Papst Leo XIV. diesen Mittwoch bei der Tagung „Raising Hope for Climate Justice“ (Hoffnung für Klimagerechtigkeit wecken) in Castel Gandolfo Papst Leo XIV. diesen Mittwoch bei der Tagung „Raising Hope for Climate Justice“ (Hoffnung für Klimagerechtigkeit wecken) in Castel Gandolfo  (ANSA)

Papst Leo XIV.: Alle können Klimahelden sein

Papst Leo XIV. hat von jedem einzelnen, aber auch von Politik und Organisationen, eine „echte ökologische Umkehr" gefordert. „Wir müssen vom Sammeln von Daten zur Fürsorge übergehen, und vom Umweltdiskurs zu einer ökologischen Umkehr, die sowohl den persönlichen als auch den gemeinschaftlichen Lebensstil verändert", forderte das katholische Kirchenoberhaupt am Mittwochnachmittag.

Stefanie Stahlhofen und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Papst Leo XIV. sprach in Castel Gandolfo, dem Sommersitz der Päpste in den Albaner Bergen, zum Auftakt der internationalen Klimakonferenz „Raising Hope for Climate Justice" (Hoffnung für Klimagerechtigkeit wecken), die der Vatikan mit weiteren Partnern dort vom 1.-3. Oktober organisiert hat. Unter den Rednern im Zentrum Mariapoli in Castel Gandolfo am Mittwochnachmittag war neben Papst Leo XIV. auch der Hollywoodstar und Klimaaktivist Arnold Schwarzenegger. Er sprach als erster und bezeichnete Papst Leo XIV. als „Action-Held" - nicht weil er ein Filmstar sei, sondern, weil Papst Leo sich für Solarenergie und Klimaneutralität im Vatikan stark mache. Darauf ging das katholische Kirchenoberhaupt in freier Rede zu Beginn seiner Ansprache ein: Helden seien all jene, die sich gegen Klimawandel stark machten: 

Zum Hören: Papst Leo XIV. : Alle können Klimahelden sein - Das katholische Kirchenoberhaupt bei der internationalen Klimakonferenz „Raising Hope for Climate Justice" am 1.10.2025 (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

„Wenn es heute Nachmittag tatsächlich Actionhelden unter uns gibt, dann sind es Sie alle, die gemeinsam daran arbeiten, etwas zu bewegen“

„Wenn es heute Nachmittag tatsächlich Actionhelden unter uns gibt, dann sind es Sie alle, die gemeinsam daran arbeiten, einen Unterschied zu machen", so Papst Leo XIV. wörtlich. 

Die Konferenz in Castel Gandolfo findet im Heiligen Jahr der Hoffnung anlässlich des 10. Jahrestags der Sozial-und Umweltenzyklika „Laudato si`" von Papst Franziskus (2013-2025) statt. „Danken wir unserem Vater im Himmel für dieses Geschenk, das wir von Papst Franziskus erhalten haben! Die in ,Laudato si’ aufgezeigten Herausforderungen sind heute sogar noch relevanter als vor zehn Jahren. Diese Herausforderungen sind sozialer und politischer Natur, vor allem aber spiritueller Natur: Sie rufen zur Umkehr auf", mahnte Papst Leo. 

„Laudato si" von Papst Franziskus ist auch als E-Book in verschiedenen Sprachen erhältlich
„Laudato si" von Papst Franziskus ist auch als E-Book in verschiedenen Sprachen erhältlich

„Danken wir unserem Vater im Himmel für dieses Geschenk, das wir von Papst Franziskus erhalten haben! Die in ,Laudato si’ aufgezeigten Herausforderungen sind heute sogar noch relevanter als vor zehn Jahren“

Die Anliegen und Empfehlungen von Papst Franziskus in „Laudato si" seien nicht nur von Katholiken, sondern auch von vielen Menschen außerhalb der Kirche geschätzt und angenommen worden und man habe begonnen, sie in die Praxis umzusetzen, lobte der Papst. Doch dies reiche noch nicht. Umweltschutz, Schutz der Schöpfung und Maßnahmen gegen Klimawandel sowie das „Hören auf den Schrei der Erde und der Armen" dürften „nicht als vorübergehende Modetrends erscheinen oder – schlimmer noch – als Themen wahrgenommen und empfunden werden, die spalten", mahnte das katholische Kirchenoberhaupt. Zuvor hatten bereits internationale Künstlerinnen und Künstler musikalisch den Schrei der Erde interpretiert. 

