Papst: Wie Maria „Ja“ sagen zur Nachfolge Jesu
Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt
Das Wochenende des 11. und 12. Oktober stand in Rom ganz im Zeichen der Heilig-Jahr-Feier der marianischen Spiritualität. Über 30.000 Pilger, darunter Rektoren und Mitarbeiter von Wallfahrtsorten sowie Mitglieder marianischer Bewegungen, Bruderschaften und Gebetsgruppen waren zu dieser Feier in die Ewige Stadt gekommen. Vertreten waren Delegationen aus über 100 Ländern, darunter Italien, Polen, Frankreich, Spanien, Irland, Portugal, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten, Kanada, Kolumbien, Brasilien, Mexiko, Ecuador, Argentinien, Peru, Chile, Indonesien, die Philippinen und Saudi-Arabien.
Katholisch-sein heißt Marianisch-sein
„Katholisch-sein heißt Marianisch-sein“, hatte schon Papst Benedikt XVI. 2011 einer Delegation der Marianischen Männerkongregation Regensburg bei einer Audienz ans Herz gelegt.
Die Predigt von Papst Leo
„Die marianische Spiritualität, die unseren Glauben nährt, hat Jesus als ihren Mittelpunkt. … Das allein zählt, das macht den Unterschied zwischen menschlichen Spiritualitätsformen und dem Weg Gottes aus“, leitete der Papst seine Predigt auf dem Petersplatz ein.
Maria lehre uns, zu Jesus zurückzukehren – Tag für Tag. Sie führe uns in jene Haltung ein, die das Evangelium nicht als Theorie, sondern als Kompass für das eigene Leben versteht, weil sie „im Dienst des Evangeliums steht“, führte Papst Leo aus. Sie verweise auf Christus, den gekreuzigten Herrn; sei ein geistlicher Weg, der uns lehre, mit dem Herzen zu sehen – und das Evangelium im Alltag zu leben.
„Die marianische Spiritualität lässt uns in die Geschichte eintauchen, über der sich der Himmel geöffnet hat, sie hilft uns, die Hochmütigen zu sehen, die im Herzen zerstreut wurden, die Mächtigen vom Thron gestürzt, die Reichen, die leer ausgehen. Sie verpflichtet uns, die Hungernden mit Gaben zu beschenken, die Niedrigen zu erheben, an die Barmherzigkeit Gottes zu denken und auf die machtvollen Taten seines Arms zu vertrauen. Sein Reich kommt nämlich, indem es uns miteinbezieht, genauso wie er Maria um ihr „Ja“ gebeten hat, das einmal ausgesprochen, aber Tag für Tag erneuert wird.“
Den Glauben nicht als Abgrenzung, sondern als Begegnung leben
Authentischer Glaube führt zum anderen – nicht von ihm weg. Und daher müsse der Glaube auch als Begegnung, und nicht als Abgrenzung verstanden werden. Die marianische Spiritualität bringt diese Dynamik auf den Punkt: Sie verweist immer auf Christus. Und sie verpflichtet zur Umkehr, zur Veränderung, zur Gerechtigkeit.
Wörtlich sagte der Pontifex:
„Es gibt Formen der Verehrung, die uns nicht mit anderen verbinden und unser Herz taub werden lassen. Dann erleben wir keine echten Begegnungen mit jenen, die Gott auf unseren Weg stellt; dann haben wir nicht wie Maria an der Veränderung der Welt und an der Freude des Magnificat teil. Hüten wir uns vor jeder Instrumentalisierung des Glaubens, die Gefahr läuft, diejenigen, die anders sind – oft die Armen – zu Feinden zu machen, zu „Aussätzigen“, die es zu meiden und abzulehnen gilt.“
Die Marianische Spiritualität dagegen führe in die Mitte des Evangeliums und verweise auf eine geistliche Haltung, die nicht trennt, sondern verbindet – mit Gott, mit der Welt und besonders mit den Armen, wie Papst Leo betonte.
Die Mütterlichkeit der Kirche
Und damit mache die „authentische marianische Spiritualität in der Kirche die Zärtlichkeit Gottes, ihre Mütterlichkeit gegenwärtig.“ In diesem Zusammenhang erinnerte Leo XIV. an das Apostolische Schreiben Evangelii gaudium, in dem Papst Franziskus Maria als Ausdruck des „Revolutionären der Zärtlichkeit und der Liebe“ beschrieben hatte.
„An Maria sehen wir, dass die Demut und die Zärtlichkeit nicht Tugenden der Schwachen, sondern der Starken sind, die nicht andere schlecht zu behandeln brauchen, um sich wichtig zu fühlen. Wenn wir auf Maria schauen, sehen wir, dass diejenige, die Gott lobte, weil er „die Mächtigen vom Thron stürzt“ und „die Reichen leer ausgehen lässt“, in unsere Suche nach Gerechtigkeit Geborgenheit bringt (Nr. 288).“
Die Spuren der Zärtlichkeit Gottes entdecken
Die marianische Spiritualität sei also ein Weg zu Christus, zur Erinnerung, zur gelebten Nachfolge. Sie lehre uns, mit den Augen Marias auf die Welt zu blicken – und dabei die Spuren der Zärtlichkeit Gottes zu entdecken.
„Liebe Brüder und Schwestern, bewahren wir in dieser Welt, die nach Gerechtigkeit und Frieden sucht, die christliche Spiritualität, die Volksfrömmigkeit, die mit jenen Ereignissen und Orten verbunden ist, die, von Gott gesegnet, das Antlitz der Erde für immer verändert haben,“ so der abschließende Denkanstoß des Papstes. „Lassen wir sie zu einem Anstoß für Erneuerung und Veränderung werden, wie es das Heilige Jahr verlangt, eine Zeit der Umkehr und der Wiedergutmachung, des Umdenkens und der Befreiung. Die allerseligste Jungfrau Maria, unsere Hoffnung, möge für uns Fürsprache einlegen und uns immer wieder zu Jesus, dem gekreuzigten Herrn, hinführen. In ihm ist Heil für alle.“
(vaticannews – skr)
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