Bedeutung Marias („Mater populi fidelis“) bringt wichtige Klärungen insbesondere im Blick auf die Ökumene, meint der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück.

Er äußerte sich in einem Beitrag für das Portal „communio.de“. Schließlich sei gerade von protestantischer Seite immer wieder der Verdacht erhoben worden, „die katholische Kirche würde Maria eine Stellung zuschreiben, die das Bekenntnis zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi antastet“. Dagegen schärfe das Dokument „zu Recht den Primat der Christologie vor der Mariologie ein“: „Maria ist, was sie ist, von Christus her und auf ihn hin“, so Tück.

Eine Präzisierung und ökumenische Klärung nehme das Dokument auch im zweiten Teil vor, in dem es um die Frage der Mittlerschaft Mariens geht. Tück: „'Teilnehmende Mittlerschaft' und 'mütterliche Fürsprache' Mariens ja, aber eine Konkurrenz oder gar Ergänzung zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi, nein! Das ist gerade im Blick auf das ökumenische Gespräch mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen ein wichtiges Signal.“

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„Konkurrenz oder gar Ergänzung zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi, nein! Das ist gerade im Blick auf das ökumenische Gespräch mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen ein wichtiges Signal“


Die doppelte Provokation

Wünschenswert wäre laut Tück gewesen, wenn in dem Dokument noch stärker auf die Verortung Mariens und Jesu in der jüdischen Welt hingewiesen worden wäre. Dies geschehe zwar ansatzweise mit dem Titel „Maria von Nazareth“, jedoch wäre gerade angesichts des jüngsten 60-Jahr-Jubiläums von „Nostra aetate“ und der Kehrtwende im Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum eine klarere Stellungnahme gut gewesen, „dass Maria dem 'semantischen Universum Israels' entstammt, dass sie die Psalmen gebetet und die Tora gekannt hat, dass die virgo israelitica (Augustinus) die liturgischen Feste Israels gefeiert und so ihren Sohn entsprechend sozialisiert hat“.

Schließlich hätte man laut Tück auch stärker herausstreichen können, „dass das Bekenntnis zur jungfräulichen Mutterschaft Mariens eine doppelte Provokation enthält. Erstens den skandalösen Realismus, dass Gott in der Geschichte durch die jungfräuliche Geburt einen heilsgeschichtlichen Neuanfang gesetzt hat. Zweitens die mit der Mutterschaft verbundene Provokation der Inkarnation des göttlichen Wortes.“


Jesus habe keinen „Scheinleib“ gehabt, sondern sei ganz Mensch geworden - ein wichtiges Statement „gegen technognostische Strömungen, die die leibliche Konstitution des Menschen abwerten, wenn sie eine Unsterblichkeit als digitales oder sonstwie technisch erzeugtes Double verheißen“. Die Geburt Jesu durch Maria erinnere hingegen daran, „dass die christliche Erlösungshoffnung die leibliche Dimension des Menschseins einschließt“.

(kap/communio – sk)
 

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05. November 2025, 09:50