Papst-Appell in Beirut: „Libanon, steh wieder auf!“
Mario Galgano - Vatikanstadt
In seiner Predigt würdigte Papst Leo XIV. zunächst die „seltene Schönheit“ des Libanon, die in der Heiligen Schrift besungen wird. Zugleich räumte er die tiefen Wunden und „vielen Probleme“ ein, welche diese Pracht überschatten: ein „schwaches und oft instabiles politisches Umfeld“, die „dramatische Wirtschaftskrise“ und die „Gewalt und Konflikte, die alte Ängste wieder geweckt haben“.
Dankbarkeit und der Weg der „Kleinen Lichter“
Der Papst lud die Libanesen ein, trotz der „Trostlosigkeit des Herzens“ und der „Resignation“ die Haltung des Lobes und der Dankbarkeit zu pflegen, so wie Jesus im Evangelium dem Vater dankt. Dieser Dank richte sich nicht an die „außergewöhnlichen Werke“, sondern daran, dass Gott seine Größe „gerade den Kleinen und Demütigen offenbart“.
Leo XIV. ermutigte das libanesische Volk, die „kleinen brennenden Lichter inmitten der Nacht“ zu entdecken. Er nannte beispielhaft den „einfachen und echten Glauben“ in den Familien, das beständige Wirken der Pfarreien, sowie die Laien, die sich in der Caritas engagieren.
„Wegen dieser Lichter, die mühsam die Dunkelheit der Nacht zu erhellen suchen, aufgrund dieser kleinen und unsichtbaren Keimlinge, die jedoch Hoffnung für die Zukunft geben, müssen wir heute wie Jesus sagen: ,Wir preisen dich, Vater!’ Wir danken dir, dass du bei uns bist und uns nicht wanken lässt.“
Entwaffnung der Herzen und die Vision des geeinten Libanon
Der Papst forderte die Gläubigen auf, diese Sprösslinge der Hoffnung zu pflegen und „nicht der Logik der Gewalt und der Idolatrie des Geldes nachzugeben“. Er definierte den einzigen Weg zur Wiederherstellung der früheren Pracht des Landes:
„Entwaffnen wir unsere Herzen, lassen wir die Panzerung unserer ethnischen und politischen Verschlossenheit fallen, öffnen wir unsere religiösen Bekenntnisse für die Begegnung miteinander und wecken wir in unserem Inneren neu den Traum von einem geeinten Libanon, in dem der Friede und die Gerechtigkeit triumphieren.“
Zum Abschluss der Predigt appellierte Leo XIV.: „Libanon, steh wieder auf! Sei ein Haus der Gerechtigkeit und der Geschwisterlichkeit! Sei ein Vorbote des Friedens für die ganze Levante!“
Highlight: Emotionaler Friedensappell für den Nahen Osten
Unmittelbar nach dem Gottesdienst setzte Papst Leo XIV. ein emotionales Zeichen, das weit über die Landesgrenzen hinausreichte: Mit einem leidenschaftlichen Friedensappell für den gesamten Nahen Osten beendete er seine Reise in die Türkei und in den Libanon.
Der Papst betonte, die Region brauche „neue Ansätze“ und einen „Kurswechsel“, um die Denkweise von Rache und Gewalt zu überwinden und neue Kapitel der Versöhnung zu beginnen.
„Der Nahe Osten braucht neue Ansätze, um die Mentalität der Rache und Gewalt abzulehnen, politische, soziale und religiöse Spaltungen zu überwinden und im Namen der Versöhnung und des Friedens ein neues Kapitel aufzuschlagen,“ rief der Papst unter dem Jubel der Menschen. Er fuhr fort: „Der Weg des Kriegs, des Tötens und der Zerstörung, deren Folgen wir alle sehen, ist schon viel zu lange beschritten worden.“
Die rund 150.000 zum Gottesdienst versammelten Menschen beklatschten den emotional auf Englisch vorgetragenen Friedensappell des Papstes in Beirut begeistert.
Leo XIV. bat die internationale Gemeinschaft erneut, „keine Anstrengungen zu scheuen“ für Dialog und Versöhnung. Die Bevölkerung des Libanon rief er auf, Mut zu schöpfen und Botschafter des Friedens im gesamten Nahen Osten zu sein.
Zuvor hatte der Papst in den vergangenen Tagen in der Türkei für die Respektierung von Minderheiten und die Einheit der christlichen Kirchen geworben und mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. neue Schritte auf dem Weg zur vollen Einheit angekündigt. Im Libanon ermutigte er während seines Aufenthalts Angehörige aller Religionsgemeinschaften, sich für Versöhnung und Frieden einzusetzen und wurde als Bote der Hoffnung und des Friedens begrüßt. Am Nachmittag fliegt das Kirchenoberhaupt zurück nach Rom.
(vatican news)
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