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An der Fassade des Petersdoms sind schon die Bildnisse der neuen Heiligen aufgehängt An der Fassade des Petersdoms sind schon die Bildnisse der neuen Heiligen aufgehängt 

Heiligsprechung am Sonntag: Wer sind die neuen Heiligen?

Ein Armen-Arzt aus Venezuela, mehrere Ordensgründerinnen, der 1915 während des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich hingerichtete Erzbischof Ignatius Choukrallah Maloyan und ein ehemaliger Satanist sind unter den sieben Männern und Frauen, die Papst Leo XIV. am Sonntag im Rahmen einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz heiligsprechen wird. Zwei Länder bekommen ihre ersten Heiligen überhaupt. Wir übertragen live und mit deutschem Kommentar ab etwa 10.20 Uhr.

Die katholische Kirche ist bald um weitere sieben Heilige reicher. Papst Leo XIV. wird am Sonntag (10.30 Uhr) auf dem Petersplatz in Rom drei Frauen und vier Männer heiligsprechen. Unter ihnen sind mehrere Ordensgründerinnen, der 1915 während des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich hingerichtete Erzbischof Ignatius Choukrallah Maloyan und auch der erste Heilige aus Papua-Neuguinea.

Zum Heiligsprechungsgottesdienst auf dem Petersplatz werden mehrere Zehntausend Menschen erwartet. Für Papst Leo ist es die zweite Heiligsprechung in seinem Pontifikat. Bereits im September hatte er die beiden italienischen Jugendlichen Carlo Acutis und Pier Giorgio Frassati zur Ehre der Altäre erhoben.

Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Anschließend darf die Person weltweit verehrt und um Fürsprache bei Gott angerufen werden.

Armenischer Märtyrer-Bischof

Der bereits seit 2001 selige Märtyrer-Bischof Maloyan (1869-1915) war einer der brillantesten Repräsentanten der armenisch-katholischen Kirche. Mehrere Jahre war er als Privatsekretär des damals in Konstantinopel residierenden armenisch-katholischen Patriarchen tätig und sorgte in dieser Funktion auch für die Kontakte mit dem Hof des Sultans und der osmanischen Regierung. 1911 wurde er zum Erzbischof von Mardin gewählt, einer damals noch weitgehend christlich geprägten Stadt.

Am 30. April 1915 umzingelten osmanische Gendarmen und verbrecherische Angehörige der „Spezialorganisation“ (Teskilat-i-Mahsusa) die Kathedrale und die Residenz des Erzbischofs in Mardin unter dem Vorwand, Waffenverstecke zu suchen. Waffen wurden keine gefunden, die Archive und Papiere der Erzdiözese hingegen wurden vernichtet und Geistliche und Laien verhaftet und gefoltert. Wenige Tage später versammelte Maloyan die Priester seiner Erzdiözese, warnte sie vor der aufziehenden Gefahr und rief sie zur Standhaftigkeit im Glauben auf.

Am 3. Juni 1915 wurde der Erzbischof zusammen mit seinem Sekretär und 27 führenden Gemeindemitgliedern festgenommen. Der Polizeipräsident Mamduh Bey forderte neuerlich die Herausgabe angeblich versteckter Waffen. Maloyan bekräftigte seine Treue zum Sultan und zur Regierung und verweigerte entschieden den von Mamduh Bey vorgeschlagenen Übertritt zum Islam, der sein Leben gerettet hätte. Er wurde geschlagen, gefoltert und am 11. Juni 1915 zum Todesmarsch mit 415 Geistlichen und Gläubigen gezwungen. Schließlich erschoss der Polizeipräsident den betenden Erzbischof Maloyan mit der Dienstpistole.

Erster Heiliger Papua-Neuguineas

In der Gruppe neuer Heiliger ist auch Peter To Rot (1912-1945) aus Papua-Neuguinea. Der Laie und Katechist unterrichtete Dorfkinder und Erwachsene im katholischen Glauben und besuchte Kranke. Als die Japaner 1942 im Zweiten Weltkrieg in Papua-Neuguinea einfielen und viele Priester und Ordensleute verhafteten, übernahm der damals knapp 30-Jährige einen Teil ihrer Aufgaben: Trauungen, Taufen und Beerdigungen.

Der Ehemann und Vater dreier Kinder predigte auch gegen die von den Japanern vorangetriebene Wiedereinführung der Polygamie, verteidigte die katholische Lehre von der Ehe und feierte trotz Verbots heimlich Wortgottesdienste. 1945 wurde er verhaftet und wegen seiner pastoralen Tätigkeit brutal hingerichtet.

Zwei Heilige aus Venezuela

Als Heiliger weltweit verehrt werden können künftig auch der in Lateinamerika als „Arzt der Armen“ bekannte venezolanische Mediziner Jose Gregorio Hernandez Cisneros (1864-1919) und die ebenfalls aus Venezuela stammende Maria del Monte Carmelo Rendiles Martinez (1903-1977), Gründerin der Kongregation der Diener Jesu. Wie Peter To Rot sind sie die ersten Heiligen aus ihrem Heimatland überhaupt.

