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Der Papst auf seinem Flug nach Beirut an diesem Sonntag, 30. November 2025 Der Papst auf seinem Flug nach Beirut an diesem Sonntag, 30. November 2025  (ANSA)

Papst: Wichtige Rolle der Türkei für Frieden in Nahost und in der Ukraine

Der Austausch mit Präsident Erdoğan, die Lage in Gaza und in der Ukraine sowie Reisepläne für Jerusalem: um diese Themen ging es in einem Gespräch des Papstes mit Journalisten auf seinem Flug in den Libanon.

Vatican News

Nach seinem Abflug aus Istanbul beantwortete Leo XIV. Fragen von einem türkischen Journalisten und einer türkischen Journalistin zum Dialog mit Erdoğan und zu den Kriegen in Gaza und der Ukraine. Mit Blick auf den Nahost-Konflikt bekräftigte er die Option einer Zwei-Staaten-Lösung. Bezüglich der Ukraine rief er zu Dialog und Waffenstillstand auf und betonte die mögliche Vermittlerrolle der Türkei. Mit Blick auf das Jahr 2033 bekräftigte er die Idee einer gemeinsamen Feier in Jerusalem zum 2000. Jahrestag der Erlösung.

Papst: Dank an türkische Behörden

81 Journalisten waren mit dem Papst an Bord, Leo XIV. begrüßte sie freundlich. „Ich freue mich, Sie zu begrüßen. Ich hoffe, Sie hatten eine schöne Zeit in der Türkei, so wie ich. Ich denke, es war eine wunderbare Erfahrung“, so Leo XIV., der den Besuch im Land als „gut gelungen“ bezeichnete. Dankbar zeigte er sich für den herzlichen Empfang im Land. Den Journalisten an Bord sagte der Papst:

„Ich persönlich möchte allen Beteiligten meinen Dank für die Vorbereitung des Besuchs aussprechen, angefangen beim Nuntius, den Mitarbeitern und dem gesamten Team in Rom, das die Organisation übernommen hat. Mein besonderer Dank gilt jedoch der türkischen Regierung, Präsident Erdoğan und all denjenigen, die er zur Verfügung gestellt hat, um den vollen Erfolg der Reise zu gewährleisten: angefangen bei seinem persönlichen Hubschrauber, den Transportmitteln, der Organisation und der Anwesenheit der Minister während des gesamten Besuchs. Ich denke, es war gut gelungen.“

Leo XIV. über Glaubens-Höhepunkte der Türkeireise

Hauptgrund der Türkei-Reise sei der 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa gewesen, erinnerte der Papst.

„Wir feierten ein großartiges Fest – schlicht und doch bedeutsam – an einer der alten Basiliken von Nizäa, um an das bedeutende Ereignis der Übereinkunft der gesamten christlichen Gemeinschaft und das Glaubensbekenntnis, das Nizänisch-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, zu erinnern. Darüber hinaus gab es für uns noch einige weitere Anlässe. Ich habe die Begegnungen mit den verschiedenen Kirchen, den verschiedenen christlichen Gemeinden und den orthodoxen Kirchen sehr genossen, deren Höhepunkt heute Morgen die Göttliche Liturgie mit Patriarch Bartholomaios war – ein wunderbares Fest. Ich hoffe, Sie alle haben ähnliche Erfahrungen gemacht.“

Der Journalist Baris Seçkin von der staatlichen Nachrichtenagentur „Anadolu Ajansi“ mit Hauptsitz in Ankara kam auf die erste Ansprache des Papstes in Ankara zu sprechen, in der Leo XIV. über den Welt- und Regionalfrieden gesprochen habe. „Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle der Türkei bei der Erreichung und Aufrechterhaltung des Welt- und Regionalfriedens, und welche Gespräche haben Sie mit Präsident Erdoğan zu diesem Thema geführt?“, wollte er vom Papst wissen.

