Leo und die Frauenfrage: Was der Papst den Synodenteams sagte
Bei der Veranstaltung am Freitagabend in der Audienzhalle präsentierten sieben Vertreter verschiedener Regionen der Weltkirche erste Ergebnisse der lokalen Umsetzungsphase der Synodalität. Dabei ging es auch um die als besonders wichtig empfundene Frage nach einer stärkeren Beteiligung von Frauen in der Kirche. Die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar stellte die Frage, welche Hoffnungen die Frauen in einer synodalen Kirche berechtigterweise hegen können. „Glauben Sie, dass in der Kirche ein echter kultureller Wandel stattfindet, der die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche in Zukunft Wirklichkeit werden lässt?“, wollte Csiszar vom Papst wissen.
Leo XIV. begann seine Antwort mit zwei persönlichen Erfahrungen, die erste aus seiner Familie, die zweite aus Peru, wo er als Missionar und später als Bischof gewirkt hatte.
„Ich bin in einer katholischen Familie aufgewachsen, in der sowohl meine Mutter als auch mein Vater sehr, sehr aktiv in der Pfarrei waren. Als vor Jahren in den Vereinigten Staaten viel über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern diskutiert wurde – ich spreche hier bereits von den 70er Jahren –, fragte ich meine Mutter einmal: ,Willst du den Männern gleichgestellt sein?‘ Und sie antwortete: ,Nein, denn wir sind besser!‘ Und das meinte sie ganz sicher nicht scherzhaft. Frauen haben viele Gaben, die sie schon damals in vielerlei Hinsicht im Leben der Familie und der Pfarrei einbringen konnten. Nicht nur meine Mutter, sondern viele Frauen.“
Würdigung peruanischer Schwestern, die taufen
Nach dieser Anekdote würdigte Leo XIV. das Beispiel peruanischer Ordensfrauen, die in einer Region ohne Priester Taufen und katholische Trauungen vornehmen. „Sie haben die Befugnis zu taufen, sind offizielle Trauzeugen und leisten eine wunderbare Missionsarbeit, die auch für viele Priester ein echtes Zeugnis ist. Das ist der Mut, den es braucht, um das Evangelium zu verkünden, und diese Frauen tun es!“, sagte Leo.
Diesseits des Frauendiakonats
Er erwähnte an dieser Stelle die Studiengruppen der Weltsynode, an die Papst Franziskus die - so Leo - „schwierigeren Themen“ der Synode ausgelagert hatte, darunter den Diakonat der Frau. Abgesehen von diesem Thema, das auch die Frage der Frauenweihe betrifft und deshalb komplexer ist, sieht Leo bei Rollen und Positionen, die Frauen schon heute in der katholischen Kirche zugänglich sind, noch Aufholbedarf – in einigen Ortskirchen mehr als in anderen.
„Ich denke, das Problem ist nicht, dass es keine Möglichkeiten gibt, sondern dass es kulturelle Hindernisse gibt. Und das muss man zur Kenntnis nehmen. Denn nicht alle – Bischöfe oder Priester – wollen zulassen, dass Frauen das ausüben, was sehr wohl ihre Rolle sein könnte. Es gibt Kulturen, in denen Frauen immer noch unter Ungleichheiten leiden – als wären sie sozusagen Bürger zweiter Klasse – und in Wirklichkeit nicht immer die gleichen Rechte haben.“
Kirche soll Kultur fördern, die ein Mitwirken aller erlaubt
An diesem Punkt sieht Papst Leo die katholische Kirche mit einem Bildungsauftrag gefordert: „Dort besteht also eine Herausforderung für die Kirche und für uns alle, zu sehen, wie wir gemeinsam die Achtung der Rechte aller fördern können; wie wir eine Kultur fördern können, in der diese Dinge nicht nur möglich, sondern Realität werden, in einer Mitwirkung aller, jeder entsprechend seiner Berufung, wo sie – sagen wir – eine verantwortungsvolle Rolle in der Kirche ausüben können.“
Dabei mangelt es nicht an Beispielen, fuhr Papst Leo fort – Beispiele, wie Frauen schon heute in der Kirche in sichtbaren und bedeutenden Rollen wirken.
„Die Realität ist jedoch, dass kulturell gesehen nicht alle Länder sich in derselben Lage wie Europa oder die Vereinigten Staaten befinden. Und wir können nicht einfach davon ausgehen, dass eine Frau, die hier oder dort für diese oder jene Position ernannt wird, respektiert wird. Denn es gibt starke kulturelle Unterschiede, die Probleme verursachen. Deshalb müssen wir darüber reden, wie die Kirche eine Kraft für die Bekehrung und die Transformation der Kulturen gemäß den Werten des Evangeliums sein kann.“
„Leider wird die Art und Weise, wie wir unseren Glauben leben, oft mehr von unserer Kultur als von unseren evangelischen Werten bestimmt“, so Papst Leo. Das muss und soll nach seinen Worten aber nicht so bleiben: „Hier können wir alle eine Kraft, eine Inspiration, eine Einladung für unsere Nationen, unsere Gemeinschaften, unsere Kulturen sein, über die bestehenden Unterschiede nachzudenken – und zwar nicht nur zwischen Mann und Frau.“
Leo zog eine Parallele zu Fällen politischer oder ethnischer Diskriminierung von Minderheiten:
„In vielen Ländern, in denen es noch Unterschiede hinsichtlich der Klasse oder des Ranges in der Gesellschaft gibt, kann man für ein bestimmtes Amt nicht ernannt werden, weil man von den anderen abgelehnt wird... Es gibt Vorurteile und Diskriminierungen, die eindeutig gegen das Evangelium verstoßen, und oft sind wir angesichts dieser Realitäten machtlos.“
An dieser Stelle gebe es „sicherlich viel zu tun“, sagte der Papst. Und zurück zur Lage innerhalb der katholischen Kirche selbst:
„Ich glaube, dass die Kirche bereits Räume bietet, um diesen Weg zu beginnen und fortzusetzen. Und wir müssen auch hier mutig sein, die Situation und die Realität begleiten, damit nach und nach vielleicht Veränderungen und Umgestaltungen dieser Kulturen eingeführt werden können, in denen echte Diskriminierungen beseitigt werden und sie zu Gemeinschaften werden können, in denen die Gaben und das Charisma jedes Menschen wirklich respektiert und geschätzt werden.“
(vatican news – gs)
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