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Papst an Roma, Sinti und Caminanti: „Eure Kultur ist ein Zeichen für die Menschheit“

Papst Leo XIV. hat an diesem Samstagmorgen etwa 1.500 Teilnehmer des Jubiläums der Roma, Sinti und Caminanti im Vatikan empfangen. Er würdigte die starken Werte der Gemeinschaften und bezeichnete ihre marginalisierte Situation in der westlichen Gesellschaft als ein wichtiges „Zeichen“ und „Paradigma“ für die gesamte Menschheit, um von der materialistischen Konsumgesellschaft umzukehren.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die vatikanische Audienzhalle war Schauplatz eines bewegenden Treffens, das von Liedern und Tänzen der Gemeinschaften vor und nach der Begegnung mit dem Papst umrahmt wurde.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

In seiner Ansprache betonte der Papst die „unerschütterliche Hoffnung“ und den „starken Glauben an Gott allein“, den die Roma, Sinti und Caminanti mit sich brächten, obwohl sie „oft am Rande der Gesellschaft“ lebten. Das Jubiläum fand 60 Jahre nach der ersten weltweiten Begegnung von Papst Paul VI. mit diesen Gemeinschaften statt.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@VATICAN MEDIA)

„Die Steine, die die Bauleute verworfen haben“

Der Papst verglich die Marginalisierung dieser Völker mit der biblischen Aussage: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden“ (Mt 21,42). Er betonte, dass gerade die Gesellschaftsmodelle, die diese Völker an den Rand gedrängt hätten – in Lager, oft ohne Wasser und Strom – jene seien, die die größten Ungerechtigkeiten, Krisen und Kriege des letzten Jahrhunderts verursacht hätten.

„Gerade die Werte, die die Armen mit großer Würde und Stolz hochhalten, sind jene, auf die wir alle blicken müssen, um den Kurs zu ändern“, so Leo XIV.

Er ermutigte die Gemeinschaften, sich von jeder Versuchung des Besitzes und jeder ungerechten Bindung an weltliche Güter zu befreien, um im Geiste arm und gesegnet zu bleiben.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Antworten an die Kinder: Keine Angst vor dem Anderssein

Ein besonderer Teil der Begegnung war der Dialog mit vier Kindern und Jugendlichen, deren Fragen der Papst auf Französisch, Italienisch und Spanisch hörte und auf Italienisch und Spanisch beantwortete.

Bei der ersten Frage ging es um Freundschaft mit Jesus: Auf die Frage, wie junge Menschen engere Freunde mit Jesus werden können, antwortete der Papst: „Freund von Jesus zu sein bedeutet, Jesus zu kennen. Das geschieht vor allem im Gebet und mit dem Wort Gottes.“ Er betonte die Notwendigkeit der Aufrichtigkeit und die Wichtigkeit, Jesus auch in der Gemeinschaft der Kirche durch die Sakramente zu suchen.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@VATICAN MEDIA)

Bei der zweiten Frage ging es um Leben ohne Krieg: Ein Kind fragte, ob es in einer Welt ohne Krieg aufwachsen könne. Der Papst bejahte dies entschieden:

„Wir müssen immer versuchen, Friedensförderer und Brückenbauer zu sein und fest davon überzeugt sein, dass Frieden möglich ist, es ist nicht nur ein Traum. Wenn wir die Welt verändern wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen.“

„Wenn wir die Welt verändern wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen.“

Bei der dritten Frage ging es um den Umgang mit Vorurteilen: Ein drittes Kind fragte, wie man Vorurteile gegenüber unbeliebten Minderheiten überwinden könne. Der Papst nutzte die Frage, um die Haltung der Erwachsenen zu kritisieren:

„Ich glaube, diese Frage ist die Frage eines Erwachsenen, denn Kinder kümmern sich nicht so sehr um das Anderssein! Kinder wollen spielen und Freundschaft schließen. […] Meistens sind es wir Erwachsenen, die anfangen zu urteilen.“

Er forderte dazu auf, die Unterscheidung zwischen dem „Anderen“ beiseitezulegen und jeden Menschen als Abbild Gottes zu respektieren, da alle Brüder und Schwestern seien.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan   (@Vatican Media)

Die vierte Frage behandelte das Thema der Liebe zu den Armen: Auf die Frage, wie man die Armen mehr lieben könne, sagte der Papst, die Antwort liege in der letzten Frage: „Wir sind alle Menschen, reich und arm. Die Armen zu lieben, heißt, einen Bruder, eine Schwester zu lieben, ohne Unterschiede zu machen.“ Er mahnte dazu, Vorurteile abzubauen und das Gute in jedem Menschen zu entdecken.

Zum Abschluss forderte Papst Leo XIV. die pastoralen Mitarbeiter auf, die Ziele des V. Weltkongresses für die Roma-Pastoral, insbesondere in den Bereichen Bildung, Familienpastoral und Inkulturation der Liturgie, mit neuer Energie voranzutreiben.

(vatican news)

 

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18. Oktober 2025, 12:42