Suche

Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch 

Generalaudienz: Papst ermuntert Paare zu Kindern

Vor einem „demografischen Winter“ in den überalterten Gesellschaften Europas hat Papst Franziskus an Weihnachten gewarnt. An diesem Mittwoch legte er nach: „Unsere Zivilisation ist ein wenig verwaist“, sagte er bei seiner Generalaudienz.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Es war die erste Generalaudienz im neuen Jahr – und sie wurde durch den Auftritt eines Zirkus ein wenig aufgelockert. Auch kleine Kinder hüpften und tanzten dabei vor dem Papst, und der freute sich sichtlich darüber. Für Gesellschaften, in denen Kinder fast gar nicht mehr vorkommen, hat Franziskus nicht viel übrig, das machte er in seiner Katechese klar.

Hier der Beitrag zur Generalaudienz im Audio

„Viele, viele Paare haben keine Kinder, weil sie nicht wollen, oder sie haben eines und nicht mehr - aber sie haben zwei Hunde, zwei Katzen ... Ja, Hunde und Katzen ersetzen Kinder. Das bringt einen zum Lachen, das verstehe ich, aber es ist die Realität!“

„Diese Verleugnung der Vater- und Mutterschaft setzt uns herab“

Zum Lachen ist dem Papst, der aus einer kinderreichen Familie kommt (von insgesamt fünf Kindern ist aber außer ihm nur noch eine Schwester am Leben), beim Thema ‚Mut zum Kind‘ eher nicht zumute.

„Diese Verleugnung der Vater- und Mutterschaft setzt uns herab, nimmt uns die Menschlichkeit. Und so wird die Gesellschaft älter und unmenschlicher, weil der Reichtum der Vaterschaft und der Mutterschaft verloren geht. Und das Vaterland leidet, weil es keine Kinder hat. Wie einer mal etwas humorvoll sagte: Und wer zahlt jetzt die Steuern für meine Rente, wenn es keine Kinder gibt? - Er lachte dabei, aber es ist die Wahrheit. Wer wird sich um mich kümmern?“

St. Josef und der Kinderwunsch

Die Katechese des Papstes galt auch an diesem Mittwoch eigentlich dem heiligen Josef, dem Ziehvater Jesu – dem Mann also, der für den menschgewordenen Sohn Gottes Verantwortung übernommen hat.

„Ich bitte den heiligen Josef um die Gnade, das Gewissen zu wecken und darüber nachzudenken: Kinder zu bekommen. Vaterschaft und Mutterschaft sind die Fülle des Lebens eines Menschen! Denken Sie einmal darüber nach. Gewiss, es gibt eine geistliche Vaterschaft für diejenigen, die sich Gott weihen, und eine geistliche Mutterschaft; aber diejenigen, die in der Welt leben und heiraten, denkt daran, Kinder zu bekommen, das Leben zu schenken, denn sie sind es, die (nach dem Tod, Anm.) Eure Augen schließen werden, die von euch etwas in die Zukunft hineintragen werden.“

Papst bricht eine Lanze für die Adoption

Josef sei der Adoptivvater und auch der rechtliche Vater Jesu gewesen, diesen Punkt führte Franziskus breit aus. Adoption, das sei im Orient früher weit verbreitet gewesen, viel verbreiteter als heute in unseren westlichen Gesellschaften.

„Und wenn Ihr keine Kinder bekommen könnt, denkt über eine Adoption nach! Es ist ein Risiko, ja: Ein Kind zu bekommen ist immer ein Risiko, ob auf natürlichem Wege oder durch Adoption. Aber es ist riskanter, keine zu haben. Riskanter ist die Verleugnung der Vaterschaft, die Verleugnung der Mutterschaft, sei sie real oder geistig. Aber ein Mann und eine Frau, die keinen Sinn für Vaterschaft und Mutterschaft entwickeln, denen fehlt etwas, etwas Wesentliches, etwas Wichtiges. Denkt bitte darüber nach…“

Ein Laie auf dem Podium

Übrigens gab es bei dieser Generalaudienz noch eine Neuerung, die vielen vielleicht gar nicht aufgefallen ist. In der Regel sind es Prälaten aus dem vatikanischen Staatssekretariat, die nach der Rede des Papstes kurze Zusammenfassungen des Gesagten in verschiedenen Sprachen vortragen. Diesmal war zum ersten Mal ein Laie dabei: In englischer Sprache grüßte Christopher Wells, unser Kollege vom englischsprachigen Programm von Radio Vatikan, in Franziskus‘ Namen die Anwesenden. Und auf Spanisch, in der Muttersprache des Papstes, trug eine Ordensfrau die Lesung vor, die Zusammenfassung und die Grüße übernahm der Papst wie üblich selbst. Vielleicht stehen ja irgendwann einmal bei einer Generalaudienz auch Väter oder Mütter mit ihren Kindern da oben neben dem Papst auf dem Podium?

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

05. Januar 2022, 10:40