Suche

Buchcover, Quelle: Echter Verlag Buchcover, Quelle: Echter Verlag 

D: Religionsphilosophen stellen sich der Sinnkrise junger Menschen

Die Kooperation zwischen drei bedeutenden christlichen Denkergesellschaften – der Eugen-Biser-, der Bernhard-Welte- und der Joseph-Bernhart-Gesellschaft – hat mit der Gründung des Arbeitskreises Religionsphilosophie (AK Religionsphilosophie) einen formalen Rahmen erhalten. Ziel der Vernetzung sei es, die gemeinsamen Grundinteressen der Namensgeber zu bündeln und zukunftsorientiert weiterzuführen, wie Stefan Zinsmeister von der Eugen-Biser-Stiftung berichtete.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Als erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit wurde die gemeinsame Publikation Über Glauben philosophieren vorgestellt. Frank Schlesinger von der Bernhard-Welte-Gesellschaft betonte, dass der Sammelband nicht nur für die Fachwelt, sondern bewusst auch für die breite Öffentlichkeit und Bildungsinstitutionen aufbereitet wurde. Die 16 Beiträge sind thematisch in vier Kategorien (Glaube als Erfahrung, personal-dialogisches Geschehen, lebendiges Wollen/Tun und philosophische Begründung) strukturiert.

Verloren im säkularen Kontext: Die Sehnsucht nach Gemeinschaft

Die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem Thema Glauben und Sinnsuche wurde insbesondere durch aktuelle Beobachtungen aus der Jugendarbeit untermauert. Karin Precht-Nußbaum von der Joseph-Bernhart-Gesellschaft berichtete aus ihrer Tätigkeit im Schuldienst von einer zunehmenden Distanzierung der Jugendlichen vom konfessionellen Religionsunterricht zugunsten der Ethik und einem Desinteresse an spezifisch religiösen Inhalten.

Demgegenüber stehe eine wachsende Sehnsucht nach Gemeinschaft, die primär durch familiäre Brüche, Verlusterfahrungen und Ängste angetrieben werde. Diese Sinnsuche vollziehe sich fast ausschließlich in säkularen Kontexten, von Vereinen bis hin zur digitalen Welt der Influencer.

Regens Dompräbendar Dirk Gärtner ergänzte diese Perspektive aus theologischer Sicht, indem er Brüche und Scheitern als „Bruchstellen göttlicher Gnade“ und somit als „Möglichkeitsbedingungen für den Glauben“ interpretierte.

Die entscheidende Frage: Surrogat oder echte Nähe?

Ferdinand Herget von der Eugen-Biser-Stiftung fasste die gemeinsame Essenz der beteiligten Denker zusammen: Sie alle hätten den „Blick von außen als einen positiven Impuls wahrgenommen, der es ermöglicht, über den eigenen Glauben in einer neuen Weise nachzudenken.“

Herget leitete daraus die zentrale Zukunftsfrage für die kirchliche Arbeit ab und stellte diese direkt in den Raum:

„Und als einen positiven Impuls möchte ich gerne das aufgreifen, was Frau Precht-Nußbaum genannt hat, nämlich dass die Jugendlichen in sehr starker Weise Gemeinschaft suchen. Für mich wäre es eine wichtige Frage, wie wir diese Suche nach Gemeinschaft unterstützen können, um zu verhindern, dass die Jugendlichen Surrogate von Gemeinschaft mit echter Gemeinschaft verwechseln.“

Mit dieser kritischen Unterscheidung wird die Arbeit des neu gegründeten Kreises fortgesetzt. Das nächste große Arbeitsthema des AK Religionsphilosophie wird die Erforschung von „Menschenbildern in der Perspektive der jeweiligen Vordenker“ sein.

(pm)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

17. Dezember 2025, 11:39