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Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz Franziskus bei der fliegenden Pressekonferenz  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst Franziskus: Kanäle für den Frieden öffnen

Papst Franziskus hat bei der Rückkehr von seiner Ungarnreise nach Rom dazu aufgerufen, alle nur möglichen Kanäle für einen Frieden in der Ukraine zu öffnen. Außerdem bat er darum, in der humanitären Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine nicht nachzulassen. Bei der „fliegenden Pressekonferenz“ am Sonntagabend bekräftigte er auch die Bereitschaft des Heiligen Stuhls, bei der Rückführung ukrainischer Kinder, die nach Russland gebracht worden sind, zu helfen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Eine Journalistin sprach den Papst darauf an, dass der ukrainische Ministerpräsident Denys Shmyhal den Vatikan bei einer Audienz vor ein paar Tagen darum gebeten habe, in der Frage der verschleppten Kinder tätig zu werden. Ob er sich das vorstellen könne? Die Antwort des Papstes:

„Ich denke schon, denn der Heilige Stuhl hat in einigen Fällen von Gefangenenaustausch vermittelt, und dank der Botschaft ist es gut gelaufen; ich denke, dass auch dieser Fall gut laufen kann. Es ist wichtig, dass der Heilige Stuhl bereit ist, dies zu tun, weil es richtig ist, weil es eine gerechte Sache ist und weil wir helfen müssen, damit dies nicht ein casus belli ist, sondern ein menschlicher Fall. Es ist ein Problem der Menschlichkeit und nicht ein Problem der Kriegsbeute... Wir müssen alles tun, was menschlich möglich ist.“

„Wenn der Enthusiasmus nachlässt, bleiben diese Frauen schutzlos zurück“

Er sei dankbar für die Hilfe, die viele aus der Ukraine geflohene Frauen mit ihren Kindern in anderen europäischen Ländern erhielten. Allerdings dürfe man bei dieser Hilfe nicht müde werden: „Denn wenn der Enthusiasmus nachlässt, bleiben diese Frauen schutzlos zurück – in der Gefahr, in die Hände von skrupellosen Personen zu fallen, die immer auf der Suche nach solchen Situationen sind. Wir müssen aufpassen, dass wir diese Anstrengung der Hilfe für die Flüchtlinge nicht verlieren; das geht uns alle an.“

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Mit Verschlossenheit schafft man keinen Frieden

Auf die Frage, ob der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion oder der ungarische Präsident Viktor Orbán – beide hat Franziskus in Budapest getroffen – aus der Sicht des Vatikans „Kanäle der Öffnung zu Moskau“ sein könnten, um zu einem Friedensprozess für die Ukraine zu kommen, erwiderte der Papst: „Ich glaube, dass man Frieden immer dadurch schafft, dass man Kanäle öffnet; mit Verschlossenheit kann man niemals Frieden herstellen. Ich lade alle dazu ein, Beziehungen einzugehen, Kanäle der Freundschaft zu öffnen“. Allerdings sei das nicht leicht.

„Nicht nur über das Rotkäppchen geredet“

Den früheren russisch-orthodoxen „Außenminister“ Hilarion schätze er sehr, fuhr Franziskus fort, er sei intelligent, man könne mit ihm reden. „Es ist nötig, diese Beziehungen beizubehalten, denn wenn wir von Ökumene sprechen, müssen wir allen die Hand reichen…“ Der Papst ließ erkennen, dass er weiter auf ein neuerliches Treffen mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill setzt; das im letzten Jahr geplante Treffen sei „wegen des Krieges suspendiert“ worden. Auf die Nachfrage, ob es bei seinen Gesprächen mit Hilarion und Orbán auch um seinen Wunsch, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu treffen, gegangen sei, versetzte das Kirchenoberhaupt, er habe mit seinen Gesprächspartnern „nicht nur über das Rotkäppchen geredet“.

„Wir reden davon, denn alle sind am Weg des Friedens interessiert. Ich bin bereit. Ich bin bereit, alles zu tun, was zu tun ist. Jetzt gerade ist auch eine Mission im Gang, aber sie ist noch nicht öffentlich. Wir werden sehen… Sobald sie öffentlich wird, werde ich es sagen.“

An seinen nächsten Reisen hält der Papst fest - derzeit

Auf seine Gesundheit angesprochen erläuterte Franziskus, er habe seine Lungenentzündung, deretwegen er vor der Karwoche ein paar Tage im Krankenhaus verbringen musste, gut überwunden: „Der Organismus, der Körper hat gut reagiert, Gott sei Dank“. An der Reise zum Weltjugendtag im August in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon halte er fest: „Ich werde hingehen, ich werde hingehen“. Allerdings schob er noch die kryptische Bemerkung „Derzeit ist die Reise nicht annulliert“ hinterher. Weitere Reisen wolle er nach Marseille und in die Mongolei unternehmen.

„Und wenn die Ägypter morgen kommen und den Obelisken zurückfordern?“

Eine Journalistin sprach Franziskus darauf an, dass er Griechenland unlängst Fragmente des antiken Parthenon aus den Vatikanischen Museen zurückgegeben hat. Ob er denn auch zu weiteren Restitutionen bereit sei? Sie denke da vor allem an autochthone Gruppen aus Kanada, die eine Rückgabe von Objekten aus den vatikanischen Sammlungen forderten. Franziskus erwiderte: „Aber das ist das siebte Gebot: Wenn du gestohlen hast, musst du zurückgeben.“

Allerdings müsse man die historischen Umstände, unter denen Objekte in den Besitz der Museen gelangt seien, zunächst genau untersuchen. „Und wenn die Ägypter morgen kommen und den Obelisken fordern, was werden wir dann tun?“ Der Obelisk auf dem Petersplatz stammt aus der Antike; er stand im Zirkus des Kaisers Nero, an dessen Stelle heute der Petersplatz liegt. Die italienische Regierung hat. einen äthiopischen Obelisken, der seit der Zeit des Faschismus in der Nähe des römischen Circus Maximus stand, vor Jahren an Äthiopien restituiert.

Sich nicht daran gewöhnen, anderen in die Tasche zu greifen

Was die Rückgabe von indigenen Gütern aus Kanada betreffe, „haben wir uns darauf geeinigt, das zu tun“, so der Papst. „Jetzt werde ich nachfragen, wie das läuft.“ Manchmal seien Restitutionen aus verschiedensten Gründen nicht möglich, wenn es „keine politische, reale, konkrete Möglichkeit“ gebe. „Aber in dem Maße, in dem Sie etwas zurückgeben können, tun Sie es bitte; das ist gut für alle. Sich nicht daran gewöhnen, in die Taschen anderer Leute zu greifen…“

Bei seiner Begegnung mit den mitreisenden Journalisten wirkte Franziskus aufgeräumt und zu Scherzen aufgelegt. So äußerte er, die ungarische Sprache werde außerhalb des Landes nicht gesprochen, da sie einfach zu schwierig sei. Höchstens im Paradies sei sie wohl gängig - weil es eine Ewigkeit brauche, um sie zu lernen... Ernst, wenn auch ausweichend beantwortete er hingegen eine Frage nach seinem Urteil über Orbáns Migrantenpolitik. Vor allem die EU sei gefordert, diese Frage anzugehen, so Franziskus.

(vatican news)

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30. April 2023, 20:32