Papst Leo XIV. würdigt die Spiritualität des Alltags von Bruder Lorenz
Mario Galgano - Vatikanstadt
Ob es eine deutsche Ausgabe geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. In seinem auf Italienisch erschienen Text beschreibt der Papst die Lehre von Bruder Lorenz (1614-1691) als einen Weg, der „zugleich einfach und schwierig“ sei. Einfach, weil er nichts weiter verlange, als sich beständig an Gott zu erinnern – durch kleine, kontinuierliche Akte des Lobes, des Gebets und der Anbetung inmitten jeder alltäglichen Handlung. Es sei aber auch ein schwieriger Weg, denn er erfordert einen Prozess der Läuterung, der Askese, der Entsagung und der Bekehrung unseres innersten Wesens, unseres Geistes und unserer Gedanken, weit mehr als unserer Handlungen.
Der Papst zieht eine Parallele zur heiligen Teresa von Avila, die ebenfalls von der Vertrautheit mit dem Herrn sprach und sogar von einem „Gott der Kochtöpfe“ überzeugt war. Leo XIV. betont, dass dieser Weg für jeden gangbar ist:
„Die christliche Ethik lässt sich wahrlich darin zusammenfassen: sich beständig daran zu erinnern, dass Gott gegenwärtig ist: Er ist hier.“
Humor und Demut im Kloster
Das katholische Kirchenoberhaupt hebt den Humor des Mystikers hervor. Bruder Lorenz sei ursprünglich mit dem Vorsatz ins Kloster eingetreten, hart für seine Jugendsünden zu büßen. Papst Leo schreibt dazu: „Er kann ironisch sagen, dass Gott ihn ‚getäuscht‘ hat, denn während er vielleicht etwas hochmütig ins Kloster eintrat, um sich aufzuopfern, fand er dort stattdessen ein Leben voller Freude.“
Inspiration für das dritte Jahrtausend
Für den Papst ist die Botschaft des Mönchs, der in einem Zeitalter lebte, das „sicherlich nicht weniger gewalttätig als das unsere“ war, hochaktuell. Die „Übung der Gegenwart Gottes“ zeige, dass keine äußere Situation den Menschen von Gott trennen könne.
Leo XIV. schließt sein Vorwort mit einem hoffnungsvollen Versprechen: Diese Art des Glaubens sei weit entfernt von bloßem Moralismus oder einer Reduzierung des Evangeliums auf Regeln. Vielmehr gelte das Versprechen Jesu, dass das Vertrauen auf Gott schon hier auf Erden das Hundertfache zurückgibt. „Sich der Gegenwart Gottes anzuvertrauen“, so der Papst, „bedeutet, bereits einen Vorgeschmack auf das Paradies zu erhalten.“
Unsere Radio-Akademie zu Bruder Lorenz
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
