Papst an Friedensprojekt-Segler: „Nur Selbstlosigkeit führt zum Frieden“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Das Segelschiff „Bel Espoir“ legte nach seiner knapp achtmonatigen Reise, die am 1. März begann, im Hafen von Ostia an. Auf Initiative der katholischen Erzdiözese Marseille nahmen insgesamt rund 200 junge Menschen verschiedener Religionen, Kulturen und Nationalitäten in wechselnden Gruppen an der Mission teil. Das Schiff machte in diesem Zeitraum in 30 Häfen fest, wo die jungen Teilnehmer soziale Projekte kennenlernten.
Freude und Schwierigkeiten des Dialogs
Nach der Begrüßung durch den Kardinal von Marseille, Jean-Marc Aveline, sagte der Papst:
„Vielen Dank, Eminenz, für Ihre Worte. Ich beginne auf Italienisch, auch um alle zu begrüßen, die in Ostia, in dieser Gegend, leben, denn es ist wirklich ein wichtiger Hafen in der Geschichte der Welt, in der Geschichte der Kirche, in der Geschichte des Heiligen Augustinus und der Heiligen Monika. Als Augustiner bin ich oft in diese Gegend gekommen, denn Ostia war schon immer ein sehr wichtiger Hafen und ist auch heute noch sehr wichtig, weil Sie hier sind. Und danke, dass ihr hier seid. Ich grüße euch alle an diesem schönen Nachmittag.“
In einer kurzen Ansprache an Bord des Schiffes lobte Leo XIV. die einzigartige Erfahrung des gemeinsamen Lebens und Arbeitens.
„Diese Art von Erfahrung bietet einen wunderbaren Einblick in die Freuden und Schwierigkeiten, Beziehungen zu Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund aufzubauen und dann gemeinsam auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten“, so der Papst.
Er räumte ein, dass solche intensiven Begegnungen nicht immer einfach seien: „Es mag Momente der Unruhe oder des Unbehagens gegeben haben, doch gerade in solchen Zeiten können wir wachsen und reifen, indem wir uns selbst und auch den anderen besser verstehen lernen.“
Vergebung als Voraussetzung für den Frieden
Der Papst betonte, dass der Einsatz für den Frieden eine ethische Grundlage erfordere, die über bloße diplomatische Bemühungen hinausgehe.
„Sich für den Frieden einzusetzen erfordert eine gewisse Reife und Selbstlosigkeit, um die Bedürfnisse des anderen zu verstehen und dann bei der Suche nach einer Lösung zusammenzuarbeiten, die es allen ermöglicht, erfolgreich zu sein“, sagte Leo XIV.
Er stellte klar, dass wahre Versöhnung nur durch innere Läuterung möglich sei: „Nur wenn wir Vorurteile, Groll oder Bitterkeit ablegen und Vergebung für unsere Fehler empfangen, können wir zuerst das Geschenk des Friedens empfangen und es dann mit anderen teilen.“
Zum Abschluss forderte der Papst die Jugendlichen auf, ihre gemachten Erfahrungen in ihre Heimatländer mitzunehmen: „Wenn ihr nun alle nach Hause zurückkehrt, denkt bitte an die Lektionen, die ihr gelernt habt, und nutzt sie, um den Dialog, die Vision eines gemeinsamen Ziels und die Freude, die aus der Begegnung mit anderen Menschen entsteht, zu fördern.“
Missionarische Erfahrung
Der Papst sagte nach seiner kurzen Absprache noch zusätzlich zu den jungen Menschen: „Die missionarische Erfahrung hat, glaube ich, mein Herz und meinen Verstand dafür geöffnet, dass wir in der Welt zusammenarbeiten müssen, um etwas zu bewegen. Angesichts der vielen großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, bin ich überzeugt, dass es mit der Technologie und Produktionskapazität, über die wir heute in der Welt verfügen, niemanden geben sollte, der hungert. Doch wir wissen sehr gut, dass Hunger eine Tatsache ist. Das ist ein Problem. Und es gibt auch Gewalt ...“*
Als Missionare müsse man immer versuchen den Frieden zu fördern. Es gebe so viele andere Menschen, die das ebenfalls versuchen würden.
„Aber ich erinnere mich immer an einen Satz des Heiligen Augustinus – wir sind hier in Ostia –, der sagte: „Wenn du die Welt verändern und zu einem besseren Ort machen willst, musst du damit beginnen, dich selbst zu verändern.“ Ich hoffe und bete, dass jeder von Ihnen diese Lektion in dieser Zeit gelernt hat. Wie werde ich ein besserer Mensch? Wie werde ich ein Förderer des Friedens? Wie werde ich jemand, der sich wirklich für Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, Verständnis und gegenseitigen Respekt einsetzt? Und wie sage ich: Ich tue das aufgrund meines Glaubens an Gott und aufgrund der Evangelien. Ich glaube, dass Jesus Christus das sehr deutlich gelehrt hat, und er hat uns alle durch sein Leiden am Kreuz gerettet. Er lädt uns ein, seinem Leben nachzueifern und einander zu dienen. Mit diesem zusätzlichen Gedanken glaube ich, dass wir die Welt tatsächlich verändern können.“
(vatican news)
*Update: 18. Oktober 2025, 12.30 Uhr
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