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Die Messe zum Abschluss der Heilig-Jahr-Feier der Armen in Rom Die Messe zum Abschluss der Heilig-Jahr-Feier der Armen in Rom

Heilig-Jahr-Feier der Armen: Kein Frieden ohne Gerechtigkeit

Mit einer feierlichen Messe hat Papst Leo XIV. diesen Sonntag die Heilig-Jahr-Feier der Armen ausklingen lassen. Bei dem Gottesdienst im Petersdom erinnerte er an die Verantwortung, die Christen für ihre bedürftigen Mitmenschen tragen. Die Staats- und Regierungschefs dieser Welt forderte er auf, auf den Schrei der Armen zu hören, weil es „ohne Gerechtigkeit auch keinen Frieden geben kann.“

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt

Mehr als 6.000 Menschen, darunter vor allem Bedürftige in prekären Lebensverhältnissen und sozial Engagierte kirchlicher Initiativen, nahmen an der Messe teil, mit der Papst Leo die Heilig-Jahr-Feier der Armen in Rom ausklingen ließ.

Am 16. November, dem 33. Sonntag im Jahreskreis, jährt sich zum 9. Mal auch der Welttag der Armen, den Leos Vorgänger Franziskus zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit 2016 eingeführt hat.

Papst Leo an diesem Sonntag
Papst Leo an diesem Sonntag   (ANSA)

Ein Wochenende im Zeichen der Solidarität mit den Armen

Mehr als 10.000 Pilger aus aller Welt waren zur Heilig-Jahr-Feier der Armen nach Rom gekommen, die am Freitag um 17.30 Uhr mit der „Vigil der Barmherzigkeit“ in St. Paul vor den Mauern eingeläutet wurde. Am Samstag konnten die Pilger zwischen 9.00 und 15.00 Uhr die Heilige Pforte des Petersdoms durchschreiten – und am Nachmittag, ab 16 Uhr, gab es dann noch die Möglichkeit, an einer Marienandacht auf dem Petersplatz teilzunehmen.

Den Abschluss und Höhepunkt der Heilig-Jahr-Feier bildete die Messfeier mit Leo XIV. am Sonntagmorgen im Petersdom. Vor der Messfeier war es dem Papst noch ein Anliegen gewesen, ein kurzes Grußwort an die vielen Gläubigen zu richten, die im Petersdom keinen Platz gefunden hatten und die Messe über die auf dem Petersplatz aufgestellten Großbildschirme verfolgen mussten.

Vor der Messfeier: Der Gruss an die Menschen auf dem Petersplatz
Vor der Messfeier: Der Gruss an die Menschen auf dem Petersplatz   (ANSA)

Gott lässt uns nicht allein

In seiner Predigt erinnerte der Papst daran, dass uns Gott in den „Verfolgungen, Leiden, Mühen und Bedrückungen unseres Lebens und der Gesellschaft“ nicht allein lasse.

„Die gesamte Heilige Schrift ist von diesem roten Faden durchzogen, der von einem Gott erzählt, der immer auf der Seite der Geringsten steht, auf der Seite der Waisen, der Fremden und der Witwen,“ betonte der Pontifex. „Und in Jesus, seinem Sohn, erreicht die Nähe und Liebe Gottes ihren Höhepunkt: Deshalb wird die Gegenwart und das Wort Christi zum Jubel und zum Jubeljahr für die Ärmsten, denn er ist gekommen, um den Armen die frohe Botschaft zu verkünden und das Gnadenjahr des Herrn auszurufen.“

Ein Eindruck von der Messe am 9. Welttag der Armen
Ein Eindruck von der Messe am 9. Welttag der Armen   (ANSA)

Armut hat viele Gesichter...

Die Armut habe auch heute viele Gesichter, sei nicht nur materieller und moralischer, sondern auch geistiger Art, gab der Papst zu bedenken.

