Papst an portugiesisches Kolleg: „Ein Herz für die Kirche und die Welt“
Mario Galgano - Vatikanstadt
„Ich freue mich, euch an diesem Tag willkommen zu heißen“, begann der Papst. „Denn genau heute vor 125 Jahren wurde das Päpstliche Portugiesische Kolleg gegründet.“ Leo XIV. erinnerte daran, dass die Initiative damals von den portugiesischen Bischöfen ausging, die sich in Rom eine vertiefte Ausbildung ihres Klerus wünschten – unterstützt von engagierten Laien wie den Visconti von São João da Pesqueira.
„Wenn wir auf die Anfänge des Kollegs schauen“, so der Papst, „sehen wir Kleriker und Laien, die gemeinsam unterwegs waren – vereint in demselben Ziel: die Verkündigung des Evangeliums zu fördern.“
„Synodalität wächst im Hören aufeinander“
Leo XIV. stellte die Bedeutung des Kollegs in den größeren Kontext einer Kirche, die sich auf ihrem Weg der Synodalität befinde: „Die Kirche, die heute berufen ist, ihren synodalen Stil zu vertiefen, schöpft Freude aus solchen kirchlichen Erfahrungen. Sie bewahrt sie als geistliches Erbe und findet in ihnen Antrieb für mehr Gemeinschaft.“
Entscheidend sei, „einander zuzuhören und zu achten, was der Heilige Geist in jedem Gläubigen wirkt“. So könne man „klarer und vertrauensvoller die Zeichen der Zeit erkennen“ und vereint am Reich Christi bauen.
Das Studium in Rom – ob Theologie, Geistes- oder Sozialwissenschaften – sei dabei ein ständiges „Training im Hören“, erklärte der Papst. „Diese Kunst des Zuhörens ist wichtig für die Einheit unter uns, den Jüngern des Herrn.“
„Universalität und Barmherzigkeit“ – zwei Dimensionen des Jubiläums
Da das Kolleg im Heiligen Jahr 1900 gegründet wurde, nahm Leo XIV. Bezug auf das gegenwärtige Jubiläum 2025: „Die Jubiläumsjahre lassen uns die Universalität der Kirche tiefer erfahren – durch die Begegnung mit Pilgern aus aller Welt und den Austausch zwischen den Kulturen.“
Er ermutigte die Studierenden, „ohne Angst in die Lebendigkeit dieses Austauschs einzutreten und zur Farbenvielfalt der Einheit und zur Mehrstimmigkeit der Gemeinschaft beizutragen.“
Zugleich erinnerte der Papst an die zweite Dimension eines Jubiläums: die göttliche Barmherzigkeit. „Von Anfang an war das Portugiesische Kolleg mit dem Herzen Jesu verbunden“, so Leo XIV. „Das Heiligste Herz erscheint sogar im Wappen des Kollegs. Ihm haben sich die ersten Studenten geweiht. Tut das weiter! Vertraut euer Leben dem Herzen des Herrn an!“
Ein Kolleg, das dem Herzen Jesu geweiht ist, sei „eine Schule der göttlichen Barmherzigkeit“, erklärte der Papst. „Dort lernen die Studenten – wie der Lieblingsjünger am Herzen Jesu (vgl. Joh 13,25) – den Pulsschlag der göttlichen Liebe zu hören und werden so zu wahren Theologen.“
„Ein Priester braucht ein Herz wie das Jesu“
Leo XIV. erinnerte daran, dass jeder Priester – egal welche Aufgabe er habe – dazu berufen sei, sich dem Guten Hirten zu angleichen: „Er braucht nicht nur ein menschliches und verständiges Herz, sondern ein Herz wie das Jesu – vereint mit dem Vater, leidenschaftlich für die Kirche und voller Erbarmen.“
Nach anstrengenden Tagen des Studiums und der Arbeit, so der Papst, sollten die Studenten in der Gegenwart des Herrn Ruhe und Erneuerung finden. „Bittet Ihn um ein Herz, das die Kirche lieben kann wie Er, der ‚sich für sie hingegeben hat‘ (Eph 5,25). Betet für eure Bischöfe, für eure Diözesen und schon jetzt für die Gläubigen, denen ihr eines Tages dienen werdet.“
Er rief die Studierenden dazu auf, sich eng an Christus zu halten – „im Hören auf sein Wort, in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie, in der Anbetung, in der geistlichen Unterscheidung und in geschwisterlicher Güte.“
„Ein Haus, keine Herberge“
Der Papst mahnte auch, die Zeit in Rom zu einer Zeit brüderlichen Zusammenlebens zu machen: „Während ihr in Rom seid, baut euch auch ein Zuhause auf – einen Ort, an dem ihr euch nach euren akademischen Verpflichtungen wie in einer Familie fühlen könnt.“
Dabei zitierte Leo XIV. den heiligen Papst Paul VI., der 1970 den Studenten eines anderen Kollegs gesagt hatte: „Was ist dieses Haus? Kein Hotel, kein Gästehaus, sondern etwas Intimeres, Persönlicheres – eine Gemeinschaft, die Freundschaft und Einheit hervorbringt, die man später im Leben wiedererinnert, wenn man in der Welt verstreut ist.“
Das portugiesische Kolleg, so Leo XIV., habe in seiner Geschichte den Titel „Haus des Lebens“ erhalten, weil es während des Zweiten Weltkriegs Juden Schutz bot. „Dieser Titel ist zugleich ein Erbe und eine Verantwortung – in eurem täglichen Aufbau von Geschwisterlichkeit.“
Dank an Schwestern und Mitarbeiter
Abschließend dankte der Papst den Franziskanerinnen Unserer Lieben Frau von den Siegen, die das Kolleg seit Jahrzehnten begleiten: „Danke, liebe Schwestern, für eure Hingabe, für euer Gebet und für eure mütterliche Nähe! Diese geistliche Mutterschaft kann niemand ersetzen – sie ist diskret, aber nicht verborgen vor Gott.“
Leo XIV. schloss seine Ansprache mit einer Bitte um Gebet: „Betet in diesem Rosenkranzmonat zur Jungfrau von Fatima – für mich, für die Kirche und für den Frieden. Gott segne euch!“
(vatican news)
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