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Leo XIV. bei der Audienz auf dem Petersplatz Leo XIV. bei der Audienz auf dem Petersplatz  (@Vatican Media)

Papst wirbt um mehr Wertschätzung für Lehrkräfte und Erzieher

Papst Leo XIV. ist besorgt darüber, dass der Arbeit an Schulen und Bildungsstätten in der Gesellschaft oft kein großer Wert beigemessen wird.

Stefan Kempis - Vatikanstadt

„Eine gegenwärtige Schwierigkeit unserer Gesellschaften besteht darin, dass wir den großen Beitrag, den Lehrkräfte und Erzieher für die Gemeinschaft leisten, nicht mehr ausreichend zu schätzen wissen“, sagte der Papst, der selbst einmal Mathe und Physik an einer Schule unterrichtet hat. „Aber wir sollten Acht geben: Die soziale und kulturelle Rolle der im Bereich der Bildung Tätigen zu schwächen, bedeutet, die eigene Zukunft zu gefährden, und eine Krise der Wissensvermittlung bringt eine Krise der Hoffnung mit sich.“

Der Papst äußerte sich an diesem Freitag bei einer Audienz für Lehrkräfte an Schulen und Universitäten sowie Erziehende auf dem Petersplatz. Anlass waren die speziellen Heilig-Jahr-Feiern für den Bildungsbereich; in ihrem Rahmen hat Leo am Donnerstag bereits Schülerinnen und Schüler empfangen, und erst am Dienstag ließ er ein Apostolisches Schreiben zum Thema Bildung und Erziehung veröffentlichen. In seiner neuerlichen Intervention von diesem Freitag nannte er den Lehrkräften nun vier Stichworte, die aus seiner Sicht „grundlegend für die christliche Erziehung“ sind: Innerlichkeit, Einheit, Liebe und Freude.

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„Eine gegenwärtige Schwierigkeit unserer Gesellschaften besteht darin, dass wir den großen Beitrag, den Lehrkräfte und Erzieher für die Gemeinschaft leisten, nicht mehr ausreichend zu schätzen wissen“


Wahrheit verbreitet sich durch Begegnung zwischen Menschen

„Hinsichtlich der Innerlichkeit sagt der heilige Augustinus: ‚Der Klang unserer Worte trifft auf die Ohren, doch der wahre Lehrer ist im Inneren‘. (…) Die Wahrheit verbreitet sich nicht mittels Klängen, Wänden und Fluren, sondern über die tiefe Begegnung zwischen Menschen, ohne die jedes Bildungsangebot zum Scheitern verurteilt ist. Wir leben in einer Welt, die von Bildschirmen und oft oberflächlichen technischen Auswahlmechanismen beherrscht wird, in der die Schüler einer Hilfe bedürfen, damit sie ihres Inneren gewahr werden.“

„Wissen zu vermitteln reicht nicht aus, um zu lehren: Es bedarf der Liebe“

Zweites Stichwort: Einheit. Die „Dimension des Miteinander“ sei im Bildungsbereich sehr wichtig: „als Herausforderung, sich selbst zu ‚dezentralisieren‘, und als Ansporn zum Wachstum“. Das dritte Stichwort des Papstes lautete: Liebe. Damit meinte er das Bauen von Brücken, das Überwinden von Vorurteilen – und die Anstrengungen, um gerade schwächeren oder benachteiligten Schülerinnen und Schülern zu helfen. „Wissen zu vermitteln reicht nicht aus, um zu lehren: Es bedarf der Liebe. Nur so werden Kenntnisse für diejenigen, die sie erhalten, von Nutzen sein – an sich und vor allem auch aufgrund der Liebe, mit der sie vermittelt werden.“

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Lehre mit Lächeln

Das letzte Stichwort Leos hätte auch von seinem Vorgänger Franziskus stammen können: Freude. „Wahre Lehrer unterrichten mit einem Lächeln und ihr Ziel ist es, ein Lächeln in den Seelen ihrer Schüler zu wecken. Die zunehmenden Symptome einer weit verbreiteten inneren Fragilität, die wir im Zusammenhang der Bildung in allen Altersgruppen sehen, sind beunruhigend. Wir dürfen unsere Augen nicht vor diesen stillen Hilferufen verschließen, sondern müssen uns vielmehr bemühen, die tieferen Gründe dafür zu erkennen.“

Papst Leo XIV. zum Thema Schule und Erziehung - Radio Vatikan

„Die Rolle der Lehrer und Erzieher ist es, das Menschliche zu fördern“

Vor allem die Künstliche Intelligenz (KI) mit ihrem „kalten und standardisierten Wissen“ könne bereits isolierte Schüler weiter in ihr Schneckenhaus zurücklocken und ihnen die falsche Vorstellung vermitteln, dass sie die anderen nicht bräuchten. „Die Rolle der Lehrer und Erzieher ist es, das Menschliche zu fördern.“ Auf das Thema KI kommt Leo XIV. seit seiner Wahl vom 8. Mai immer wieder zu sprechen. Am Donnerstag nannte er sie gegenüber Schülerinnen und Schülern „eine große Neuerung – eine der rerum novarum, also der neuen Dinge – unserer Zeit“. Wie sein Vorgänger Leo XIII. einst in der Enzyklika Rerum novarum auf die soziale Frage in Zeiten der Industrialisierung einging, will auch Leo XIV. Antworten finden auf die neuen sozialen Fragen unserer Zeit, zu denen er auch die Herausforderung durch KI zählt.

(vatican news – sk)
 

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31. Oktober 2025, 12:39