Mariä Empfängnis: Papst Leo betet erstmals an Mariensäule in Rom
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Der 8. Dezember ist in Italien nicht nur der Tag, an dem in den Wohnungen der Christbaum geschmückt und die Krippe aufgestellt wird. Es ist auch einer der bedeutendsten Feiertage Italiens. Er läutet die Vorweihnachtszeit ein und hält einen Termin bereit, der den Römern und dem Bischof von Rom gleichermaßen am Herzen liegt: Das Gebet an einem der beeindruckendsten Mariendenkmäler der Ewigen Stadt, der fast 27 Meter hohen Mariensäule, die 1856 - nach der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens durch Papst Pius IX. - errichtet wurde. Die Marienfigur spielt eine wichtige Rolle in der römischen Volksfrömmigkeit. „Immacolata“ war früher in Italien auch ein beliebter Frauenname.
Wie jedes Jahr säumten unzählige Römer und Pilger die engen Gassen an der Piazza di Spagna, einer der beliebtesten Einkaufsstraßen der Ewigen Stadt, als das offene Papamobil mit dem Heiligen Vater an diesem milden Dezembertag an der Mariensäule vorfuhr.
Die Ankunft des Papstes wurde von den Klängen populärer italienischer Marienlieder begleitet, wie dem „Dell'aurora Tu sorgi più bella“ (Mit der Morgendämmerung erhebst du dich noch schöner):
„Wie eine Lilie bist du unbefleckt, wie eine Rose strahlst du unter den Blumen. Du eroberst die Herzen der Engel, du bist der Stolz und Schmuck der Erde,“ sang der Chor unter Begleitung des vatikanischen Gendarmeriekorps, als Papst Leo vom Generalvikar Seiner Heiligkeit für das Bistum Rom, Kardinal Baldassare Reina, und Bürgermeister Roberto Gualtieri begrüßt wurde. Vor der Mariensäule waren schon zahlreiche Blumengrüße niedergelegt worden – und auch Papst Leo ehrte die Jungfrau Maria mit einem prachtvollen Bouquet weißer Rosen.
Hoffnung für eine geprüfte Menschheit
In seinem Gebet pries das Kirchenoberhaupt Maria für ihre Reinheit und ihr mutiges „Ja“ zum Plan Gottes. Mit Blick auf das Heilige Jahr der Hoffnung, das zahlreiche Pilger nach Rom geführt hat, legte er der Gottesmutter die Menschheit ans Herz, „die geprüft, ja oft niedergedrückt“, deren Hoffnung aber noch nicht erloschen sei:
„Schau, o Maria, auf die vielen Söhne und Töchter, in denen die Hoffnung nicht erloschen ist:
Lass in ihnen aufkeimen, was dein Sohn gesät hat…. Möge die Hoffnung des Jubeljahres in Rom
und in jedem Winkel der Erde erblühen; die Hoffnung auf die neue Welt, die Gott bereitet und
deren Juwel und Morgenröte du bist, o Jungfrau.“
Die Kunst der Versöhnung lernen
Der Pontifex gab dem Wunsch Ausdruck, dass sich die Hoffnung „auf die neue Welt, die Gott bereitet“, von Rom aus in der ganzen Welt verbreiten werde.
„Mögen sich nach den Heiligen Pforten nun auch andere Türen öffnen, die Türen von Häusern und Oasen des Friedens, in denen die Würde wieder erblüht, zur Gewaltlosigkeit erzogen wird und man die Kunst der Versöhnung lernt,“ betete der Papst an der Mariensäule auf dem Spanischen Platz.
Kirche mit und unter den Menschen sein…
Der Muttergottes legte er die Kirche ans Herz, „die die Freuden und Hoffnungen, die Trauer und Ängste unserer Zeitgenossen aufnimmt, besonders der Armen und Leidenden“. Sie möge „Sauerteig im Teig einer Menschheit sein, die Gerechtigkeit und Hoffnung erfleht“, so der Wunsch des Papstes.
Abschließend vertraute er die Menschen, die in unserer schnelllebigen und erfolgsorientierten Welt vor großen Herausforderungen stehen, noch mit folgenden Worten Maria an:
„Bitte für uns, die wir mit Veränderungen ringen, die uns unvorbereitet und machtlos zu treffen scheinen. Schenke uns Träume, Visionen und Mut, du, die du mehr als jeder andere weißt, dass für Gott nichts unmöglich ist – und dass Gott nichts allein vollbringt.“
Die Päpste und die Immacolata
Am 8. Dezember 1854 verkündete der selige Papst Pius IX. das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Drei Jahre später, am 8. September 1857, segnete und weihte derselbe Papst das Monument der Unbefleckten Jungfrau an der Piazza di Spagna. Papst Pius XII. begann im „Marienischen Jahr“ 1953 den Brauch, Maria am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis mit einem Blumengruß an der Piazza di Spagna die Ehre zu erweisen. Im Jahr 1958 begab sich der heilige Papst Johannes XXIII. persönlich zum Spanischen Platz und legte zu Füßen des Monuments einen Korb weißer Rosen nieder. Anschließend besuchte er die Basilika Santa Maria Maggiore. Dieser Brauch wurde auch von allen nachfolgenden Päpsten fortgeführt, zuerst von seinem direkten Nachfolger Paul VI., der zum Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils am 8. Dezember 1965 zu Füßen der Jungfrau Maria betete und später während der Ölkrise nicht im Wagen, sondern in einer Kutsche zu ihr fuhr. Auch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben den Termin zu Maria Empfängnis nie ausgelassen – ebensowenig wie der bekennende Marienverehrer Papst Franziskus, der diese Tradition um einen Stopp in der Basilika „Santa Maria Maggiore“ erweitert hat.
(vaticannews – skr)
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