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Angelus am Neujahrstag: Der Wortlaut

Wir dokumentieren an dieser Stelle in einer Arbeitsübersetzung den Wortlaut der Katechese, die der Papst am Neujahrstag gehalten hat. Die offizielle Übersetzung mit den spontanen Einschüben des Papstes finden Sie wie immer in Kürze auf der vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag und ein gutes neues Jahr!

Der Beginn eines neuen Jahres ist der allerseligsten Jungfrau Maria anvertraut, die wir heute als Mutter Gottes feiern. In diesen Stunden erbitten wir ihre Fürsprache insbesondere für den emeritierten Papst Benedikt XVI., der gestern Morgen diese Welt verlassen hat. Wir alle schließen uns einmütig – mit einem Herz und einer Seele – zusammen, um Gott für das Geschenk dieses treuen Dieners des Evangeliums und der Kirche Dank zu sagen.

Während wir Maria noch in der Grotte betrachten, in der Jesus geboren wurde, können wir uns fragen: Mit welcher Sprache spricht die Heilige Jungfrau zu uns? Was können wir von ihr lernen für dieses Jahr, das sich vor uns auftut?

Die Sprache der Fürsorge

Wenn wir uns das Geschehen anschauen, das uns die heutige Liturgie vor Augen stellt, stellen wir strenggenommen fest, dass Maria nicht spricht. Sie empfängt mit Staunen das lebendige Geheimnis, bewahrt alles in ihrem Herzen und kümmert sich vor allem um das Kind, das – so sagt es das Evangelium – „in der Krippe lag“ (Lk 2,16), also „in die Krippe gebettet war“. Und dieses Verb „hinlegen“, „betten“, bedeutet achtsam hinlegen, achtsam niederlegen, und es sagt uns, dass Marias eigene Sprache die der Mutterschaft, die einer Mutter ist: das Kind zärtlich umsorgen. Das ist Marias Größe: Während die Engel frohlocken, die Hirten herbeieilen und alle Gott mit lauter Stimme für das Geschehene lobpreisen, spricht Maria nicht. Sie unterhält die Gäste nicht, indem sie erklärt, was ihr widerfahren ist, sie stiehlt niemandem die Schau; im Gegenteil: Sie stellt das Kind in den Mittelpunkt, indem sie es liebevoll umsorgt. Eine Dichterin hat geschrieben, dass Maria „auch ernsthaft und feierlich zu schweigen wusste, […] weil sie ihren Gott nicht aus den Augen verlieren wollte“ (A. Merini, Corpo d’amore. Un incontro con Gesù, Mailand 2011, 114).

Das ist die typische Sprache der Mutterschaft: die Zärtlichkeit der Fürsorge. Denn nachdem sie das Geschenk eines geheimnisvollen Wunders neun Monate in ihrem Schoß getragen haben, stellen die Mütter ihre Kinder auch weiter in den Mittelpunkt all ihrer Aufmerksamkeit: Sie nähren sie, halten sie in ihren Armen, betten sie sanft in die Wiege. Fürsorge – das ist auch die Sprache der Mutter Gottes.

Brüder und Schwestern, wie alle Mütter trägt Maria das Leben in ihrem Schoß und spricht so zu uns über unsere Zukunft. Aber gleichzeitig erinnert sie uns daran, dass wir, wenn wir wirklich wollen, dass das neue Jahr gut wird - wenn wir wieder Hoffnung aufbauen wollen -, die vom Egoismus beeinflussten Sprachen, Gesten und Entscheidungen aufgeben und die Sprache der Liebe lernen müssen, die Fürsorge bedeutet.

Für andere und die Umwelt Sorge tragen

Das ist die Verpflichtung: für unser Leben, für unsere Zeit, für unsere Seele Sorge zu tragen; für die Schöpfung und für die Umwelt, in der wir leben, Sorge zu tragen, und mehr noch: für unseren Nächsten Sorge zu tragen, für diejenigen, die uns der Herr an die Seite gestellt hat, sowie für die Brüder und Schwestern, die in Not sind und unsere Aufmerksamkeit und unser Mitgefühl brauchen. Wenn wir heute den Weltfriedenstag begehen, sind wir uns einmal mehr der Verantwortung bewusst, die uns für den Aufbau der Zukunft anvertraut ist: Angesichts der persönlichen, gesellschaftlichen und sozialen Krisen, die wir erleben, angesichts der Tragödie des Krieges, „sind wir aufgerufen, den Herausforderungen unserer Welt mit Verantwortung und Mitgefühl zu begegnen“ (Botschaft zum 56. Weltfriedenstag, 5). Und wir können das tun, wenn wir füreinander Sorge tragen und wenn wir uns – alle zusammen – um unser gemeinsames Haus kümmern.

Bitten wir die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria inständig darum, dass sie uns in dieser von Misstrauen und Gleichgültigkeit verschmutzten Zeit zu Mitgefühl und Fürsorge fähig mache – fähig dazu, „den anderen anzuschauen, gerührt zu werden und vor ihm Halt zu machen, so oft es nötig ist“ (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 169).

(vaticannews - skr)
 

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01. Januar 2023, 12:33

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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