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Gruß bei der Generalaudienz Gruß bei der Generalaudienz  (ANSA)

Papst bittet um Gebet für seine Reise - Unsere Korrespondentin berichtet aus Istanbul

Papst Leo bittet um Gebet für seine erste Auslandsreise. Ab Donnerstag ist der US-Amerikaner in Türkiye (der Türkei) und wenige Tage später im Libanon unterwegs. Unsere Korrespondentin Christine Seuss ist schon in Istanbul und berichtet uns von dort.

Anne Preckel und Christine Seuß - Vatikanstadt/Ankara

„Morgen werde ich in der Türkei und dann im Libanon sein, um die lieben Völker dieser Länder zu besuchen, die reich an Geschichte und Spiritualität sind. Es wird auch eine Gelegenheit sein, um an das erste ökumenische Konzil zu erinnern, das vor 1.700 Jahren in Nizäa stattfand, und um die katholische Gemeinschaft zu treffen, die christlichen Geschwister und andere Religionen“, sagte der Papst beim italienischsprachigen Grußwort bei seiner Generalaudienz am Mittwoch, einem Tag vor seiner Abreise.

Er bat dann um spirituelle Begleitung seiner ersten Auslandsreise: „Ich bitte euch, mich mit eurem Gebet zu begleiten.“

Zum Hören im Podcast: Papst Leo XIV. bittet um Gebte für seine erste Auslandsreise - Unsere Korrespondentin in Istanbul berichtet über die Stimmung vor Ort in Erwartung des katholischen Kirchenoberhaupts (Audio Beitrag von Radio Vatikan)

Ab Donnerstag in Ankara und dann Istanbul

Leo XIV. trifft am Donnerstagmittag in Ankara ein. Dort wird er zunächst das Atatürk-Mausoleum besuchen, bevor er sich im Präsidentenpalast mit einer Ansprache an Politik und Gesellschaft richtet. Abends fliegt er weiter nach Istanbul, wo er am Freitag mit katholischen Kirchenvertretern zusammentrifft und am historischen Ort des Nizäa-Konzils İznik an einem ökumenischen Gebetstreffen teilnimmt. Die Weiterreise in den Libanon erfolgt am Sonntag, wo er sich bis Dienstag aufhält.

Christine Seuss (Mitte) und das Team von Radio Vatikan/Vatican News in Istanbul
Christine Seuss (Mitte) und das Team von Radio Vatikan/Vatican News in Istanbul

Unsere Korrespondentin ist vor Ort

Eine Gruppe von Journalisten und Medienleuten von Radio Vatikan ist bereits seit gestern in Istanbul, um schon im Vorfeld des Papstbesuches mit den Menschen vor Ort zu sprechen und die Orte kennenzulernen, an denen Papst Leo sich aufhalten wird. Eine von Ihnen ist Christine Seuss aus unserer Redaktion. Wir fragten Sie, wie die die Situation in Istanbul erlebt.

Hier unser Interview

Wir sind gestern sehr früh von Rom aus Richtung geflogen, und die Logistik hat uns schon vor große Herausforderungen gestellt. Unter anderem war das Zentrum Istanbuls komplett abgeriegelt, aber keineswegs wegen des Papstbesuches, sondern weil eine Demonstration geplant war aus Anlass des Welttages gegen die Gewalt an Frauen – ein Thema, das hier für sehr große Diskussionen in der Öffentlichkeit sorgt. Vom Papstbesuch ist derzeit hingegen noch wenig zu erkennen, das ist eher etwas, was die winzig kleine Minderheit der Christen im Land bewegt, aber die ist natürlich schon seit Wochen im Aufruhr, um alle Besuche und Begegnungen angemessen vorzubereiten.Wir sehen auch bei Radio Vatikan immer mehr die Bezeichnung Türkiye, in allen Sprachen, statt wie bislang gewohnt Türkei, Turchia auf Italienisch oder Turkey auf Englisch.

Warum ist das so?

