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Leo in der Basilika Santa Maria degli Angeli mit den italienischen Bischöfen Leo in der Basilika Santa Maria degli Angeli mit den italienischen Bischöfen

Leo XIV.: Ein Kurzbesuch in Assisi

Papst Leo XIV. hat am Donnerstag Vormittag Assisi besucht, die Stadt des hl. Franz. Bei einer Begegnung mit den italienischen Bischöfen skizzierte er dort seine Vorstellungen von einer „wirklich geeinten“, synodalen Kirche.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Konkret rief der Papst dazu auf, bei den Reformen in der italienischen Kirche nicht innezuhalten; da geht es vor allem um die Zusammenlegung von Bistümern. Er riet auch ausdrücklich zu stärkerer Beteiligung von Laien bei der Auswahl von Bischöfen und dazu, die Altersgrenze von 75 Jahren für Ortsbischöfe einzuhalten.

Es war der erste Aufenthalt des im Mai gewählten Papstes in Assisi, einem Städtchen, das sein Vorgänger Franziskus häufig besucht hat. Gleich nach seiner Ankunft betete Leo in der Basilika San Francesco in der Oberstadt von Assisi am Grab des hl. Franz. Anschließend traf er sich in der Basilika Santa Maria degli Angeli in Assisis Unterstadt mit den italienischen Bischöfen, die dort in den letzten Tagen ihre Herbstvollversammlung gehalten haben.

Nach der Ankunft in Assisi: Gebet am Grab des hl. Franziskus
Nach der Ankunft in Assisi: Gebet am Grab des hl. Franziskus   (@Vatican Media)
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„Die Welt braucht die Botschaft von Assisi dringend“

Assisi sei ein Ort des Glaubens, der Geschwisterlichkeit und des Friedens, so Leo XIV. Die Welt brauche die Botschaft, die Assisi übermittle, dringend. Zur Botschaft dieser Stadt gehöre auch, Christus in den Mittelpunkt zu stellen, so wie der hl. Franz das getan habe. „Auf Jesus schauen – das ist das Erste, wozu auch wir aufgerufen sind… In einer Zeit starker Fragmentierung ist es nötig, wieder zu den Grundlagen unseres Glaubens zurückzukehren, zum Kerygma.“

Auf Christus schauen bedeute auch, unsere Mitmenschen mit ihren Sorgen und Nöten in den Blick zu nehmen und ihnen Frieden zu bringen. „Wir leben in einer Zeit der Brüche, auf nationaler wie internationaler Ebene; Botschaften und ein Tonfall der Feindseligkeit und der Gewalt sind weit verbreitet; das Rennen um Effizienz lässt die Schwächsten zurück; die technologische Omnipräsenz bringt die Freiheit in Bedrängnis… Doch die Schrift und der Heilige Geist drängen uns, als Handwerker der Freundschaft, der Geschwisterlichkeit, der authentischen Beziehungen in unseren Gemeinschaften zu arbeiten.“

Leo vor der mittelalterlichen Portiuncula-Kapelle, in der der hl. Franz 1226 starb
Leo vor der mittelalterlichen Portiuncula-Kapelle, in der der hl. Franz 1226 starb   (@VATICAN MEDIA)

Für eine „kollegiale Kirche“

Nach diesen Überlegungen fasste Papst Leo XIV. den synodalen Prozess der italienischen Kirche ins Auge. Er wünsche sich den „Einsatz aller“, damit wirklich eine „kollegiale Kirche“ Gestalt annehme. „Angesichts der Herausforderungen der Evangelisierung und der Veränderungen der letzten Jahrzehnte, u.a. im demografischen Bereich, dürfen wir beim Thema der Zusammenlegung von Diözesen nicht zurückrudern! … Wir müssen angesichts der Anforderungen der christlichen Verkündigung bestimmte territoriale Grenzen überwinden und unsere religiöse und kirchliche Identität offener gestalten.“

„Auf die Laien hören“

Entscheidend sei, „dass wir in diesem synodalen Stil lernen, zusammenzuarbeiten und in den Ortskirchen offene, gastfreundliche christliche Gemeinschaften aufzubauen“. Dabei sei auch das „aufmerksames Hinhören“ auf die Beiträge der Laien wichtig. „In diesem Sinne muss die Koordinierung zwischen dem Dikasterium für die Bischöfe und der Apostolischen Nuntiatur im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung eine stärkere Beteiligung von Personen an der Konsultation zur Ernennung neuer Bischöfe fördern, zusätzlich zum Anhören der amtierenden Ortsbischöfe…“

