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Papst Franziskus hat wieder einmal ein Vorwort zu einem neuen Buch geschrieben, das. nun auf Italienisch erscheint (Slow Food Edition e LEV) Papst Franziskus hat wieder einmal ein Vorwort zu einem neuen Buch geschrieben, das. nun auf Italienisch erscheint (Slow Food Edition e LEV) 

Papst würdigt Konsumverzicht als zeitgemäßen Lebensstil

Papst Franziskus hat die Ausbeutung von Natur und Menschen kritisiert und im Namen der Jugend und ihrer Zukunft einen umweltschonenden Lebenswandel angemahnt. Das katholische Kirchenoberhaupt würdigte in einem Vorwort zu einem neuen Buch, das diesen Mittwoch auf Italienisch erscheint, zugleich das Engagement junger Leute, weniger und bewusster zu konsumieren.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Die junge Generation auf der ganzen Welt fordere Veränderung, schreibt Papst Franziskus: „Es geht um einen Wandel des Lebensstils, der die Umwelt so sehr ausbeutet. Wir müssen unseren Umgang mit den Ressourcen der Erde ändern, die nicht unendlich sind. Wir müssen unseren Umgang gegenüber der Jugend ändern, den neuen Generationen, denen wir die Zukunft rauben. Darum bitten sie uns nicht nur, sie gehen auch auf die Straßen und bringen ihren Unmut zum Ausdruck, angesichts eines Wirtschaftssystems, das Feind der Armen ist und der Umwelt. Die jungen Leute suchen neue Wege und dabei beginnen sie im Alltag: Sie treffen verantwortungsvolle Entscheidungen bei der Nahrungsmittelwahl, bei ihren Transportmitteln und ihrem Konsumverhalten", heißt es in dem Vorwort des Kirchenoberhaupts zu dem Buch „Il gusto di cambiare: la transizione ecologica come via per la felicità" (zu Deutsch etwa: Geschmack finden am Wandel: ökologischer Wandel als Weg zum Glück). 

„Wir müssen unseren Umgang mit den Ressourcen der Erde ändern, die nicht unendlich sind“

Das Werk haben der französische Jesuit und Wirtschaftswissenschaftler Gaël Giraud und der Agnostiker und Begründer der Slow-Food-Bewegung in Italien, Carlo Petrini, gemeinsam verfasst. Der Papst kennt beide und hat mit ihnen auch schon bei anderen Buchprojekten zusammengearbeitet. Petrini nahm 2019 auch an der Amazonien-Synode im Vatikan teil.

Bruttoinlandsprodukt kein Maßstab

In vielen inhaltlichen Punkten sind Papst Franziskus und die beiden Autoren einer Meinung; der Papst verweist auf sein  Schreiben „Fratelli tutti", in dem er sich ähnlich äußert. Ausdrücklich hebt Franziskus auch eine Aussage des Wirtschaftswissenschaftlers und Mitbruders im Jesuitenorden, Giraud, hervor: 

„Es hat mich sehr beeindruckt, dass Gaël Giraud rekonstruiert hat, wie sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Geschichte als einziger Parameter zur Beurteilung der Gesundheit der Wirtschaft einer Nation etabliert hat. Er erklärt, dass dies während der Nazizeit geschah und dass der Bezugspunkt die Rüstungsindustrie war: Das BIP hat einen ,kriegerischen' Ursprung, könnte man sagen."  Es sei dringend nötig, sich von „dieser ökonomistischen Perspektive zu befreien, die die menschliche Seite der Wirtschaft zu verachten scheint und sie auf dem Altar des Profits als absolutem Maßstab opfert", mahnt Franziskus. 

Für Migranten und Flüchtlinge da sein

Papst Franziskus nutzt das Vorwort darüber hinaus, um noch einmal vielerorts vorherrschende Gleichgültigkeit anzuprangern.  „Angesichts der Nachrichten, die uns täglich erreichen - Dürren, Umweltkatastrophen, klimabedingte Zwangsmigrationen -, können wir nicht gleichgültig bleiben: Wir wären Komplizen bei der Zerstörung der Schönheit, die Gott uns in der uns umgebenden Schöpfung schenken wollte." Eindringlich redet der Papst allen ins Gewissen: „Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Die rücksichtslose wirtschaftliche Entwicklung, der wir nachgegeben haben, verursacht ein klimatisches Ungleichgewicht, das auf den Schultern der Ärmsten lastet, insbesondere in Afrika südlich der Sahara. Wie können wir die Türen für diejenigen verschließen, die vor unhaltbaren Umweltsituationen, den direkten Folgen unseres maßlosen Konsumverhaltens, fliehen und fliehen werden?"

„Die rücksichtslose wirtschaftliche Entwicklung, der wir nachgegeben haben, verursacht ein klimatisches Ungleichgewicht, das auf den Schultern der Ärmsten lastet“

Dem Papst gefällt laut eigener Aussage, dass das Werk die Ausgangslage treffend analysiert und dann nicht in Schockstarre verfällt, sondern positive Beispiele liefert, wie der nötige Wandel gelingen kann.

„Manifest der möglichen Zukunft unserer Gesellschaft und unseres Planeten“

Das Buch sei ein „Manifest der möglichen Zukunft unserer Gesellschaft und unseres Planeten, der so stark von den zerstörerischen Konsequenzen eines kolonialistischen und über die Schöpfung herrschenden Ansatzes bedroht ist", meint Franziskus. Auch die Dialogform des Buches trifft den Geschmack des Papstes: 

„Austausch bereichert uns, es geht darum nicht starr auf unseren Positionen zu beharrren“

„Austausch bereichert uns, es geht darum, nicht starr auf unseren Positionen zu beharrren. Reden bietet Gelegenheit zu persönlichem Wachstum statt zu Fundamentalismus, der Neuerungen den Weg verbaut. Wir reifen, wenn wir Debatten führen, aber nicht, wenn wir in einer Hermeneutik rechthaberischer Überzeugung verharren."  

Mehr zum Buch

Das Buch der beiden Autoren Gaël Giraud und Carlo Petrini mit Papstvorwort ist im Vatikanverlag LEV erschienen. Auf Italienisch ist es ab diesem Mittwoch erhältlich, zu einer deutschen Ausgabe noch nichts bekannt. 

(pm/vatican news - sst)

 

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17. Mai 2023, 09:39