Heilig-Jahr-Feier der Strafgefangenen: Eine Kultur der Liebe fördern
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Das Wochenende des 12. bis 14. Dezember stand ganz im Zeichen der Strafgefangenen und des Strafvollzugs. Rund 6.000 Pilger aus etwa 90 Ländern waren zu dieser dreitägigen Großveranstaltung nach Rom gekommen, darunter Inhaftierte mit ihren Familien sowie Gefängnis-, Polizei- und Verwaltungspersonal. Aus Italien waren unter anderem Delegationen aus den Gefängnissen Rebibbia und Casal del Marmo vertreten, die Leos Vorgänger Papst Franziskus mehrfach besucht hatte, um Strafgefangenen Hoffnung zu geben und die mediale Aufmerksamkeit auf die oft prekären Zustände im Strafvollzug zu lenken. Auf seinen Wunsch hin war auch erstmalig in einem Heiligen Jahr eine Heilige Pforte in einem Gefängnis geöffnet worden.
„In diesem Zusammenhang richtete Papst Franziskus am 26. Dezember letzten Jahres bei der Öffnung der Heiligen Pforte in der Kirche „Chiesa del Padre nostro“ im Gefängnis von Rebibbia eine Einladung an alle: »Zwei Dinge möchte ich euch sagen«, erklärte er, »Erstens: Haltet das Tau in der Hand, mit dem Anker der Hoffnung. Zweitens: Öffnet die Türen eures Herzens weit«, erinnerte Papst Leo in seiner Predigt an die außergewöhnliche Geste, mit der sein Vorgänger das Heilige Jahr der Hoffnung eingeläutet hatte.
Heiliges Jahr: Aufruf zur Umkehr und Grund zur Freude
Wie Papst Leo weiter betonte, müsse es auch in den schwierigen Umständen, wie sie in Gefängnissen herrschen, möglich sein, nach einem Fehltritt wieder aufzustehen. Niemand dürfe auf das reduziert werden, was er falsch gemacht habe. Gerechtigkeit sei immer ein Prozess der Wiedergutmachung und Versöhnung.
Wörtlich sagte der Papst:
„Wenn man trotz schwieriger Umstände die Schönheit der Gefühle, die Empfindsamkeit, die Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse anderer, den Respekt, die Fähigkeit zu Barmherzigkeit und Vergebung bewahrt, dann gedeihen auf dem harten Boden des Leidens und der Sünde wunderbare Blumen, und es kommt auch innerhalb von Gefängnismauern zu Gesten, Projekten und Begegnungen, die in ihrer Menschlichkeit einzigartig sind. Es handelt sich um eine Arbeit an den eigenen Gefühlen und Gedanken, die für Menschen, denen die Freiheit genommen wurde, notwendig ist, aber noch mehr für diejenigen, die die große Verantwortung tragen, ihnen gegenüber und für sie die Gerechtigkeit zu vertreten. Das Heilige Jahr ist ein Aufruf zur Umkehr und gerade deshalb ein Grund zu Hoffnung und Freude.“
Die Kultur der Liebe...
An die Menschlichkeit Jesu erinnernd, unterstrich der Papst die Notwendigkeit, die Herzen zu öffnen und sich für Versöhnung und Neubeginn einzusetzen.
„Dies führt uns zu einer weiteren Dimension der Prophetie, die wir gehört haben: der Verpflichtung, in jedem Umfeld – und heute betonen wir: insbesondere in den Gefängnissen – eine Zivilisation zu fördern, die auf neuen Kriterien und letztlich auf der Liebe basiert, wie der heilige Paul VI. am Ende des Heiligen Jahres 1975 sagte: »[Diese Liebe] müsste gerade für das öffentliche Leben […] der Beginn einer neuen Stunde der Gnade und des guten Willens [sein], die uns der geschichtliche Augenblick eröffnet: die Kultur der Liebe!«, so die konkrete Forderung des Papstes.
Das Kirchenoberhaupt erinnerte auch an das Jahr der Gnade im biblischen Sinn, das jedem Menschen neue Chancen eröffnet habe - und verwies auf den Wunsch von Papst Franziskus, im Heiligen Jahr „Formen der Amnestie und des Straferlasses zu gewähren, um den Menschen zu helfen, das Vertrauen in sich selbst und in die Gesellschaft wiederzugewinnen.“
Auch in den größten Herausforderungen sind wir nicht allein...
Neben spiritueller Umkehr seien also konkrete Schritte notwendig, um Probleme wie beispielsweise die Überbelegung von Gefängnissen anzugehen und Inhaftierten eine wirkliche Wiedereingliederung zu ermöglichen, so Papst Leo. Dazu gehörten Bildungsprogramme zur Resozialisierung, Beschäftigungsmöglichkeiten und Unterstützung dabei, seelische und körperliche Wunden zu heilen.
Abschließend rief der Pontifex dazu auf, angesichts von Herausforderungen und Schwierigkeiten nicht zu verzweifeln, sondern auf die Nähe Gottes zu vertrauen:
„Mögen alle gerettet werden! Das ist der Wille unseres Gottes, das ist sein Reich, darauf zielt sein Wirken in der Welt ab. Nun, da Weihnachten näher rückt, wollen auch wir seinen Traum noch stärker verinnerlichen, geduldig in unserem Bemühen und voller Zuversicht. Denn wir wissen, dass wir auch angesichts der größten Herausforderungen nicht allein sind: Der Herr ist nahe, er begleitet uns, und mit ihm an unserer Seite wird stets etwas Schönes und Erfreuliches geschehen.“
(vaticannews – skr)
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