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Papst über ältere Menschen: Ein Segen für die Gesellschaft

In den kommenden Wochen will Franziskus bei seiner Generalaudienz über den Sinn und Wert des Alters nachdenken. Statt ältere Menschen als Last zu empfinden, sollten wir aus dem Schatz ihrer Erfahrung schöpfen und die Würde des Alters verteidigen. Das wünschte sich der Papst in der ersten Ansprache, mit der er seine neue Katechesenreihe am Mittwoch einleitete.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat es so viele ältere Menschen gegeben. Und das Risiko, aussortiert zu werden, ist heute sogar noch größer. Ältere Menschen werden oft als ,Last' angesehen. In der dramatischen ersten Phase der Pandemie waren sie es, die den höchsten Preis gezahlt haben. Sie waren bereits der schwächste und am meisten vernachlässigte Teil der Gesellschaft: Wir haben sie schon zu Lebzeiten nicht viel beachtet, und dann haben wir sie nicht einmal sterben sehen,“ erinnerte Franziskus an die traurigen Tage der Coronakrise.

Papst Franziskus mit Senioren bei der Generalaudienz
Papst Franziskus mit Senioren bei der Generalaudienz

Es sei eine vorrangige Aufgabe, die Wertschätzung für das Leben in seiner ganzen Spannbreite wiederzuerlangen. Und dazu gehöre vor allem der Austausch unter den Generationen, betonte Franziskus. Wir dürften nicht vergessen, dass die Verherrlichung der Jugend als Ideal des Menschen im Gegensatz zu einer Sicht des Alters als Zeit der Gebrechlichkeit das gängige Bild der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts gewesen sei, so seine Warnung.

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Ältere Menschen sind keine ,Abfallprodukte', sondern ein Segen 

„Für ein Alter, das heute einen entscheidenden Teil des Gemeinschaftsraums ausmacht und sich auf ein Drittel des gesamten Lebens erstreckt, gibt es zuweilen Pflegeprogramme, aber keine Projekte der Lebensgestaltung,“ arbeitete Franziskus einen Missstand unserer Gesellschaft heraus. „In dieser Wegwerfkultur werden ältere Menschen aussortiert. Jugend ist schön, aber ewige Jugend ist eine gefährliche Sinnestäuschung. Alt zu sein ist genauso wichtig - und schön - wie jung zu sein. Das sollten wir uns merken. Das Bündnis zwischen den Generationen, das den Menschen jedes Lebensalter schätzen lässt, ist das Geschenk, das wir verloren haben. Wir müssen es in dieser Wegwerfkultur wiederfinden, in dieser Kultur der Produktivität.“

Es sei also wichtig, dass die Älteren in der Gesellschaft den ihnen gebührenden Platz der Weisheit einnähmen. Und dazu gehöre auch, dass sie mit den Jüngeren reden, so der Rat des Papstes. Der Dialog zwischen Alt und Jung könne nämlich als Brücke dienen, die die Erfahrung der älteren Menschen in der Gesellschaft weiterträgt.

Das, was ein Baum an Blüten trägt, kommt von seinen Wurzeln...

„Vergessen wir nicht, dass sowohl in der Familien- als auch in der Gesellschaftskultur die Älteren wie die Wurzeln des Baumes sind: In ihnen steckt die ganze Geschichte, und die Jungen sind wie die Blüten und die Früchte. Wenn dieser Saft, dieses Lebenselixier, nicht aus den Wurzeln kommt, werden sie niemals gedeihen können. Denken wir an den Dichter, den ich schon oft zitiert habe: ,Das, was ein Baum an Blüten trägt, kommt von seinen Wurzeln'. Alles Schöne, das eine Gesellschaft hat, hängt mit den Wurzeln der Älteren zusammen. Aus diesem Grund möchte ich meine Katechesen nun den älteren Menschen widmen – um zu verdeutlichen, dass der ältere Mensch kein Abfallprodukt ist: Er ist ein Segen für die Gesellschaft!“

(vaticannews - skr)

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23. Februar 2022, 12:29