Mit Hernandez wird ein Arzt, Wissenschaftler, Philanthrop und gläubiger Katholik heiliggesprochen. Der in Isnotu im Bundesstaat Trujillo Geborene prägte nach Studien in Caracas und Paris die medizinische Entwicklung Venezuelas entscheidend mit und gilt als ein Wegbereiter der dortigen modernen Medizin. Gleichzeitig führte er ein bescheidenes, asketisches Leben und war berühmt für aufopfernde Betreuung armer und kranker Menschen. Er verstarb 1919, als er beim Überqueren einer Straße auf dem Weg zu einem Kranken von einem Auto erfasst wurde. 2021 sprach ihn Papst Franziskus selig.

Die Ordensfrau Rendiles stammt aus Caracas. Dass sie ohne rechten Arm geboren wurde, hinderte sie nicht daran, ein äußerst aktives Leben zu führen und nach ihrem Eintritt in eine französische Ordensgemeinschaft nach deren Rückzug aus Venezuela 1965 die eigenständige Gemeinschaft „Siervas de Jesus“ (Dienerinnen Jesu) zu gründen. Deren Grundpfeiler sind eucharistische Anbetung, pastorale Arbeit in Pfarren, Bildungseinrichtungen und sozialer Dienst an den Bedürftigen. Schwester Carmens Seligsprechungsprozess wurde ebenfalls unter Papst Franziskus 2018 abgeschlossen, nachdem ein auf sie zurückgeführtes medizinisches Wunder anerkannt wurde.

Ordensfrauen als Glaubensvorbilder

Maria Troncatti (1883-1969) ist die zweite Schwester des weltweit tätigen Frauenordens der Don-Bosco-Schwestern (Töchter Mariä Hilfe der Christen) die zur Ehre der Altäre erhoben wird. Im norditalienischen Corteno Golgi geboren, trat sie mit 23 Jahren in den Orden und wirkte ab 1922 über vier Jahrzehnte hinweg im Amazonasgebiet Ecuadors - insbesondere unter dem indigenen Volk der Shuar.

In einer Zeit, in der es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Siedlern und indigenen Gemeinschaften kam, war Troncatti nicht nur Krankenschwester und Seelsorgerin, sondern auch Friedensstifterin. 1969 starb sie beim Absturz eines Kleinflugzeuges in der ecuadorianischen Stadt Sucua, wo sie auch beigesetzt wurde. Am 24. November 2012 wurde die Missionsschwester seliggesprochen.

Heiliggesprochen wird auch die Italienerin Vincenza Maria Poloni (1802-1855), Gründerin des Instituts der Barmherzigen Schwestern von Verona, die sich im Dienst an den Armen und Kranken aufopferte. Mutter Vincenza war eine Vertraute des ebenfalls selig gesprochenen deutschen Priesters Carlo Steeb (1773-1856), mit dem sie gemeinsam das Ordensinstitut der Sorelle della Misericordia begründete. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt unverheirateten Müttern, mittellosen Witwen und kranken, verlassenen Frauen. Poloni starb im Alter von 53 Jahren an Krebs und wurde 2008 seliggesprochen.

Vom Satanisten zum „Apostel des Rosenkranzes“

Auf den Anwalt und bekehrten Satanisten Bartolo Longo (1841-1926) geht das 1891 eingeweihte Heiligtum der „Madonna del Rosario“ (Madonna vom Rosenkranz) im süditalienischen Pompeji zurück. Der aus einer katholischen Familie stammende Longo hatte sich als Student in Neapel vom Glauben abgewendet und wurde zu einem militanten Antiklerikalen, der sich auch abergläubischen Praktiken hingab. Nach seiner Bekehrung organisierte er die Entwicklung der damals völlig verarmten Landbevölkerung und baute - mitten im scharf bürgerlich-antiklerikalen Italien des späten 19. Jahrhunderts - mit Spendengeldern das Marien-Heiligtum von Pompei auf, in dessen Rosenkranz-Basilika ein wundertätiges Marienbild verehrt wird.

Nach seiner Rückkehr zum katholischen Glauben engagierte sich Bartolo Longo verstärkt im sozialen Bereich. Er gründete Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, unter anderem für Kinder von Strafgefangenen, sowie mehrere karitative Projekte. Seine frühere Hinwendung zu Spiritismus und Antiklerikalismus thematisierte er offen. Die Kirche nahm seinen Lebensweg als Beispiel für persönliche Umkehr und kirchliche Reintegration wahr. Mit der von Longo beförderten Belebung des Rosenkranzgebets im 20. Jahrhundert wurde Pompei zu einem bedeutenden Wallfahrtsort und einer der meistbesuchten Pilgerstätten Italiens. Papst Johannes Paul II. sprach Longo im Jahr 1980 selig, Papst Benedikt XVI. nannte ihn den „Apostel des Rosenkranzes“.

(kap - cs)

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18. Oktober 2025, 10:35