Suche

Archivbild: Am 28. November 2020 grüßte Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. Archivbild: Am 28. November 2020 grüßte Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. 

Weihnachten im Vatikan: Wie feiern Päpste?

Es ist die Zeit der Stille, des Gebets, aber auch der Geschenke: Weihnachten wird hinter den vatikanischen Mauern ähnlich gefeiert, wie sonst bei den christlichen Familien in der Welt. Papst Franziskus zelebriert die Christmette, der emeritierte Papst Benedikt feiert im kleinen Kreis.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Weihnachten im Vatikan war schon immer ein besonderes Hochfest. Unter Papst Alexander VI. (1492-1503) wurde das prächtige „Weihnachtsmissale“ geschaffen, eines der wichtigsten und eindrucksvollsten liturgischen Manuskripte, die man heute bestaunen kann. Die Betonung der maiestas papalis kennzeichnete auch die päpstlichen Zeremonien im folgenden Papsttum von Julius II. (1503-1513), und dieses Interesse der Renaissance-Päpste am Prunk des Zeremoniells führte bald zu einer Überarbeitung des römischen Christmettenfeiern, die noch weitgehend von der mittelalterlichen Tradition geprägt war. Die aufwendige Kalligraphie und der üppige Bildschmuck des Weihnachtsmessbuchs von Alexander VI. spiegeln die Verherrlichung der maiestas papalis in auffallender Weise wider.

Missale von Piu IV. (1559-1565)
Missale von Piu IV. (1559-1565)

Live bei uns

Heutzutage feiert man im Vatikan das Weihnachtsfest immer noch auf sehr feierliche, aber auch besinnliche Weise. Dies kann man bei unseren Live-Übertragungen mit deutschem Kommentar mitverfolgen. Die entsprechenden Zeiten und Kanäle sind auf unserer Homepage ersichtlich.

Bei Benedikt XVI.

Beim emeritierten Papst Benedikt XVI. erklingt an Weihnachten Musik der Regensburger Domspatzen. „Ohne diese CD gibt es für ihn kein richtiges Weihnachten“, verriet sein Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein der „Mittelbayerischen Zeitung“ am Montag. Ansonsten werde das Fest im kleinen Kreis mit sechs Personen gefeiert, so der Erzbischof. Neben ihm als seinem Privatsekretär seien auch noch die „Memores Domini“ mit dabei, die am päpstlichen Ruhesitz im Kloster Mater Ecclesiae den Haushalt erledigten.

Benedikt XVI. bei der Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz im Jahr 2010
Benedikt XVI. bei der Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz im Jahr 2010

Weiter verriet Gänswein, dass es einen Weihnachtsbaum gebe und in den jeweiligen Zimmern auch verschiedene Krippen aufgestellt seien. Darunter finde sich jene, die der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bei seinem jüngsten Besuch in Rom für Benedikt XVI. mitgebracht habe. Zum Gesundheitszustand des inzwischen 94-jährigen Benedikt erklärte der Erzbischof, er sei „stabil in der Schwäche, aber er ist Gott sei Dank lichthell im Kopf – und das ist das Entscheidende“. Vor allem aber habe Benedikt seinen Humor nicht verloren.

Auf dem Petersplatz

Schon Wochen vor dem Weihnachtsfest entfaltet sich auf dem Petersplatz emsige Geschäftigkeit. Ein Schwertransporter brachte die hohe Fichte in den Vatikan. Jedes Jahr darf sich ein anderer Ort der Ehre rühmen, die Weihnachtstanne für den Petersplatz zu liefern. Schwindelfreie Handwerker drapieren im Lauf einer Woche etwa 2.000 handballgroße Christbaumkugeln und zwei Kilometer Girlanden.

Der diesjährige Weihnachtsbaum und Krippe auf dem Petersplatz
Der diesjährige Weihnachtsbaum und Krippe auf dem Petersplatz

Bei der Schweizergarde

Für die Schweizergarde bedeuten die Festtage Großeinsatz und Urlaubsstopp. Manche der jungen Männer sind zum ersten Mal in ihrem Leben weg von zu Hause und denken bei den frühlingshaften Temperaturen in Rom ein bisschen sehnsuchtsvoll an Rösti, Guetzli und Schnee, aber am Heiligen Abend heißt es: Hand an die Hellebarde und Dienst schieben!

Weihnachten bei der Schweizergarde
Weihnachten bei der Schweizergarde

Und Franziskus

Und dann ist noch Franziskus: Im vergangenen Jahr fanden die vatikanischen Feierlichkeiten in einem „sehr eingeschränkten“ Rahmen unter strengen Schutzbedingungen statt. Die Mitarbeiter des Papstes schirmten ihren damals noch ungeimpften Chef so gut wie möglich ab. Nicht zuletzt wegen seiner Lungen-Vorerkrankung galt es, eine Ansteckung um jeden Preis zu verhindern.

Mittlerweile ist der Papst vollständig geimpft, geboostert und will den Menschen wieder näher sein. Bei der traditionellen Christmette im Petersdom werden daher am Heiligen Abend deutlich mehr Teilnehmer zugelassen sein als 2020. Der Beginn des Gottesdienstes wird jedoch abermals um zwei Stunden auf 19.30 Uhr vorverlegt. Im Vorjahr geschah dies, um der in Italien geltenden nächtlichen Corona-Ausgangssperre Rechnung zu tragen.

Wie gewohnt spendet der Papst am Mittag des ersten Weihnachtstages den Segen „Urbi et orbi“ - der Stadt und dem Erdkreis - von der Loggia der vatikanischen Basilika. Im ersten Pandemie-Jahr tat er dies in stark reduzierter Form lediglich per Videoansprache aus der Benediktionsaula im Petersdom.

Den 1,3 Milliarden Katholiken in aller Welt hat der Papst schon vor einigen Tagen eine eindringliche Mahnung für die Festtage mitgegeben: „Lassen wir uns Weihnachten nicht von Konsum und Gleichgültigkeit verderben“, lautete sein Appell bei der Einweihung der Krippe auf dem Petersplatz. Keinesfalls dürften während der Feierlichkeiten die Ärmsten und Schwächsten aus den Augen verloren werden. „Denn so ist Jesus auf die Welt gekommen, und die Krippe erinnert uns daran.“

(kna/kap/vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. Dezember 2021, 10:18