„Und was all diese Formen der Armut gemeinsam haben, ist das Drama der Einsamkeit,“ brachte Leo ein weitverbreitetes Problem unserer schnelllebigen Zeit auf den Punkt. „Sie stellt uns vor die Herausforderung, Armut ganzheitlich zu betrachten, denn sicherlich ist es manchmal notwendig, auf dringende Bedürfnisse zu reagieren, aber insgesamt ist es eine Kultur der Aufmerksamkeit, die wir entwickeln müssen, gerade um die Mauer der Einsamkeit zu durchbrechen.“

Papst Leo XIV.
Papst Leo XIV.   (ANSA)

Die Verantwortung für unsere leidenden Brüder und Schwestern

Und diese Haltung müsse schon in der Familie vermittelt werden, in allen Lebensbereichen, auch in der digitalen Welt, so Papst Leo, der dann auch an die aktuellen Kriege erinnerte. Diese erzeugten ein Gefühl der Ohnmacht, doch das Evangelium zeige, dass Gott gerade in Krisenzeiten rettet. Die christlichen Gemeinschaften und die politischen Verantwortungsträger erinnerte das Kirchenoberhaupt an ihre Pflicht, unsere bedürftigen Brüder und Schwestern nicht im Stich zu lassen.

Wörtlich sagte der Papst:

„Es kann keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben. Daran erinnern uns die Armen auf vielfältige Weise: mit ihrer Migration ebenso wie mit ihrem Schrei, der so oft vom Mythos des Wohlstands und des Fortschritts erstickt wird, der nicht alle berücksichtigt, ja viele Geschöpfe vergisst und sie ihrem Schicksal überlässt.“

Papst Leo bei der Messfeier im Petersdom
Papst Leo bei der Messfeier im Petersdom   (ANSA)

Nicht Mauern bauen, sondern Brücken

Die Hilfswerke und Freiwilligen, die sich darum bemühen, die Not der Armen zu lindern, forderte der Pontifex auf, zunehmend als kritisches Gewissen der Gesellschaft zu wirken, damit „keine Mauern errichtet“, sondern „Brücken gebaut“ werden. Statt selbstbezogen zu leben, gehöre zur Suche nach dem Reich Gottes „der Wunsch, das menschliche Zusammenleben in einen Raum der Geschwisterlichkeit und der Würde für alle zu verwandeln, der niemanden ausschließt,“ erinnerte der Papst.

„Möge die Jungfrau Maria, die uns im Magnificat beständig an Gottes Entscheidungen erinnert und denen eine Stimme verleiht, die keine Stimme haben, uns helfen, in die neue Logik des Reiches Gottes hineinzufinden, damit die Liebe Gottes, die annimmt, vergibt, Wunden verbindet, tröstet und heilt, in unserem Christenleben immer präsent ist,“ so der abschließende Denkanstoß von Papst Leo an diesem Sonntag, der ganz im Zeichen der Solidarität mit den Armen stand.

Ein Eindruck von der Messe
Ein Eindruck von der Messe   (ANSA)

Die Initiativen der Vinzentiner-Familie und die Bedürftigen aus Peru

Vor der Messfeier hat Leo XIV. verschiedene Personen getroffen, die sich auf unterschiedliche Weise in der Hilfe für die Armen engagieren. Darunter auch Pater Tomaz Mavrič, Generaloberer der Vinzentiner-Familie, der dem Papst die Schlüssel für das Projekt „13 Häuser“ übergab. Diese 30 cm großen Bronze-Schlüssel, die von dem kanadischen Künstler Timothy Schmalz geschaffen wurden, stehen für mehr als 130 Projekte in 79 Ländern, in deren Rahmen seit 2018 bereits 2.786 Häuser gebaut und über 11.030 Menschen versorgt werden konnten.

Bei der Heilig-Jahr-Feier in Rom mit dabei waren auch Bedürftige, die durch das peruanische Projekt „Villa San Vicente“ betreut werden. Die Initiative, die noch heute Migranten und Obdachlosen hilft, wurde 2019 vom heutigen Papst Leo XIV. gefördert, als er noch Bischof von Chiclayo war.

(vaticannews – skr)
 

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16. November 2025, 13:25