„Einheit ist kein Luxus“: Papst und Patriarch bekräftigen ihren gemeinsamen Weg
Mario Galgano - Vatikanstadt
Patriarch Bartholomaios I. betonte in seiner Predigt die historische Symbolik des Treffens. Er erinnerte an die beiden Brüder, die „ersten Apostel unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus“: Andreas, der Gründer der Kirche von Konstantinopel, und Petrus, der Gründer der Kirche von Rom. Der Patriarch hob hervor, dass die Ikone des Kusses der Heiligen Petrus und Andreas „seit mehr als einem halben Jahrhundert zum Symbol unserer gemeinsamen Pilgerreise hin zur christlichen Einheit geworden ist“.
Das Glaubensbekenntnis als Fundament
Papst Leo XIV. nannte das in Nizäa und Konstantinopel definierte Glaubensbekenntnis das Band, das Katholiken und Orthodoxe in einer „echten Gemeinschaft“ verbinde. Er rief die Kirchen dazu auf, trotz fortbestehender Hindernisse „in unserem Engagement für die Einheit nicht zurück[zu]weichen“ und sich weiterhin „als Brüder und Schwestern in Christus zu betrachten und uns als solche zu lieben“.
Der Papst knüpfte an die Geste der Versöhnung seiner Vorgänger vor 60 Jahren an, als Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras die gegenseitigen Exkommunikationen von 1054 aufhoben. Er bekräftigte, es sei eine Priorität seines Amtes als Bischof von Rom, die volle Gemeinschaft „aller, die im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft sind“ zu erreichen.
Gemeinsame Front gegen Gewalt
Beide Kirchenführer lenkten den Blick auf die gemeinsamen Herausforderungen, denen sich die Kirchen heute stellen müssen, und betonten, dass die Spaltung der Christen ein „Hindernis für ihr Zeugnis“ in der Welt sei.
Patriarch Bartholomaios I. betonte, die Einheit der Christen sei „kein Luxus“, sondern eine „wesentliche Bedingung für die Mission der Kirche“ in dieser turbulenten Zeit. Er forderte: „Angesichts so vieler Leiden erwartet die gesamte Schöpfung, die ächzt, eine einheitliche Botschaft der Hoffnung von Christen.“ Er rief dazu auf, „Friedensstifter“ zu sein und die unzweideutige Verurteilung von Krieg und Gewalt zu zeigen.
Papst Leo XIV. nannte die Rolle als Friedensstifter inmitten blutiger Konflikte als erste gemeinsame Herausforderung und erinnerte daran, dass Frieden ein Geschenk Gottes ist, das in Buße und Gebet erbeten werden muss.
...und Umweltzerstörung
Zudem betonten beide die ökologische Krise. Der Papst forderte eine „geistliche, persönliche und gemeinschaftliche Umkehr“, damit Katholiken und Orthodoxe gemeinsam eine „neue Mentalität“ als Hüter der Schöpfung fördern.
Als dritte gemeinsame Aufgabe nannte Papst Leo XIV. den verantwortungsvollen Einsatz neuer Technologien im Dienste der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, um zu verhindern, dass deren Vorteile „einer kleinen Zahl von Menschen und den Interessen einiger weniger Privilegierter vorbehalten bleiben“.
Der Patriarch fasste die theologische Bedeutung des Nicänischen Bekenntnisses zusammen und zitierte den Epheserbrief: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist“ (Eph. 4,4–6). Er drückte die Hoffnung aus, dass die Arbeit der Gemischten Internationalen Kommission für den theologischen Dialog dazu beitragen möge, theologische Stolpersteine wie das „Filioque“ und die Unfehlbarkeit zu überwinden.
Papst Leo XIV. schloss seine Ansprache mit einem herzlichen Dank für den „brüderlichen Empfang“ und wünschte dem Patriarchen zum Fest des Apostels Andreas Gesundheit und Heiterkeit mit dem griechischen Gruß: „Hrònia Pollà! Ad multos annos!“
Der letzte öffentliche Akt der apostolischen Reise des Papstes in der Türkei war nach der Göttlichen Liturgie ein gemeinsamer ökumenischer Segen für die Gläubigen im Hof vor der Sankt-Georgs-Kirche. Eine Umarmung zwischen den beiden besiegelte die zwei Tage des Papstes in Istanbul, die ganz im Zeichen der Ökumene standen. Am Nachmittag reiste der Papst nach Beirut weiter.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
