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Vor Beginn der Messe: Der Papst unterschreibt ein Vatikan-Dokument zum Thema Bildung, das am Dienstag veröffentlicht wird Vor Beginn der Messe: Der Papst unterschreibt ein Vatikan-Dokument zum Thema Bildung, das am Dienstag veröffentlicht wird  (ANSA)

Leo an Papst-Unis: Einheit, Weitblick und Spiritualität

Diesen Montag haben die Heilig-Jahr-Sonderfeiern für die Welt der Bildung im Vatikan begonnen. Sie enden am 2. November; Pilger aus 124 Ländern erwartet der Vatikan. Am Montagabend feierte Papst Leo XIV. eine Messe mit Studierenden und Mitarbeitern der Römischen Päpstlichen Universitäten im Petersdom. Dabei rief das katholische Kirchenoberhaupt alle auf, sich nicht auf sich selbst zurückzuziehen.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Im Heiligen Jahr erinnere die Kirche sich besonders ans Unterwegssein und daran, dass sie ständig der Bekehrung bedürfe, und nicht der Versuchung erliegen dürfe, , Jesus zu überholen, dem es vielmehr nachzufolgen gelte, sagte Papst Leo XIV. eingangs. In seiner Predigt bei der Messe für Studierende und Dozenten der neun päpstliche Hochschulen und Universitäten Roms erläuterte er - ausgehend vom Evangelium über die Heilung der gekrümmten Frau (Lk 13,10-17):

„Der Zustand der Unwissenheit, der oft mit Verschlossenheit und einem Mangel an geistlicher und intellektueller Unruhe verbunden ist, ähnelt dem Zustand dieser Frau: Sie ist ganz verkrümmt, in sich selbst zurückgezogen, weshalb es ihr unmöglich ist, über sich selbst hinauszuschauen. Wenn der Mensch unfähig ist, über sich selbst, seine eigenen Erfahrungen, Ideen und Überzeugungen, seine eigenen Pläne hinauszublicken, bleibt er gefangen, bleibt er ein Sklave, unfähig, sich ein eigenes Urteil zu bilden."

Allen, die sich in unterschiedlicher Weise dem Studium, der Lehre und der Forschung widmen, legte der Papst daher „die Gnade einer Zusammenschau, eines Blicks, der fähig ist, den Horizont wahrzunehmen und darüber hinauszugehen" ans Herz und er warb für Weitblick und Abkehr von Selbstbezogenheit:

„Wer studiert, erhebt sich, erweitert seinen Horizont und seine Perspektiven, um einen Blick wiederzugewinnen, der nicht nur nach unten gerichtet ist, sondern auch nach oben schauen kann: zu Gott, zu den anderen, zum Geheimnis des Lebens“

„Wer studiert, erhebt sich, erweitert seinen Horizont und seine Perspektiven, um einen Blick wiederzugewinnen, der nicht nur nach unten gerichtet ist, sondern auch nach oben schauen kann: zu Gott, zu den anderen, zum Geheimnis des Lebens. Das ist die Gnade des Studenten, des Forschers, des Gelehrten: einen weiten Blick zu erhalten, der weit reicht, der die Themen nicht vereinfacht, der keine Angst vor Fragen hat, der die intellektuelle Trägheit überwindet und damit auch geistigen Schwund besiegt."

  (ANSA)

Studium, Forsche und Lehre haben auch Erziehungsauftrag

Weltweit unterhält die katholische Kirche mehr als 200 Universitäten und mehr als 100.000 Bildungseinrichtungen. Bei der Messe für die Papstlichen Universitäten betonte Papst Leo in seiner Predigt auch ihren wichtigen Erziehungsauftrag, den er ebenfalls am Bild der Heilung der gekrümmten Frau aus dem Evangelium verdeutlichte: 

„Ich möchte die Universitäten dazu auffordern, diese Berufung mit Leidenschaft und Engagement anzunehmen. Erziehen ähnelt dem Wunder, von dem in diesem Evangelium berichtet wird, denn die Geste des Erziehenden besteht darin, den anderen aufzurichten, ihn wieder auf die Beine zu stellen, wie Jesus es mit dieser gebeugten Frau tut, ihm zu helfen, er selbst zu sein und ein eigenständiges Gewissen und kritisches Denken zu entwickeln"

„Aufrichten und helfen, man selbst zu sein und ein eigenständiges Gewissen und kritisches Denken zu entwickeln“

Die Päpstlichen Universitäten sollten diese Geste Jesu fortsetzen, so Leo XIV: „Es handelt sich um einen echten Akt der Liebe, denn es gibt eine Nächstenliebe, die gerade durch das Alphabet des Studiums, des Wissens, der aufrichtigen Suche nach dem, was wahr ist und wofür es sich zu leben lohnt, vermittelt wird. Den Hunger nach Wahrheit und Sinn zu stillen, ist eine notwendige Aufgabe, denn ohne Wahrheit und authentischen Sinngehalt kann man in die Leere geraten und sogar sterben," mahnte das katholische Kirchenoberhaupt. Es gelte, sich immer zu erinnern, „dass wir keine zufällig in die Welt geworfenen Geschöpfe sind, sondern zu jemandem gehören, der uns liebt und einen Plan der Liebe für unser Leben hat."

  (ANSA)

Forschung und Spiritualität verbinden

Papst Leo, der selbst dem Augustinerorden angehört, empfahl zudem den Heiligen Augustinus und weitere Vorbilder, zur Verbindung von Forschung und Spiritualität: 

„Wenn wir auf das Beispiel von Männern und Frauen wie Augustinus, Thomas von Aquin, Teresa von Ávila, Edith Stein und vielen anderen blicken, die es verstanden haben, die Forschung in ihr Leben und ihren geistlichen Weg zu integrieren, sind auch wir aufgerufen, die intellektuelle Arbeit und die Suche nach der Wahrheit fortzusetzen, ohne sie vom Leben zu trennen." Forschung, alltägliches Leben und Spiritualität müssten stets Hand in Hand gehen: „Es ist wichtig, diese Einheit zu pflegen, damit das, was in den Hörsälen der Universität und in den Bildungseinrichtungen aller Art und aller Stufen geschieht, nicht eine abstrakte intellektuelle Übung bleibt, sondern zu einer Wirklichkeit wird, die das Leben verändern kann, die uns unsere Beziehung zu Christus vertiefen lässt, die uns das Geheimnis der Kirche besser verstehen lässt und uns zu mutigen Zeugen des Evangeliums in der Gesellschaft macht", unterstrich der Papst.. Er wünsche allen, dass die Universität sie „zu Frauen und Männern erzieht, die niemals in sich selbst verkrümmt sind, sondern immer aufrecht stehen und fähig sind, an die Orte, an die ihr geht, die Freude und den Trost des Evangeliums zu bringen und zu leben," beschloss Papst Leo XIV. seine Predigt.

Vor der Papst-Messe für die Päpstlichen Universitäten, die die Sonder-Feierlichkeiten zum Heiligen Jahr für die Welt der Bildung eröffnente,  hatte das katholische Kirchenoberhaupt ein Apostolisches Schreiben mit dem italienischen Titel „Disegnare nuove mappe di speranza" unterzeichnet. Der Vatikan hatte dieses Schreiben bereits bei der Pressekonferenz zu den Heilig-Jahr-Feiern für die Bildungswelt angekündigt. Das Dokument soll demnach an den 60. Jahrestag der Erklärung „Gravissimum Educationis“ des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern und die Aktualität der Erklärung sowie die Herausforderungen der Bildung in der heutigen Zeit beleuchten.

(vatican news - sst) 

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27. Oktober 2025, 18:38