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Papst: Die christliche Freiheit zeigt sich in der Nächstenliebe

Wenn die Freiheit nicht im Dienst des Guten steht, bleibt sie unfruchtbar. Die von der Liebe beseelte Freiheit dagegen führt uns den Armen zu, in deren Gesichtern wir das Antlitz Christi erkennen: Das betonte Franziskus in seiner 12. Katechese zum Galaterbrief des Paulus, die sich an diesem Mittwoch um das Thema der christlichen Freiheit drehte.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„In Christus wiedergeboren, sind wir von einer aus Vorschriften bestehenden Religiosität zu einem lebendigen Glauben übergegangen, dessen Mittelpunkt die Gemeinschaft mit Gott und unseren Brüdern und Schwestern ist. Wir sind von der Knechtschaft der Angst und der Sünde zur Freiheit der Kinder Gottes übergegangen,“ beschrieb der Papst zum Auftakt seiner Katechese das „neue Leben“, das wir in der Taufe empfangen haben und das vor allem durch Freiheit gekennzeichnet ist. Wie diese Freiheit bei Paulus aussieht, brachte Franziskus wie folgt auf den Punkt: „Gemeint ist die Liebe, die wir in Christus sehen, die Nächstenliebe: das ist die Liebe, die wirklich frei und befreiend ist.“

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Von Liebe geleitete Freiheit

„Für Paulus bedeutet Freiheit nicht, dass man tut, was man will“

„Für Paulus bedeutet Freiheit also nicht, dass man „tut, was man will",“ warnte Franziskus. „Diese Art von Freiheit, ohne Ziel und ohne Bezugspunkte, wäre eine leere Freiheit. Und so hinterlässt sie ja auch eine innere Leere: Wie oft stellen wir fest, dass eine große Leere bleibt, wenn wir nur unserem Instinkt gefolgt sind; dass wir dabei den Schatz unserer Freiheit, die Schönheit, das wahre Gute für uns selbst und für andere wählen zu können, missbraucht haben.“

Jenen, die versucht seien, die Freiheit nur auf das zu reduzieren, was ihnen Spaß mache, stelle Paulus die Notwendigkeit der Liebe vor Augen, gab der Papst zu bedenken.

„Die von der Liebe geleitete Freiheit ist die einzige, die die anderen und uns selbst befreit; die zuzuhören versteht, ohne aufzudrängen; die zu lieben versteht, ohne Zwang; die aufbaut und nicht zerstört; die andere nicht zu ihrem Vorteil ausnutzt, sondern ihnen Gutes tut, ohne den eigenen Vorteil zu suchen. Kurz gesagt: wenn die Freiheit nicht im Dienst des Guten steht, läuft sie Gefahr, unfruchtbar zu sein und keine Früchte zu tragen. Die von der Liebe beseelte Freiheit dagegen führt uns den Armen zu, in deren Gesichtern wir das Antlitz Christi erkennen.“

Meine Freiheit, deine Freiheit?

„Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir einander brauchen“

Der heute weit verbreiteten Vorstellungen von Freiheit, die meint: „Meine Freiheit endet dort, wo deine beginnt“, erteilte der Papst eine klare Absage. Wer das Geschenk der Befreiung durch Jesus empfangen habe, könne andere unmöglich als lästig empfinden, da es dem Christen um das Gemeinwohl ginge, und nicht um das persönliche Interesse, stellte Franziskus klar und ermahnte abschließend:

„Gerade in diesem historischen Moment müssen wir die gemeinschaftliche, und nicht die individualistische Dimension der Freiheit wiederentdecken: Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir einander brauchen. Aber es reicht nicht aus, das zu wissen. Wir müssen uns jeden Tag konkret dafür entscheiden. Lasst uns sagen und glauben, dass andere kein Hindernis für unsere Freiheit sind, sondern die Möglichkeit, diese Freiheit voll zu verwirklichen. Denn unsere Freiheit kommt aus der Liebe Gottes und wächst in der Nächstenliebe.“

Die deutschsprachigen Pilger begrüßte Franziskus mit folgenden Worten:

„Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger und Besucher deutscher Sprache. Streben wir danach, immer wie Christus zu leben, im Dienst für die anderen und im Lob und Dank an Gott, den Vater unseres Lebens und den Schöpfer des Weltalls. Der Herr leite und behüte euch auf allen Wegen.“

(vaticannews – skr)
 

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20. Oktober 2021, 10:50