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2022.01.23 Angelus 2022.01.23 Angelus 

Papst Franziskus beim Angelus: Das Wort Gottes beginnt heute

Man sollte das Evangelium „jeden Tag“ ein Stückchen lesen, um sich von der Neuheit und Freude Gottes inspirieren und verwandeln zu lassen. Diesen Ratschlag erteilte beim Mittagsgebet Papst Franziskus, nur kurz nachdem er im Petersdom erstmals Frauen mit dem Lektorats- und Katecheten-Dienst beauftragt hat.

Das Sonntagsevangelium erzählt, wie Jesus in der Synagoge von Nazaret, „wo er aufgewachsen war“, die Botschaft des Propheten Jesaja von Trost und Befreiung für die Armen und Unterdrückten verlas und verkündete: „Heute hat sich das Schriftwort (…) erfüllt.“ Doch das vom Herrn verkündete „Heute“ durchziehe „alle Zeiten und bleibt immer gültig“, so Franziskus in seiner Katechese beim Mittagsgebet.

„Das Wort Gottes ist immer heute. Es beginnt ein heute: wenn du das Wort Gottes liest, beginnt in deiner Seele ein heute, wenn du es gut verstehst. Heute. Die Prophezeiung Jesajas liegt Jahrhunderte zurück, aber Jesus, ,erfüllt von der Kraft des Geistes‘ (V. 14) macht sie aktuell und bringt sie zur Vollendung und zeigt den Weg auf, wie das Wort Gottes empfangen werden soll. Heute. Nicht wie eine historische Geschichte, nein, heute. ,Heute' spricht zu deinem Herz.“

Salbung durch den Heiligen Geist

Die Menschen seien von den Worten Jesu bewegt worden und hätten erkannt, dass mehr dahinterstecke, auch wenn sie durch ihre eigenen Vorstellungen und Vorurteile „vernebelt“ seien, erläuterte der Papst weiter. Doch sie spürten die „Salbung durch den Heiligen Geist“, die Jesus durch die Kraft des Geistes „mit Sinn erfüllt“. Und wenn unsere eigenen Predigten allgemein oder abstrakt bleiben, selbst wenn sie gut geschrieben und vorgetragen sein mögen, so berührten sie oft nicht die Seele oder das Leben der Menschen, die diese „Salbung des Geistes“ benötigten, fuhr Franziskus fort.

„Die Verkündigung steht in dieser Gefahr: ohne die Salbung des Geistes verarmt das Wort Gottes, verfällt in Moralismus und abstrakte Begriffe, stellt das Evangelium aus der Distanz dar, als sei es aus der Zeit gefallen, weit weg von der Wirklichkeit. Und das ist nicht der Weg.”

Stattdessen müsse unsere Verkündigung von der Salbung des Geistes und der Erfahrung des „heutigen Jesus“ ausgehen, von dem im heutigen Evangelium die Rede ist.

Ein Danke an alle Verkünder des Wortes

Papst Franziskus dankte an diesem Sonntag des Wortes Gottes allen, die das Evangelium verkünden, vor allem denjenigen, „die dem Wort treu bleiben, das die Herzen bewegt, die dem ,Heute' treu bleiben“, und lud die Gläubigen ein, für sie zu beten.

Man könne sich ein Evangeliar in die Tasche stecken, es unterwegs lesen, jeden Tag einen kleinen Abschnitt, und erleben, wie das Wort Gottes „einen gewöhnlichen Tag in ein Heute verwandelt, in dem Gott zu uns spricht“. Mit der Zeit, so zeigte sich Franziskus zuversichtlich, könnten wir erkennen, wie diese Worte direkt zu uns sprechen und uns helfen, ein besseres und friedlicheres Leben zu führen. „Denn wenn das Evangelium in das Heute eintritt, wird es mit Gott erfüllt“, fügte er hinzu. Das Evangelium sei gleichzeitig das „Leuchtfeuer, das den synodalen Prozess, der in der ganzen Kirche begonnen hat, leitet.“ Denn hier gehe ist nicht darum, Meinungsfragen abzuhalten, sondern den anderen mit „Aufmerksamkeit“ und „Unterscheidungsvermögen“ zuzuhören.

Im Anschluss an das Mittagsgebet erinnerte Franziskus unter anderem auch daran, dass er im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen, die am 25. Januar endet, den heiligen Irenäus zum Kirchenlehrer ernannt und ihm den Titel Doctor unitatis verliehen habe: „Möge der Herr uns gewähren, dass wir uns gemeinsam für die volle Einheit der Christen einsetzen“, sagte er vor den Gläubigen auf dem Petersplatz.

(vatican news - cs)

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23. Januar 2022, 14:31