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Bischof Heiner Wilmer von Hildesheim (Foto: Chris Gossmann/bph) Bischof Heiner Wilmer von Hildesheim (Foto: Chris Gossmann/bph) 

D: Für eine „robuste Spiritualität“

Mit Blick auf die zunehmende Säkularisierung westlicher Gesellschaften wirbt der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer für eine neue, „robuste Spiritualität“ unter Christen. Das sagte er am Samstag bei einem Symposium zum 75. Geburtstag des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch in Vallendar.

Für Wilmer hat sich die zentrale theologische Frage verschoben: Nicht die theoretische Frage nach der Existenz Gottes sei entscheidend, sondern die Frage, was der Glaube praktisch verändere: „Wenn es Gott gibt und ich an ihn glaube - was bedeutet das und was bewirkt das? Was stellt das um in meinem Leben, in meinem Verhältnis zur Welt und zu den Menschen?“

Wilmer verwies auf soziologische Daten: Laut der neuesten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung würden nur 19 Prozent der Bevölkerung explizit der Aussage zustimmen, dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat. Unter evangelischen Kirchenmitgliedern liege die Zustimmung bei 29, unter katholischen bei 32 Prozent.

Wilmer: Auffassung zu religiöser Veranlagung fraglich

Der Bischof warnte davor, die Säkularisierung naiv abzutun und verfrüht von einer „Wiederkehr der Religion“ zu reden. Die klassische Auffassung, dass jeder Mensch eine natürliche Anlage zur Religion habe, sei heute fraglich. Darum benötigten Christen eine „robuste Spiritualität“, in der Stille, tiefgreifende Glaubenserfahrungen, die göttliche Schönheit und der Einsatz für Gerechtigkeit eine wesentliche Rolle spielen müssten.

Wilmer betonte: „Es geht nicht um mich und meinen Gewinn und meine Macht, es geht nicht um mein Tun im Sinne einer Leistung und eines Erzwingens, es geht um die Haltung der Offenheit für Gottes Namen, Gottes Wort. Es geht darum, aus Gott zu leben.“ Die Frage nach Gott und die Frage nach dem Glauben der Christen könnten nur zusammen gestellt werden. In der Gegenwart stehe nicht nur Gott „auf dem Prüfstand“, sondern „wir mit Gott“.

An der Vinzenz-Pallotti-University, der Hochschule des Pallottiner-Ordens in Vallendar bei Koblenz, findet noch bis Sonntag ein Symposion für Kurienkardinal Kurt Koch statt, an dem neben Wilmer auch der Augsburger Bischof Bertram Meier und der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, teilnehmen. Kurt Koch ist im März 75 Jahre alt geworden. Er ist Leiter des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen.

(kna – sk)
 

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01. November 2025, 13:30