Historische Begegnung: Die britischen Royals beten mit dem Papst
Charles und Camilla waren mit einer großen ökumenischen Delegation aus London angereist. Geistlicher Vertreter der „Church of England“ war Stephen Cottrell, Erzbischof von York. Er leitete die ökumenische Andacht gemeinsam mit Papst Leo. Die presbyterianische Church of Scotland war durch ihre Moderatorin Rosemary Frew vertreten. Die katholische Kirche repräsentierten der Vorsitzende der Bischofskonferenz von England und Wales, Kardinal Vincent Nichols von Westminster, und der Erzbischof vom schottischen Saint Andrews und Edinburgh, Leo Cushley.
Das ökumenische Mittagsgebet in der Sixtina dauerte etwa eine halbe Stunde. Papst Leo und Erzbischof Cottrell standen der Feier gemeinsam vor, sie hatten ihre Sitze unter dem monumentalen Fresko des Jüngsten Gerichts, rechts von ihnen das britische Königspaar, das mit allen übrigen Gästen den einziehenden Papst erwartete.
Ökumene im Gebet und in der Musik
Der ökumenische Charakter des Besuchs spiegelte sich in der Liturgie, sie umfasste unter anderem eine Hymne des Heiligen Ambrosius von Mailand, die in einer englischen Übersetzung des Heiligen John Henry Newman gesungen wurde. Als Lesung wurde Römer 8 verkündet: „Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ Ökumenisch ausgerichtet war auch die musikalische Gestaltung des Gebets mit drei Chören: auf päpstlicher Seite der Chor der Sixtinischen Kapelle, auf anglikanischer Seite der Laienchor der St. George’s Chapel im Schloss Windsor und der Kinderchor der Königlichen Kapelle des St. James’s Palace. Den Schlusssegen erteilten der Papst und der anglikanische Erzbischof gemeinsam - eine starke symbolische Geste des Willens zur Einheit.
Vor der Zeremonie in der Sixtina, der Privatkapelle der Päpste, empfing Leo XIV. König Charles und Königin Camilla in Privataudienz. Im Anschluss sprach der britische Monarch, der aufgrund seines Amtes jeweils auch Oberster Gouverneur der – anglikanischen – Kirche von England ist, mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen „Außenminister“ Erzbischof Paul Richard Gallagher, der selbst Brite ist. Dabei diskutierten der König und die beiden Vatikan-Granden „Themen von gemeinsamem Interesse, wie Umweltschutz und Armutsbekämpfung“, heißt es in der anschließend herausgegebenen Mitteilung des vatikanischen Pressesaals. Besondere Aufmerksamkeit habe „dem gemeinsamen Engagement für die Förderung von Frieden und Sicherheit angesichts globaler Herausforderungen“ gegolten. „Schließlich wurde unter Hinweis auf die Geschichte der Kirche im Vereinigten Königreich gemeinsam über die Notwendigkeit nachgedacht, den ökumenischen Dialog weiter zu fördern“, so das für vatikanische Gepflogenheiten lange Statement.
Während Charles III. im Staatssekretariat vorsprach, erhielt zur gleichen Zeit Königin Camilla eine Privatführung durch die Paolinische Kapelle, die im Apostolischen Palast in unmittelbarer Nähe der Sixtinischen Kapelle liegt. Die beiden Kapellen verbindet die Sala Regia, der Königssaal. Dort empfingt Papst Leo das britische Monarchenpaar nach dem Gebet ein weiteres Mal. König und Kirchenoberhaupt schenkten einander jeweils einen kleinen Baum derselben Sorte. An der Begegnung nahmen auch Persönlichkeiten aus dem Bereich Wirtschaft, UN-Fachleute und Umweltaktivisten teil, darunter Delegierte der internationalen Laudato si'-Bewegung. Das Treffen unterstrich die enge Beziehung zwischen katholischer und anglikanischer Kirche in Umweltfragen.
Es war das erste Treffen des britischen Königspaars mit Papst Leo XIV., der im Mai 2025 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde. Nur wenige Wochen zuvor, am 8. April, hatten König Charles und Königin Camilla noch in privater Form den schwer erkrankten Papst Franziskus besucht, der am 21. April starb. Ursprünglich wäre im April ein offizieller Besuch der britischen Royals im Vatikan geplant gewesen, bei dem auch der 10. Jahrestag der Sozialenzyklika Laudato si' von Papst Franziskus eine Rolle gespielt hätte.
Der König in Sankt Paul
Nach der Begegnung im Vatikan wollte König Charles in St. Paul vor den Mauern gegen 14.30 Uhr an einer weiteren ökumenischen Feier teilnehmen. In der Papstbasilika wird er als „Royal Confrater" ehrenhalber in die Bruderschaft der Abtei Sankt Paul aufgenommen, historisch vergleichbar mit dem französischen Präsidenten, der Ehrendomherr in der Lateranbasilika ist, der Bischofskirche des Papstes.
König Charles, das weltliche Oberhaupt der Church of England
König Charles III. ist das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Church of England. Er ernennt auf Vorschlag des Premierministers die mehr als 100 Erzbischöfe und Bischöfe, die ihm die Treue schwören und nach der Weihe huldigen. In Schottland ist der König Mitglied der presbyterianischen Church of Scotland, hat dort aber keine offizielle Funktion. Die Church of England ist die Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft sowie die mitgliederstärkste aller anglikanischen Kirchen.
(vatican news - gs)
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