Der heilige Nikolaus auf einem Weihnachtsmarkt Der heilige Nikolaus auf einem Weihnachtsmarkt  (ANSA)

Österreich: Steiermark feiert 40 Jahre Nikolausaktion

Er ist der bekannteste und wohl beliebteste Heilige der Ostkirchen und der lateinischen Kirche: Nikolaus von Myra, im vierten Jahrhundert Bischof von Myra (Demre) in der heutigen Türkei. Der Heilige - oft mit Bischofsmütze, weißem Bart und drei Äpfel dargestellt - besucht an seinem Gedenktag am 6. Dezember traditionell Kinder. Die Jungschar in Österreich setz bereits seit 40 Jahren auf ein angstfreies, kindgerechtes Verständnis der beliebten Figur.

„Der Nikolausbesuch soll Freude und Mut machen. Angst, Sündenregister oder ein drohender Krampus haben bei uns keinen Platz", so Jungschar-Referent Matthias Graf gegenüber der Agentur Kathpress zur Vereinnahmung der Nikolaus-Figur als Erziehungshelfer. Denn: Der Heilige sei „Schutzpatron der Kinder, nicht ihr Erzieher oder Mahner". Die Jungschar wirbt so seit 1985 für ein Bild des Heiligen, das Nächstenliebe, Großzügigkeit und Mitgefühl betont - im Gegensatz zu früheren Darstellungen, die den Nikolaus als moralische Kontrollfigur nutzten. „Wir möchten das Bild des Nikolaus als menschenfreundlichen Beschützer stärken, der sich besonders für Kinder einsetzt", erklärte dazu auch die ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jungschar Steiermark, Catharina Hofmann.

Schutzpatron der Kinder und Vorbild, statt Erzieher oder Mahner

„Der heilige Nikolaus kann für uns ein wirkliches Vorbild für gelebtes soziales Handeln sein. Hinschauen, helfen, anpacken, beschenken - ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten - das sind die wesentlichen Aspekte", beschrieb Thomas Lang, Diözesanseelsorger der Katholischen Jungschar, den Heiligen. Anstelle eines Nikolaus, „der mit erhobenem Zeigefinger auf Fehlverhalten hinweist", könne der Heilige „als solidarisches Vorbild für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wirken, an dem man sich orientieren kann". Denn: „Jeder und jede kann so handeln wie Nikolaus - mit offenen Augen, einem bereiten Herzen und Händen, die anpacken", so Lang.

„Jeder und jede kann so handeln wie Nikolaus - mit offenen Augen, einem bereiten Herzen und Händen, die anpacken“

Seit 1990er Jahren: Nikolausschulen

Dieses pädagogische Verständnis prägt auch die Jungschar-Nikolausschulen seit den 1990er Jahren. Dort lernen künftige Nikoläuse und Nikoläusinnen - Frauen sind ausdrücklich willkommen -, wie der Heilige als freundlicher, zugewandter Beschützer dargestellt wird. Auf dem Programm stehen die Legenden des Bischofs von Myra aus dem 4. Jahrhundert ebenso wie praktische Hinweise zu Auftritt, Sprache und Kostüm. Fragen wie „Braucht Nikolaus einen weißen Bart?" oder „Wie unterscheidet er sich vom Weihnachtsmann?" gehören ebenfalls dazu. Die Katholische Jungschar bietet österreichweit Schulungen an.

„Die hohe Nachfrage nach unseren Nikolaus-Schulungen und die aktive Teilnahme und positiven Reaktionen auf unsere Aktionen unterstreichen die Bedeutung des Brauchs“

40 Jahre Nikolausaktion

Zum 40-Jahr-Jubiläum findet am 6. Dezember ab 14 Uhr ein Familienprogramm im Grazer Landhaushof statt; danach gibt es Mitmachstationen, wo Kinder den Heiligen kennenlernen und auch selbst in die Rolle des Heiligen Nikolaus schlüpfen können, denn jede und jeder kann wie Nikolaus sein. Zwischen 15 und 17 Uhr ziehen Nikoläuse durch die Herrengasse. Kinder können an Mitmachstationen mehr über die historische Gestalt erfahren.

Auch entwicklungspolitische Akzente werden gesetzt: Die Organisation der Katholischen Männerbewegung Österreich „Sei So Frei" unterstützt mit der „Aktion Fairer Nikolaus" heuer Projekte um Romero-Preisträger Luis Zambrano in Peru, finanziert durch den Verkauf von fair gehandelter Schokolade-nikoläuse.

Heiliger Nikolaus und Brauchtum

Der Brauch, den Nikolaus speziell zu den Kindern zu schicken, stammt aus dem Mittelalter: Klosterschüler wählten am Vorabend des Festes einen „Kinderbischof". Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der „Kinderbischof", bekleidet mit einer Mitra und den Gewändern eines Bischofs, „visitierte" die Klosterschule und tadelte oder belohnte mit Süßigkeiten.

Ab dem 5.12. gemeinsam unterwegs

Als Begleiter des Heiligen Nikolaus ist der Krampus in Österreich nicht mehr wegzudenken. Es wird vermutet, dass der Brauch mit dem Kinderbischofsfest Mitte des 17. Jahrhunderts als sogenannter Einkehrbrauch entstand: begleitet von Gestalten in Teufels- und Tiermasken besuchte der Heilige Nikolaus Kinder, um die Guten zu beschenken, während die unartigen Kinder vom Krampus bestraft wurden. Der Krampustag fällt auf den 5. Dezember, einen Tag vor dem Nikolaustag. Überblicherweise sind beide jedoch am Abend des 5. Dezembers gemeinsam unterwegs.

Der unbekannte Heilige

Der am meisten verehrte Heilige der Christenheit gilt zugleich als einer der unbekanntesten Heiligen. Denn gesicherte Fakten über sein Leben gibt es kaum. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts geboren, soll er bereits mit 19 Jahren von seinem Onkel zum Priester geweiht worden sein, schließlich wurde er Abt des Klosters Sion nahe dem damaligen Myra. Um das Jahr 350 starb er mit rund 60 Jahren in Myra, dem heutigen Demre, rund 100 Kilometer südwestlich von Antalya.

Viele Geschichten um den Heiligen verwischen sich zudem mit Legenden um einen im sechsten Jahrhundert lebenden Abt namens Nikolaus von Sion (nahe Myra) und auch mit der Vita eines anderen Bischofs mit Namen Nikolaus aus dem nahen Pinara, dem heutigen Minare bei Fethiye. Überliefert ist auch die Teilnahme des Nikolaus von Myra am Konzil von Nicäa im Jahr 325, das für die christlichen Kirchen von hoher Bedeutung ist. Im 11. Jahrhundert wurden seine Gebeine schließlich von italienischen Kaufleuten gestohlen und nach Bari in Süditalien gebracht, wo sie noch heute bestattet liegen.

Informationen und Materialien zu Nikolaus stellt die Jungschar im Internet bereit

(kap/pm- sst) 

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05. Dezember 2025, 15:47