Papst besucht Klinik im Libanon: Die Schwächsten nicht vergessen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Insbesondere die Christen seien dazu aufgerufen, sich um die Armen zu kümmern: „Das Evangelium selbst verlangt das von uns, und – nicht zu vergessen – der Schrei der Armen, der auch die Heilige Schrift durchzieht, hinterfragt uns", betonte das katholische Kirchenoberhaupt am Dienstag - dem letzten Tag seiner Libanon-Reise, beim Besuch der von Ordensfrauen betriebenen psychiatrischen Klinik „De la Croix" in Jal ed Dib am Stadtrand von Beirut. Die Klinik mit mehr als 1.000 Betten ist eines der größten Krankenhäuser für Menschen mit geistiger Behinderung im Nahen Osten und es war ausdrücklicher Wunsch des Papstes, hier vorbei zu schauen. Der Komplex umfasst fünf große Pavillons für Patienten sowie eine Apotheke, eine Ambulanz, Arztpraxen, Küchen, Wäscherei und auch einen Theatersaal.
Würdigung des Gründers, Pater Jacques
Gegründet wurde die Einrichtung 1952 vom seligen Pater Jacques Haddad, einem libanesischen Kapuzinerpater. Ihn und die Franziskanerinnen, die sein Werk weiter führen, würdigte Leo XIV. besonders:
„Dieses Krankenhaus ist vom seligen Pater Jacques gegründet worden, Père Yaacub, einem unermüdlichen Apostel der Nächstenliebe, an dessen Heiligkeit wir zurückdenken, die sich insbesondere in seiner Liebe zu den Ärmsten und Leidenden zeigte. Die von ihm gegründeten Franziskanerinnen vom Kreuz setzen sein Werk fort und leisten einen wertvollen Dienst: Danke, liebe Schwestern, für die Sendung, die ihr mit Freude und Hingabe weiterführt!"
Die Kranken erinnerte der Papst in seinem Grußwort daran, dass Gott bei ihnen sei:
„Euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr von Krankheit gezeichnet seid, möchte ich einzig daran erinnern, dass ihr im Herzen Gottes, unseres Vaters, seid. Er hält euch in seinen Händen, begleitet euch mit Liebe und schenkt euch seine Zärtlichkeit durch die Hände und das Lächeln derer, die sich um euer Leben kümmern. Zu einem jedem von euch sagt der Herr heute erneut: Ich liebe dich, ich habe dich gern, du bist mein Kind! Vergesst das niemals! - Danke an alle! Shukrán! Allah ma’akum (Danke! Der Herr sei mit euch)."
Kranke danken dem Papst: Licht im Alltag
60 Prozent der Betreuten in der Klinik sind Muslime, aufgenommen werden alle, die Hilfe brauchen, ohne Unterschied. Vor dem Papst sprachen stellvertretend für alle auch eine Patientin und ein Patient:
„Ihre Anwesenheit in der Psychiatrischen Klinik La Croix ist für uns eine große Freude, denn hier führen wir ein Leben voller Nächstenliebe und Gleichheit. Sie sind ein Licht in unserem Alltag, Ihr Besuch lindert dank Ihres Glaubens unsere Leiden und gibt uns neuen Mut und neue Hoffnung - Eure Heiligkeit, lieber Papst Leo XIV. ,Ihr Besuch ist eine Gnade und ein Zeichen der Liebe Gottes zu unserem Volk. (...) Ihr Besuch bringt Frieden, Trost und Licht in jedes verwundete Herz."
Papst Leo dankte zudem dem Klinikpersonal, gerade angesichts der nicht immer einfachen Arbeit: „Manchmal mag einen Müdigkeit oder Mutlosigkeit überkommen, vor allem aufgrund der nicht immer günstigen Bedingungen, unter denen ihr eure Arbeit verrichtet. Ich möchte euch ermutigen, nicht die Freude an dieser Aufgabe zu verlieren, und euch trotz mancher Schwierigkeiten ans Herz legen, immer das Gute vor Augen zu haben, das ihr verwirklichen könnt. In den Augen Gottes ist das ein großes Werk!"
Ein tägliches Wunder
Von den Schwierigkeiten im Alltag der Klinik, die aufgrund mangelnder Gelder auch schon von Schließung bedroht war, berichtete Generaloberin Schwester Marie Makhlouf:
„Unsere Mission ist ein tägliches Wunder, wie diejenigen bezeugen, die sie gelebt haben. Denn wie könnte eine bescheidene Einrichtung, der alle Mittel fehlen, inmitten der Schrecken von Explosionen, Hunger, Epidemien und dem Zusammenbruch staatlicher Institutionen standhaft bleiben? Wie können wir ohne Unterstützung weitermachen und dennoch unsere Türen immer weiter öffnen, jedes Mal, wenn sich die Türen der Welt für diejenigen schließen, die Zuflucht suchen? Weder die Wissenschaft kann es erklären ... noch die weltliche Wirtschaft ... noch die menschliche Logik. Nur der Himmel hat die Antwort!"
Mit eindringlichen Worten machte Schwester Marie auch noch einmal deutlich, wie schwer es gerade psychisch Kranke im Libanon und andernorts oft haben, und wie bedeutend daher der Papstbesuch hier war:
„Hier leben vergessene Seelen, belastet von ihrer Einsamkeit ... Gesichter, die in den Medien nicht zu sehen sind, von denen man von der Kanzel nichts hört. Ihr heutiger Besuch bezeugt den kleinen Geschwistern Jesu, den Ärmsten der Armen und den am meisten Bedrängten, die Liebe Gottes zu ihnen und den kostbaren Platz, den sie in Seinem Herzen und in Ihrem Herzen einnehmen."
Ein Vater für die Vergessenen
Schwester Marie nannte Papst Leo einen „Vater für die Vergessenen, die Verlassenen und die Ausgegrenzten". Sie betonte zudem:
„Frieden entsteht, wenn die Kirche die Hand eines Menschen ergreift, der nicht einmal seinen eigenen Namen aussprechen kann. Wir sind dankbar für Ihren Besuch in unserem Krankenhaus, einem Ort, der der Welt bezeugt, dass diese vergessenen Seelen keine Last sind, die es zu tragen gilt, sondern vielmehr ein kostbarer Schatz der Kirche."
Dies dürfte ganz im Sinne von Papst Leo gewesen sein, der seit Beginn seines Pontifikats am 8. März unermüdlich für Frieden wirbt. Auch bei dieser seiner ersten Auslandsreise, die ihn zunächst in die Türkei und nun in den Libanon führte, war dieses Thema zentral. Die Papstreise in den Libanon trägt den Frieden auch im Motto:„Selig, die Frieden stiften“.
Das Krankenhaus „De la Croix" in Jal ed Dib liegt erhöht am Stadtrand von Beirut. Von dort aus kann man den Hafen sehen, an dem es vor fünf Jahren eine schwere Explosion gab. Den Hafen besuchte Papst Leo XIV. im Anschluss - für ein stilles Gebet am Ort der Katastrophe.
(vatican news - sst)
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