  (ANSA)

Wenn Bischöfe nicht loslassen können

Eine synodale Kirche müsse sich, so fuhr der Papst fort, beständig erneuern. „Es muss vermieden werden, dass trotz guter Absichten Trägheit die notwendigen Veränderungen verlangsamt. In diesem Zusammenhang müssen wir alle die innere Haltung pflegen, die Papst Franziskus als ‚Abschied nehmen lernen‘ bezeichnet hat – eine wertvolle Haltung, wenn man sich darauf vorbereiten muss, sein Amt niederzulegen. Es ist gut, dass die Regel des 75. Lebensjahres für das Ausscheiden der Ortsbischöfe in den Diözesen eingehalten wird, und nur im Falle der Kardinäle kann eine Fortsetzung des Dienstes gegebenenfalls für weitere zwei Jahre in Betracht gezogen werden.“

Schließlich hatte Papst Leo für „seine“ italienische Kirche auch noch ein paar Worte der Ermunterung. Ihr Engagement in der Gesellschaft sei auch künftig gefragt. Das sagte er übrigens auch mit Blick aufs Digitale: „Seelsorge kann sich nicht darauf beschränken, Medien zu nutzen; sie muss auch zu Menschlichkeit in der digitalen Welt erziehen und beitragen, bei der die Wahrheit nicht in der Vervielfältigung der Verbindungen abhanden kommt…“

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Im Kampf gegen Missbrauch nicht müde werden

Ausdrücklich forderte der Papst die Bischöfe dazu auf, sich für eine „Kultur der Prävention von Missbrauch“ zu engagieren. „Die Aufnahme und das Zuhören gegenüber den Opfern sind das authentische Merkmal einer Kirche, die in der gemeinschaftlichen Bekehrung die Wunden erkennt und sich bemüht, sie zu lindern, denn wo der Schmerz tief ist, da muss die Hoffnung, die aus der Gemeinschaft entsteht, noch stärker sein.“ Er danke für das bisher auf diesem Feld Geleistete und setze darauf, dass das Engagement für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen nicht erlahme.

  (@Vatican Media)

„Gemeinsam gehen, mit allen gehen: Das bedeutet, eine Kirche zu sein, die unter den Menschen lebt“

„Gemeinsam gehen, mit allen gehen: Das bedeutet auch, eine Kirche zu sein, die unter den Menschen lebt, ihre Fragen aufnimmt, ihre Leiden lindert, ihre Hoffnungen teilt. Bleibt weiterhin den Familien, den Jugendlichen, den älteren Menschen und denen, die in Einsamkeit leben, nahe. Setzt euch weiterhin für die Armen ein: Die christlichen Gemeinschaften, die überall in der Region verwurzelt sind, die vielen Seelsorger und Freiwilligen, die Diözesan- und Pfarrcaritas leisten bereits großartige Arbeit in diesem Sinne, und dafür bin ich euch dankbar.“

Nach seiner Begegnung mit den italienischen Bischöfen in Assisi reiste Leo XIV. ins nahegelegene Montefalco weiter, um dort mit Augustinerinnen eine heilige Messe zu feiern. Im Anschluss daran kehrte er nach Rom zurück.

  (@Vatican Media)

Hintergrund

Etwa achtzig Prozent der Italiener sind katholisch. Auch wenn Kardinal Matteo Zuppi, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, vor ein paar Tagen geäußert hat, Italiens Christentum sei am Ende, „das Christliche allerdings nicht“, hat der Katholizismus doch noch immer starken Einfluss auf das Denken und Fühlen der Menschen im Land.

Italiens Bischofskonferenz ist die zahlenmäßig stärkste Europas; aus historischen Gründen haben sich viele Bistümer entwickelt, in denen heute weniger als 100.000 Katholiken leben. Der Prozess einer Zusammenlegung von Bistümern kommt nur schleppend voran. Auch in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen steht Italiens Kirche in mancherlei Hinsicht noch am Anfang.

(vatican news)

  (@Vatican Media)

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20. November 2025, 11:39