Frieden: Papst sieht wichtige Rolle der Türkei

„Die Türkei hat viele Qualitäten.“

Seine Reise in die Türkei und den Libanon sei „natürlich von einem besonderen Thema geprägt“, so der Papst – „ein Friedensbotschafter zu sein und den Frieden in der gesamten Region zu fördern“:

„Die Türkei hat in dieser Hinsicht viele Qualitäten: Sie ist ein Land mit muslimischer Mehrheit und beherbergt zahlreiche christliche Gemeinden, eine kleine Minderheit - und selbst Angehörige anderer Religionen können friedlich zusammenleben. Sie ist, würde ich sagen, ein Beispiel für das, wonach wir alle weltweit streben. Jenseits religiöser, ethnischer und vieler anderer Unterschiede können Menschen friedlich zusammenleben. Die Türkei selbst hat in ihrer Geschichte Zeiten erlebt, in denen dies nicht immer möglich war, und diese Erfahrung bereits gemacht zu haben und mit Präsident Erdoğan über Frieden sprechen zu können, ist, denke ich, ein wichtiger und bemerkenswerter Aspekt meines Besuchs.“

Seyda Canepa vom türkischen Nachrichtensender „NTV“ wollte wissen, welche Perspektiven der Papst hinsichtlich des Konfliktes in Gaza und in der Ukraine sieht. „Über die offiziellen Erklärungen hinaus haben Sie und Präsident Erdoğan die Lage im Gazastreifen erörtert, da der Vatikan und die Türkei dieselbe Vision einer Zwei-Staaten-Lösung teilen. Was die Ukraine betrifft, hat der Vatikan wiederholt die Rolle der Türkei betont, angefangen mit der Öffnung des Getreidekorridors zu Beginn des Konflikts. Sehen Sie daher derzeit Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine und einen beschleunigten Friedensprozess im Gazastreifen?“, wandte sie sich den Papst.

Leo XIV. bestätigte, dass er mit Präsident Erdoğan „selbstverständlich beide Situationen erörtert“ habe und gab zu verstehen, dass er Hoffnungen in die Türkei als Förderer politischer Lösungen setzt.

Zwei-Staaten-Lösung und Vermittlung für Ukraine

„Wir bemühen uns um eine Vermittlung zwischen beiden Seiten, um einer gerechten Lösung für alle näher zu kommen.“

„Der Heilige Stuhl unterstützt die Zwei-Staaten-Lösung seit Jahren öffentlich. Wir alle wissen, dass Israel diese Lösung weiterhin ablehnt, doch wir sehen sie als einzige Möglichkeit, den andauernden Konflikt beizulegen. Wir sind mit Israel befreundet und bemühen uns um eine Vermittlung zwischen beiden Seiten, um einer gerechten Lösung für alle näherzukommen. Ich habe mit Präsident Erdoğan darüber gesprochen, und er stimmt diesem Vorschlag ausdrücklich zu. Die Türkei spielt dabei eine wichtige Rolle.

Dasselbe gilt für die Ukraine. Bereits vor einigen Monaten, als die Möglichkeit eines Dialogs zwischen der Ukraine und Russland bestand, spielte der Präsident eine entscheidende Rolle bei der Zusammenführung beider Seiten. Leider ist noch keine Lösung in Sicht, doch heute liegen erneut konkrete Friedensvorschläge vor. Wir hoffen, dass Präsident Erdoğan mit seinen Beziehungen zu den Präsidenten der Ukraine, Russlands und der Vereinigten Staaten dazu beitragen kann, den Dialog und einen Waffenstillstand zu fördern und Wege zur Beilegung dieses Konflikts, dieses Krieges in der Ukraine, zu finden.“

Christenfest im Jahr 2033

Schließlich kam der Papst auf den Dialog und die Einheit der Christen zu sprechen. Mit Blick auf das 2.000-Jahr-Jubiläum der Erlösung, bei dem Christen im Jahr 2033 den 2000. Jahrestag der Auferstehung Jesu Christi feiern wollen, stellte der Papst eine mögliche gemeinsame Feier in Jerusalem in Aussicht – darüber habe man am Samstagvormittag in Istanbul gesprochen. Es handele sich um ein Ereignis, „das alle Christen feiern möchten“.

„Vatikansprecher Matteo Bruni schlug vor, ein Wort nach dem wichtigen ökumenischen Treffen zu sagen, und wir haben dann gestern morgen (Samstagmorgen, Anm.) über zukünftige mögliche Treffen gesprochen. Eines davon wäre im Jahr 2033, anlässlich der 2000 Jahre der Auferstehung Jesu Christi, die klarerweise ein Ereignis ist, das alle Christen feiern möchten. Der Vorschlag wurde angenommen; wir haben die Einladung noch nicht ausgesprochen, aber es besteht die Möglichkeit, dieses große Ereignis der Auferstehung 2033 - beispielsweise - in Jerusalem zu feiern. Es bleiben noch Jahre zur Vorbereitung. Es war jedoch ein sehr schönes Treffen, da Christen verschiedener Konfessionen anwesend waren und sich aktiv beteiligen konnten.“

(vatican news – pr)

 

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30. November 2025, 16:30