Präsident Erdogan hatte schon 2022 eine offizielle Änderung des Namens des Landes bei den Vereinten Nationen beantragt, der auch stattgegeben wurde. Als Motiv gab er damals an, den „Markenwert“ seines Landes stärken zu wollen. Es hatte die Türkei auch ein wenig gestört, dass der Landesname auf Englisch ja mit dem Wort „Truthahn“ gleich war, was vor allem in Internetrecherchen zu teils kuriosen Ergebnissen geführt hatte. Dem Antrag auf Namensänderung war auch schnell stattgegeben worden, so dass das Land jetzt offiziell Türkiye heißt. Im Zug eines Staatsbesuches will der Vatikan natürlich den Wunsch eines Landes respektieren, mit dem offiziellen Landesnamen vorgestellt zu werden, so dass auch wir in unseren Artikeln das jetzt verstärkt widerspiegeln.

Was sagen eigentlich die Medien in der Türkei zum Papstbesuch?

Also, das ist natürlich komplett unterschiedlich je nach Ausrichtung. Linksnationalistische Medien sprechen von einem „ökumenischen Komplott“, der Papst komme, um die Christen zu einen und dann gemeinsam Istanbul zu erobern. Es klingt etwas drollig, aber es gab am Wochenende in der Stadt Bursa sogar eine Demo dazu. Regierungsnahe und oppositionelle Medien berichten insgesamt aber eher sachlich, also, was macht der Papst wann, was war in Iznik passiert? In der regierungsnahen Presse wird auch betont, wie einig sich der Papst und Erdogan bei bestimmten Fragen wie zum Beispiel Gaza und sozialen Konflikten in Nigeria seien, das kam auch in meinen Gesprächen hin und wieder hoch. Vereinzelt wird in der Presse auch an den Gebetsraum für Muslime in der Apostolischen Bibliothek erinnert, das wurde hier schon aufmerksam registriert. Die Messe im Stadion wird als nie dagewesenes Event mit großem Interesse beobachtet, die Päpste früher haben in der kleinen Kathedrale gefeiert, also dass jetzt Christen aus allen Landesteilen zuströmen dafür, ist schon berichtenswert, aber auch die Sicherheitsmaßnahmen wurden natürlich entsprechend hochgefahren, das wird auch thematisiert.

Bevor der Papst nach Istanbul fährt, wird er sich ja einen Tag in Ankara aufhalten, wo sozusagen der übliche „Staatsbesuch“ absolviert wird…

Ja, wie auch der Pressesprecher des Vatikans bei der Vorstellung der Reise gestern nochmal erinnerte, war es ja ein lang gehegter Wunsch von Franziskus, am Konzilsjubiläum, dem eigentlichen Anlass der Reise, teilzunehmen. Wäre es Franziskus möglich gewesen, die Reise wie geplant im Mai durchzuführen, hätte es diese Etappe in Ankara wahrscheinlich gar nicht gegeben, weil er ja 2014 schon einen offiziellen Besuch in der Türkei, oder heute eben Türkiye, absolviert hat. Jetzt, mit dem neuen Papst, war es aber selbstverständlich, dass er auch in Ankara seine Aufwartung macht und dort die staatlichen und zivilen Autoritäten trifft.

Ja, und jetzt auch als Einschub in der letzten Minute den Präsidenten der Diyanet, des türkischen Präsidiums für Religionsangelegenheiten, also der staatlichen Einrichtung zur Verwaltung religiöser Angelegenheiten in der Türkei...

Genau. Papst Franziskus genoss in der Türkei und unter Muslimen großes Ansehen und es war ihm hoch angerechnet worden, dass er sich bei seinem 2014 auch mit dem damaligen Präsidenten der Diyanet getroffen hat. Allerdings erlitt der interreligiöse Dialog nach dem Putschversuch von 2016 durch Teile des Militärs eine empfindliche Schlappe, da die Regierung damals ja vor allem die Gülen-Bewegung als Drahtzieher ausgemacht hatte – und diese Bewegung besonders aktiv im Dialog war. Mit großer Aufmerksamkeit wurde also hier bei meinen Gesprächspartnern die Tatsache registriert, dass der Besuch von Papst Leo XIV. beim Diyanet in Ankara noch nachträglich ins Programm aufgenommen wurde und es sich dabei ja auch nicht nur um ein kurzes Treffen am Rand des Treffens mit den Autoritäten handelt, sondern um einen eigenen Programmpunkt, mit einem eigenen Transfer, der damit natürlich auch noch einmal mehr Gewicht bekommt. Damit werden durchaus Hoffnungen für neuen Schwung in den interreligiösen Beziehungen verbunden.

(vatican news – pr/cs)
 

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26. November 2025, 11:50