Papst Leo XIV. diesen Mittwoch bei der Tagung „Raising Hope for Climate Justice“ (Hoffnung für Klimagerechtigkeit wecken) in Castel Gandolfo (Kurzvideo von Vatican Media)

Mit einem Zitat verwies Papst Leo XIV. in seiner Rede darauf, dass es Klimawandel-Leugner gibt: „In Übereinstimmung mit Laudato si’ stellte das vor zwei Jahren veröffentlichte Apostolische Schreiben ,Laudate Deum' fest, dass ,es nicht an Personen gefehlt hat', die die immer deutlicher werdenden Anzeichen des Klimawandels ,kleinreden wollten' (Nr. 6), und versucht haben, ,diejenigen ins Lächerliche zu ziehen, die über die globale Erwärmung sprechen' (Nr. 7), ja sogar die Armen für genau das verantwortlich zu machen, was sie selbst am meisten betrifft (vgl. Nr. 9)." Namen nannte der US-amerikanische Papst nicht, aber er mahnte:

  (@Vatican Media)

„Wir leben auf demselben Planeten und müssen uns gemeinsam um ihn kümmern. Deshalb erneuere ich meinen eindringlichen Appell zur Einheit im Hinblick auf die ganzheitliche Ökologie und den Frieden!“

„Wir können Gott, den wir nicht sehen können, nicht lieben und gleichzeitig seine Geschöpfe verachten. Wir können uns auch nicht als Jünger Jesu Christi bezeichnen, ohne seine Sicht auf die Schöpfung und seine Sorge um alles zu teilen, was zerbrechlich und verwundet ist. (...) Wir sind eine Familie mit einem Vater, der über allen die Sonne aufgehen, es über alle regnen lässt (vgl. Mt 5,45). Wir leben auf demselben Planeten und müssen uns gemeinsam um ihn kümmern. Deshalb erneuere ich meinen eindringlichen Appell zur Einheit im Hinblick auf die ganzheitliche Ökologie und den Frieden!"

Strengere Vorschriften, Verfahren und Kontrollen entwickeln und umsetzen

Dabei ist für Papst Leo jeder einzelne gefordert: Alle Mitglieder der Gesellschaft müssten über Nichtregierungsorganisationen und Interessenverbände Druck auf die Regierungen ausüben, damit diese „strengere Vorschriften, Verfahren und Kontrollen entwickeln und umsetzen". Die Bürger rief das katholische Kirchenoberhaupt auf,  sich aktiv an politischen Entscheidungsprozessen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene zu beteiligen.

Er ermutigte so „alle, vor allem junge Menschen, Eltern und all jene, die in lokalen und nationalen Verwaltungen und Institutionen arbeiten, ihren Teil zur Lösung der heutigen „großen kulturellen, spirituellen und erzieherischen Herausforderung“ (Laudato si’, 202) beizutragen und sich stets beharrlich für das Gemeinwohl einzusetzen. Es gibt keinen Platz für Gleichgültigkeit oder Resignation."

„Es gibt keinen Platz für Gleichgültigkeit oder Resignation“

Zugleich nahm Leo auch Organisationen und Regierungen in die Pflicht:

„Ich hoffe, dass die bevorstehenden internationalen Gipfeltreffen der Vereinten Nationen – die 30. Klimakonferenz 2025 (COP 30), die 53. Plenarsitzung des Welternährungsausschusses und die Wasserkonferenz 2026 – auf den Schrei der Erde und den Schrei der Armen, der Familien, der indigenen Völker, unfreiwilligen Migranten und Gläubigen auf der ganzen Welt hören werden."

