Papst: Trumps Friedensplan für Gaza realistisch
Vor seiner Rückkehr in den Vatikan hat sich Papst Leo auch diesen Dienstagabend den Fragen der Journalisten gestellt, die vor den Toren der Villa Barberini bereits auf ihn warteten. „Wir hoffen, dass sie ihn annehmen, bisher scheint es ein realistischer Vorschlag zu sein“: So äußerte sich Leo XIV. zu dem vom israelischen Premierminister Netanjahu unterstützten 20-Punkte-Plan für den Frieden in Gaza, den US-Präsident Trump dem Weißen Haus vorgelegt hat. Es sei wichtig, dass es zu einem Waffenstillstand und zur Freilassung der Geiseln komme, betonte der Papst. „Es gibt sehr interessante Elemente. Hoffen wir, dass die Hamas innerhalb der gesetzten Frist zustimmt.“
Im Bezug auf die Aktivisten-Flottille, die sich Gaza nähert, um humanitäre Hilfe zu leisten, aber auch die israelische Seeblockade zu durchbrechen, bekräftigte der Pontifex, dass man in dieser schwierigen Situation „den Wunsch spürt, auf eine echte humanitäre Notlage zu reagieren“, er aber hoffe, „dass es keine Gewalt gibt und die Menschen respektiert werden“.
Kriegsrhetorik hoffentlich nur Worte
Zur Erklärung von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth beim Treffen mit den einbestellten Generälen, man müsse sich auf einen Krieg vorbereiten und sei auch offen für den Einsatz von Nuklearwaffen, sagte der Papst, der selbst US-Amerikaner ist: „Diese Art der Rhetorik ist beunruhigend, denn sie zeigt, dass die Spannungen jedes Mal weiter zunehmen.“ Dass es „nur bei Worten bleibt“ hofft Leo auch im Bezug auf die Entscheidung von US-Präsident Trump, das „Verteidigungsministerium“ in „Kriegsministerium“ umzubenennen. Es sei „eine Regierungsstrategie, Stärke zu zeigen, um Druck auszuüben.“ „Wir hoffen, dass es Wirkung zeigt, aber ohne dass es zum Krieg kommt. Man muss immer für den Frieden arbeiten,“ so der Pontifex.
Nicht weiter äußern wollte sich Papst Leo zu dem laufenden Prozess im Vatikan über die mutmaßlich illegale Verwaltung der Gelder des Heiligen Stuhls. Er betonte, dass „der Prozess weitergehen“ müsse, er aber nicht die Absicht habe, „sich einzumischen“. Er überlasse es den Richtern und Verteidigern, hier zu einem Urteil zu gelangen.
Die Lehre der Kirche zu Fragen, die das menschliche Leben betreffen, ist klar
Abschließend beantwortete der Papst noch eine Frage, die ihm auf Englisch gestellt wurde und seine amerikanische Heimat betrifft. Dabei ging es um den Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, der wegen der geplanten Ehrung von US- Senator Dick Durbin durch die Erzdiözese Chicago in der Kritik steht. Der demokratische Abgeordnete, der für seine Befürwortung der Abtreibung bekannt ist, soll Anfang November für seinen Einsatz in der Migrationspolitik mit einem „Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet werden.
Papst Leo XIV. räumte ein, über diesen speziellen Fall nicht besonders gut informiert zu sein, betonte aber auch, dass es sehr wichtig sei, „die gesamte politische Arbeit eines Senators in den Blick zu nehmen, der seit 40 Jahren im Senat der Vereinigten Staaten tätig ist“. Der Papst sagte, er verstehe die damit verbundenen Schwierigkeiten und Spannungen, aber es sei „wichtig, viele der Fragen zu betrachten, die mit der Lehre der Kirche zusammenhängen“. Er betonte, dass es nicht wirklich „pro-life“ sei, zu sagen „ich bin gegen Abtreibung“, aber „für die Todesstrafe“, ebenso wenig wie es „pro-life“ sei, „mit der unmenschlichen Behandlung von Einwanderern in den Vereinigten Staaten einverstanden zu sein“. Wörtlich sagte der Papst: „Das sind sehr komplexe Fragen. Ich weiß nicht, ob jemand die ganze Wahrheit darüber kennt, aber ich würde vor allem darum bitten, dass es mehr gegenseitigen Respekt gibt und dass wir gemeinsam versuchen, sowohl als Menschen – in diesem Fall als amerikanische Staatsbürger oder Bürger des Bundesstaates Illinois – als auch als Katholiken zu sagen: ‚Wir müssen uns all diese ethischen Fragen wirklich genau ansehen und den Weg finden, den wir als Kirche gehen wollen. Die Lehre der Kirche zu jedem dieser Themen ist klar.“
Castel Gandolfo: Klimatagung mit Papst Leo
Gegen 20.30 Uhr ging es für den Papst mit dem Auto wieder zurück in den Vatikan. Schon morgen Nachmittag wird er - nach der Generalaudienz - aber wieder nach Castel Gandolfo zurückkehren. Dort findet nämlich vom 1. bis 3. Oktober die Tagung „Raising Hope for Climate Justice“ (Hoffnung für Klimagerechtigkeit wecken) statt, mit der des 10. Jahrestags der Sozial- und Umweltenzyklika Laudato si' von Papst Franziskus gedacht wird. An der „Feier der Hoffnung“ am Nachmittag des 1. Oktober mit Papst Leo werden über 400 Religionsführer, Klimaexperten, Vertreter der Zivilgesellschaft und Institutionen aus aller Welt teilnehmen. Wir übertragen ab 15.50 Uhr - über die üblichen Kanäle - live und mit deutschem Kommentar.
(vaticannews – skr)
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