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Papst Franziskus beim Angelus Papst Franziskus beim Angelus  (ANSA)

Wortlaut: Papst beim Angelus am 15. Januar

Wir dokumentieren an dieser Stelle den Wortlaut der Katechese, die Papst Franziskus an diesem Sonntag zum Mittagsgebet gehalten hat. Auf www.vatican.va finden Sie in Kürze diese und andere Texte des Papstes nebst spontaner Einfügungen in den verschiedenen offiziellen Übersetzungen.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium der heutigen Liturgie (vgl. Joh 1,29-34) berichtet uns vom Zeugnis Johannes des Täufers über Jesus, nachdem er ihn im Jordan getauft hat. Er sagt: „Siehe, das ist der, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war" (V.29-30).

Diese Aussage, dieses Zeugnis verdeutlicht den Dienstgeist des Johannes. Er war gesandt worden, um den Weg für den Messias zu bereiten, und hatte dies getan, ohne sich selbst zu schonen. Menschlich gesehen würde man meinen, dass er einen „Preis" erhalten würde, einen herausragenden Platz im öffentlichen Leben Jesu. Aber nein. Johannes, der seinen Auftrag erfüllt hat, weiß, wie man zur Seite tritt, er zieht sich zurück, um Platz für Jesus zu machen. Er hat gesehen, wie der Geist auf ihn herabkam (vgl. V. 33-34), er hat ihn als das Lamm Gottes bezeichnet, das die Sünde der Welt hinwegnimmt, und nun hört er seinerseits demütig zu. Er predigte den Menschen, sammelte Jünger und bildete sie lange Zeit aus. Doch er bindet niemanden an sich.

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Der wahre Erzieher

Und das ist schwierig, aber es ist das Zeichen des wahren Erziehers: die Menschen nicht an sich zu binden. Johannes tut dies: Er stellt seine Jünger in die Fußstapfen Jesu. Es geht ihm nicht darum, eine Anhängerschaft für sich zu gewinnen, Prestige und Erfolg zu erlangen, sondern er legt Zeugnis ab und tritt dann zurück, damit viele die Freude haben, Jesus zu begegnen. Wir können sagen: Er öffnet die Tür und geht.

Mit diesem wahren Geist des Dienens, mit seiner Fähigkeit, Platz zu machen, lehrt uns Johannes der Täufer etwas Wichtiges: Freiheit von Bindungen. Er lehrt uns die Freiheit von Bindungen. Ja, denn es ist leicht, sich an Rollen und Positionen zu binden, an das Bedürfnis, geschätzt, anerkannt und belohnt zu werden. Das ist zwar natürlich, aber nicht gut, denn Dienen bedeutet Unentgeltlichkeit. Wirkliches Dienen bedeutet Unentgeltlichkeit,  Fürsorge für andere ohne eigenen Nutzen, ohne Hintergedanken. Es wird auch uns guttun, wie Johannes die Tugend zu kultivieren, zu gegebener Zeit zur Seite zu treten und zu bezeugen, dass der Bezugspunkt im Leben Jesus ist. Beiseite treten, lernen, Abschied zu nehmen: Ich habe diesen Auftrag erfüllt, ich habe dieses Treffen gehabt, ich trete beiseite und mache Platz für den Herrn. Wir müssen lernen, zur Seite zu treten und nicht etwas als Gegenleistung für uns anzunehmen.

Lektion für Priester und Eltern

Denken wir darüber nach, wie wichtig dies für einen Priester ist, der berufen ist, zu predigen und zu zelebrieren, nicht um die Hauptfigur zu spielen oder bestimmte Interessen zu verfolgen, sondern um andere zu Jesus zu führen. Denken wir daran, wie wichtig dies für die Eltern ist, die ihre Kinder mit so vielen Opfern großziehen, sie dann aber ihren eigenen Weg im Beruf, in der Ehe, im Leben gehen lassen müssen.

Es ist gut und richtig, dass die Eltern weiterhin da sind und ihren Kindern sagen: „Wir lassen euch nicht allein", aber diskret und ohne aufdringlich zu sein. Die Freiheit zu wachsen. Das gilt auch für andere Bereiche wie Freundschaft, Partnerschaft, Gemeinschaftsleben. Sich von den Bindungen des eigenen Egos zu befreien und zu wissen, wie man zur Seite tritt, ist mühsam, aber sehr wichtig: Denn es ist der entscheidende Schritt, um im Geist des Dienens zu wachsen. Im Geist des Dienens zu wachsen bedeutet, keine Gegenleistung zu erwarten.

Frei, wachsen lassen

Brüder und Schwestern, versuchen wir einmal uns zu fragen: Sind wir in der Lage, Platz für andere zu schaffen? Ihnen zuzuhören, sie frei zu geben, sie nicht durch die Forderung nach Anerkennung an uns zu binden? Ziehen wir andere zu Jesus oder zu uns selbst? Und noch einmal, um dem Beispiel des Johannes zu folgen: Können wir uns darüber freuen, dass Menschen ihren eigenen Weg gehen und ihrem eigenen Ruf folgen, auch wenn dies eine gewisse Ablösung von uns bedeutet? Freuen wir uns aufrichtig und ohne Neid über ihre Fortschritte? Freuen wir uns aufrichtig und ohne Neid über ihre Fortschritte? Das bedeutet wachsen lassen.

Maria, die Magd des Herrn, möge uns helfen, frei von Bindungen zu sein, dem Herrn und den anderen Raum zu geben.

 

(vatican news - wd/pr)

 

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15. Januar 2023, 12:18