Zurück zum Herzen

Neben der Verbreitung der Botschaft von „Laudato si`" mahnte Papst Leo, zum Herzen zurückzukehren. Dazu führte er aus: „In der Heiligen Schrift ist das Herz nicht nur das Zentrum der Gefühle und Emotionen, sondern auch der Ort der Freiheit. Das Herz umfasst zwar die Vernunft, geht jedoch über sie hinaus und verwandelt sie, indem es alle Aspekte des Menschen und seine grundlegenden Beziehungen beeinflusst und integriert. Das Herz ist der Ort, an dem die äußere Realität den größten Einfluss hat, an dem die tiefste Suche stattfindet, an dem die authentischsten Wünsche entdeckt werden, wo die endgültige Identität gefunden wird und Entscheidungen getroffen werden."

Arnold Schwarzenegger bei der Konferenz
Arnold Schwarzenegger bei der Konferenz   (AFP or licensors)

Schwarzenegger: Papst ist Action-Held

Der Hollywoodstar, frühere Gouverneur in Kalifornien und Klimaaktivist Arnold Schwarzenegger hatte zuvor in seiner Rede gesagt: „Wir müssen zum Herzen, nicht zum Kopf sprechen" - ähnlich wie später Papst Leo in seiner Ansprache. Schwarzenegger betonte: „Gemeinsam können wir unser Ziel erreichen." Er erinnerte auch daran, wie zahlreich die Katholiken weltweit seien und wie viel Macht diese Mitglieder gemeinsam haben könnten, um die Umweltverschmutzung zu stoppen. Er berichtete zudem, wie es ihm gelungen sei, als Gouverneur in Kalifornien auch gegen großen Widerstand strenge Umweltgesetze durchzusetzen - „Obwohl wir die strengsten Umweltgesetze haben, sind wir wirtschaftlich eine der stärksten Regionen." 

  (ANSA)

Brasiliens Umweltministerin lädt Papst Leo zur COP30 ein 

Brasiliens Umweltministerin Marina Silva lobte, was die katholische Kirche alles gegen Klimawandel tue. „Dieses Treffen bietet uns Gelegenheit, sich mit Mut und Hoffnung zu beteiligen. Dies gilt insbesondere all jenen, die Führungspositionen innehaben", sagte sie. Sie berichtete auch über bisherige Erfolge der UN-Klimakonferenzen COP und erneuerte unter Applaus die Einladung an Papst Leo XIV., er möge zur Klimakonferenz COP30 kommen - damit sie zu einer „Klimakonferenz der Hoffnung" werden könne. Vom 10. bis zum 21. November 2025 findet nämlich in der brasilianischen Amazonasmetropole Belem die COP30 statt. Papst Leo XIV. war bereits zuvor eingeladen worden; eine Teilnahme des katholischen Kirchenoberhaupts ist bisher nicht bestätigt

Die Vielfalt der auf dieser Konferenz vertretenen Organisationen sei ermutigend, sagte Papst Leo. Er lobte auch die Vielzahl der Organisationen, die sich der „Laudato si'-Bewegung“ - welche die dreitägige Klima-Konferenz mit dem Vatikan organisierte -, und der „Laudato si"-Aktionsplattform angeschlossen haben.

Papst segnet Gletschereis

Zum Ende der Auftaktveranstaltung kamen Vertreter besonders vom Klimawandel betroffener Regionen auf die Bühne. Sie gossen Wasser in eine „Schale der Tränen", während Bilder aus den betroffenen Regionen eingeblendet wurden. Papst Leo XIV. segnete schließlich ein 20.000 Jahre altes Stück grönländisches Gletschereis, das auf der Bühne positioniert war, und spendete auch allen Teilnehmern der Konferenz seinen Segen. 

