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Mattarella Anfang Mai bei einem Auftritt in Rom Mattarella Anfang Mai bei einem Auftritt in Rom  (ANSA)

Papst überreicht Auszeichnung für italienischen Präsidenten

So sehr die Republik Italien auch auf ihren säkularen Charakter pocht, es zeichnet sich doch eine Tradition der Freundschaften zwischen einem Papst und einem Präsidenten der Republik ab.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Johannes Paul II. verstand sich blendend mit Italiens erstem sozialistischem Präsidenten Sandro Pertini, und Benedikt XVI. kam überraschend gut mit dem ersten ex-kommunistischen Staatschef Giorgio Napolitano klar. Diese Tradition – allmählich ist es eine – setzt offenbar auch Franziskus fort. Wie eng sein Verhältnis zum jetzigen italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella ist, wurde an diesem Montag deutlich: Da ließ es sich der Papst nicht nehmen, einen Preis an Mattarella persönlich zu überreichen.

Der bekennende Katholik und herausragende Jurist Mattarella bekam den internationalen „Paul VI.“-Orden, den ein norditalienisches Institut zum Gedenken an den heiligen Montini-Papst (1963-1978) vergibt. Franziskus nutzte die Gunst der Stunde, um Paul VI. als Vollender des Zweiten Vatikanischen Konzils zu würdigen.

Politik als Form der Nächstenliebe

„Wir müssen dem hl. Paul VI. für das Konzil sehr dankbar sein. Dieses Konzil hat die Rolle der gläubigen Laien unterstrichen: Dank ihrer Taufe haben die Laien eine echte, eigene Berufung für die Welt, darunter in der Politik, die (ein Zitat von Pius XI.) die höchste Form der Nächstenliebe ist. Wenn man danach fragt, wie man Politik als Ausdruck von Nächstenliebe und umgekehrt Nächstenliebe innerhalb der politischen Dynamik leben kann, dann lautet die Antwort mit einem einzigen Wort: Dienen.“

„Gegen ein Klima der Resignation und des Jammerns“

Natürlich sei das nicht leicht, und „selbst in den besten politischen Systemen“ gebe es auch heute immer wieder die Gefahr, „sich der Macht zu bedienen, statt durch die Macht zu dienen“. Mattarella verdiene den Preis, weil er „den Wert und die Würde des Dienens“ an der Staatsspitze deutlich vor Augen führe. Allerdings gehe Dienen mit Verantwortung Hand in Hand. „Viele Einwohner der Emilia-Romagna zeigen uns in diesen Tagen, dass Verantwortung jeden angeht – gegen ein Klima der Resignation und des Jammerns…“ Die erwähnte norditalienische Region hatte unlängst mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen.

Ein Bild der Eintracht

Auch auf das Thema „legalità“ (Rechtsstaatlichkeit) kam der Papst zu sprechen. Es liegt Mattarella, dessen Bruder Piersanti von der Mafia getötet wurde, besonders am Herzen. Es reiche nicht, wenn eine Demokratie über Institutionen und Gesetze verfüge, so Franziskus; wichtig sei auch das Einhalten der Regeln und der Einsatz gegen „kollektiven Egoismus“.

Papst und Präsident – ein Bild der Eintracht. Das hätten sich die italienischen Truppen, die 1870 dem Kirchenstaat den Garaus machten, wohl nicht träumen lassen.

Mattarella unterstrich seinerseits in seiner Ansprache, dass er besonders dankbar dafür sei, dass Papst Franziskus die Auszeichnung persönlich hatte vornehmen wollen. Er bitte das Institut Paul VI., die mit dem Preis verbundene finanzielle Zuwendung der in Romagna aus der Taufe gehobenen Gemeinschaft Johannes XXIII. zukommen zu lassen: deren Strukturen seien durch die jüngste Flut schwer getroffen worden, so der italienische Staatspräsident.

(vatican news – sk)
 

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29. Mai 2023, 11:46