  (@Vatican Media)

„Herr, segne diese Versammlung, diese Konferenz, möge der Dialog, den wir führen, von Respekt für alle hier Versammelten und die gesamte Erdgemeinschaft geprägt sein. Mögen wir auf das Gedeihen der gesamten Schöpfung hinarbeiten, die von unserem Schöpfer bewahrt wird. Durch Christus, unseren Herrn."

Der Künstler Olafur Eliasson hat mit Unterstützung des Geologen Minik Rosing den Transport des Eis-Stückes nach Rom organisiert. Das Eis wurde aus dem Nuup Kangerlua-Fjord entnommen, wo es ins Meer schmolz, nachdem es sich vom grönländischen Eisschild gelöst hatte. Die riesige Eiskappe ist einer der wichtigsten Klimaregulatoren der Erde. Sie entstand durch jahrtausendelange Verdichtung von Schnee und enthält Schichten, die mehr als 100.000 Jahre alt sind und in denen sich Luftblasen befinden, die die Geschichte der Erdatmosphäre dokumentieren.

Eliasson und Rosings Beitrag „Raising Hope for Climate Justice" baut auf der Kunstinstallation Ice Watch (2014) auf. Für dieses Projekt brachten die beiden große Blöcke Gletschereis in öffentliche Räume in Kopenhagen (2014), Paris (2015) und London (2018), mit dem Ziel, die Realität der Klimakrise für die Öffentlichkeit greifbar zu machen.

„Mögen diese Stimmen der Hoffnung vereint erklingen. Mögen sie über diese Versammlung hinaus in jedem Winkel der Erde erschallen“

Papst Leo XIV. erteilte den Schlusssegen: „Mögen diese Stimmen der Hoffnung vereint erklingen. Mögen sie über diese Versammlung hinaus in jedem Winkel der Erde erschallen. Amen."

Hintergrund

Zu „Raising Hope for Climate Justice" in Castel Gandolfo werden mehr als 400 internationale Vertreter aus Kirche, Klimawissenschaft und Zivilgesellschaft erwartet, um über die Auswirkungen der Sozial-und Umweltenzyklika „Laudato si`" von Papst Franziskus nachzudenken und eine globale Antwort auf die Klima- und Umweltkrise zu geben. Dabei sind Vertreter internationaler Organisationen, indigene Führer, Ökonomen, Experten für Klima und Biodiversität sowie Vertreter der Zivilgesellschaft. Die Konferenz umfasst Vorträge, Rundtischgespräche, spirituelle Momente, kulturelle Veranstaltungen und Erfahrungsberichte, die sowohl die seit der Veröffentlichung von „Laudato si'" erzielten Fortschritte als auch die dringend erforderlichen Maßnahmen beleuchten sollen.

Bis Freitag werden noch zahlreiche Redner das Wort ergreifen, darunter Kardinal Michael Czerny SJ, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Tomás Insua und Lorna Gold, Mitbegründer bzw. Geschäftsführerin der Laudato-si'-Bewegung;  Kardinal Jaime Spengler, Erzbischof von Porto Alegre, Präsident der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens und Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrats (CELAM); der Erzbischof von Suva, Peter Loy Chong, Oberhaupt der katholischen Kirche von Fidschi und ehemaliger Präsident der Föderation der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens; Margaret Karram, Präsidentin der Fokolar-Bewegung; Professor Martín Guzmán, Ökonom und ehemaliger Wirtschaftsminister Argentiniens; Maina Talia, Ministerin für Inneres, Klimawandel und Umwelt von Tuvalu und Mitglied des Verwaltungsrats des Pacific Islands Climate Action Network. 

Anfang September hatte Papst Leo das „Borgo Laudato si“ genannte vatikanische Mustergut in Castel Gandolfo besucht, das laut den Worten des Papstes „die ökologische Umkehr durch Bildung und Katechese fördern“ soll. Auch für die Teilnehmer der aktuellen Konferenz steht ein Besuch dort auf dem Programm. 

(vatican news - sst) 

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01. Oktober 2025, 17:45